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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Plato gearbeitet.
    Was bedeutete, dass allen etwas mulmig war.
    Die Geländewagen bogen von der Straße ab und nahmen die letzten zwei Kilometer in Angriff. Die drei Fahrer wussten, dass sie bereits mit Ferngläsern beobachtet wurden. Sie hatten den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab, hinter sich gelassen. Sie fuhren in flottem Tempo dicht hintereinander weiter und wurden dann langsam, um nicht bedrohlich zu wirken. Angeblich verfügten Platos Torwächter über Panzerabwehrraketen. Oder wenigstens Gewehrgranaten, außerdem Boden-Luft-Raketen zur Abwehr von Militärhubschraubern. Das mochte stimmen oder nicht, aber niemand wollte es praktisch ausprobieren.
    Die drei Wagen hielten einige Meter vor dem Tor. Die sechs Männer stiegen aus und blieben in der Abendhitze stehen. Niemand näherte sich ihnen. Sie wussten, dass sie aus der Ferne identifiziert wurden. Ansonsten würde es keine Kontrollen geben. Sie wussten, dass ihr Wohlverhalten nicht durch Leibesvisitationen, sondern durch die Tatsache garantiert wurde, dass sie alle Schwestern und Mütter, Großmütter und Cousinen in der näheren Umgebung hatten. Zusehen zu müssen, wie Verwandte verstümmelt wurden, war schrecklich. Danach mit ihnen zusammenleben zu müssen war noch schrecklicher.
    Ein Generator sprang an, der Elektroantrieb begann zu arbeiten, und das Tor öffnete sich. Eine Minute später war der letzte Wagen durchs Tor gefahren, das der Elektroantrieb nun wieder schloss.
    Peterson ließ Reacher vor Janet Salters Haus aussteigen, in dem er jetzt Tag und Nacht einquartiert war. Er stapfte die Einfahrt entlang. Die Polizistin in der Eingangshalle öffnete ihm die Tür. Janet Salter befand sich in der Bibliothek, saß in ihrem Sessel und las. Die zweite Uniformierte stand mit dem Rücken zu ihr an einer der Terrassentüren. Alles normal. Alles ruhig.
    Janet Salter hielt ihr Buch hoch und sagte: »Ich lese Sherlock Holmes.«
    Reacher fragte: »Von dem Hund, der nachts nicht gebellt hat?«
    »Genau.«
    »Darüber habe ich schon nachgedacht. Die Nachbarin wohnt im Luv Ihres Hauses. Dass ihr Hund nicht angeschlagen hat, bedeutet nicht, dass niemand hier war.«
    »Drüben im Salon gibt es einen weiteren Band, den Sie sich ansehen sollten«, sagte Janet Salter. Sie legte ihr Buch weg und stand auf. Reacher folgte ihr in den Salon hinüber. Sie schloss die Tür hinter ihnen. Aber sie zeigte ihm kein Buch, sondern fragte: »Sind die Biker wirklich weg?«
    Reacher sagte: »Ja.«
    »Kommen sie zurück?«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Dann bin ich jetzt also in Sicherheit?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Wieso hat Chief Holland sie laufen lassen?«
    »Kleinstadtregeln«, erwiderte Reacher.
    »Die in der Praxis bedeuten, dass nur ein einziger Mann verknackt wird, wie Sie es ausdrücken, wenn ich wie geplant vor Gericht aussage.«
    »Richtig.«
    »So war’s aber nicht beabsichtigt. Ursprünglich sollten alle hinter Gitter kommen. Jetzt machen sie nur irgendeine andere Kleinstadt unsicher.«
    »Und dann die nächste und die übernächste.«
    »Das ist nicht recht.«
    »So ist das Leben nun mal.«
    »Ich meine, dass es nicht recht ist, mich für so wenig einer so großen Gefahr auszusetzen.«
    »Sie wollen Ihre Zeugenaussage zurückziehen?«
    »Ja, ich denke schon.«
    17.55 Uhr.
    Noch zehn Stunden.

29
    Janet Salter ließ sich in einem der Sessel nieder. Reacher warf einen Blick aus dem Fenster zur Straße hinaus. Dort gab es nicht viel zu sehen. Nur einen Streifenwagen mit einem Cop, einem der guten Leute, der aufmerksam nach links und rechts und zwischendurch in den Rückspiegel schaute.
    Reacher sagte: »Ich glaube, dass Ihr Entschluss zu spät kommt, um sich noch auszuwirken.«
    Janet Salter fragte: »Weshalb?«
    »Sie könnten gleich jetzt mit Holland telefonieren, aber der kann erst morgen mit dem Staatsanwalt reden, und der wiederum kann die nötigen Anträge vielleicht erst übermorgen stellen, und diese Nachricht braucht vermutlich noch einen Tag länger, um überall durchzusickern. Aber die Schurken haben es eilig. Die Anlage dort draußen bringt ihnen Geld. Sie können sich keinen Stillstand leisten.«
    Janet Salter fragte: »Ich stecke also drin und kann nicht raus?«
    »Halten Sie die Ohren steif«, antwortete Reacher. »Ihnen passiert nichts.«
    »Letzte Nacht hätte mir etwas passieren können, wenn Sie nicht gewesen wären. Und Sie werden nicht ewig hier sein.«
    Reacher sagte: »Das muss ich nicht. Die Schurken werden nicht ewig warten.«
    Janet Salter

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