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616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Zurdo
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alte Mann sprach die-se Worte, als entsprängen sie dem Innersten seiner Seele. »Ich kenne dieses Gesicht und diese Augen. Auch ich habe sie vor langer Zeit gesehen. Genau wie dich hat dieses Wesen auch mich gesucht und gefunden.«
    Albert stieß einen erstickten Laut aus, und der alte Mann seufzte tief. Er fuhr fort: »Es ist ein schwerer Kampf. Du ge-hörst dem Heer unseres Herrn an. Verzage nicht. Sei tapfer. In meiner Jugend wurde ich selbst von einem Wesen versucht, das ich mir nur als den Teufel vorstellen kann. Deshalb hat Ignatius dich zu mir geschickt. Er kennt die Geschichte. Die ganze Zeit habe ich auf jemanden gewartet, der meine Besorgnis teilen kann. Nun weiß ich, dass du derjenige bist … Es geschah 1922. Damals war ich siebenundzwanzig Jahre alt, und man hatte mich gerade einem kleinen sizilianischen Dorf namens Canneto di Caronia als Gemeindepfarrer zugewiesen.«
    »Canneto di Caronia?«, rief Albert aus.
    »Ja, genau. Warum überrascht dich das, mein Junge? Kennst du es?«
    »Vor einem Jahr gab es in diesem Dorf eine Untersuchung wegen eines Falls von übersinnlich motivierter, spontaner Selbstentzündung. Häuser, die von allein in Brand gerieten, Explosionen ohne Ursache, Feuer, die aus dem Nichts entstanden. Anscheinend gab es einen Zusammenhang zu Ouija-Praktiken.«
    »Hmm … Was ich dort erlebt habe, kurz nachdem ich in der Gemeinde angekommen war, hing auch mit Feuer und Flammen zusammen, aber nicht mit Selbstentzündung. Das Feuer war von Menschenhand gemacht. Ein schreckliches Verbrechen, an dem ein paar kleine Mädchen beteiligt waren. Sie waren nicht die Opfer, sondern die Täterinnen. Kaum zu glauben bei sechsjährigen Kindern. Es waren auch sechs Mäd-chen, allesamt Töchter ungläubiger Eltern, die nicht öfter in die Kirche gingen als in die Kneipe. Schlechte Menschen mit niederen Gefühlen, die die Mädchen ohne jedes Moralver-ständnis hatten aufwachsen lassen, wie wilde Tiere. Keins der sechs Mädchen ging zur Schule. Aufgrund ihrer Armut, aber vor allem wegen der Vernachlässigung durch ihre Erzeuger waren sie unterernährt. Sie waren immer schmutzig und un-gekämmt. Aber niemand hätte gedacht, dass sie fähig wären, ein so abscheuliches Verbrechen zu begehen, und dass dieses Verbrechen mit den Jahren auch noch in Vergessenheit geraten würde. Nur wenige Menschen kannten die Wahrheit, und diejenigen von uns, die das noch konnten, kamen über-ein, nie über den Vorfall zu sprechen. Was mich betrifft, bis heute. Für die anderen kann ich nicht sprechen. Aber ich habe das Gefühl, dass sie alle ihr Geheimnis mit ins Grab genommen haben, denn die, die davon wussten, starben inner-halb weniger Wochen.«
    Pater Cloister wartete gespannt. Noch wusste er nicht, welche Richtung die Geschichte nehmen würde oder was sie mit seinem Fall zu tun hatte. Doch er war sicher, dass sie viel damit zu tun hatte. Vielleicht zu viel. Die Nackenhaare stellten sich ihm auf, während der Alte fortfuhr.
    »Eines der Mädchen, die Anführerin, kam aus einer Familie, die als verflucht galt. Zwanzig Jahre davor hatten die Leu-te in einem Dorf in der Nähe namens Torremuzza einen ihrer Großväter, dessen Frau und mehrere ihrer Kinder getötet. Sie hoben ein großes Grab aus und begruben darin ihre Leichen, zusammen mit den Überresten mehrerer Tiere, die ihnen gehört hatten, und einer großen Menge Schwefel. Das jüngste Kind war gerade erst vier Jahre alt gewesen … Aber diese Familie hatte die Menschen in der Region in Angst und Schrecken versetzt. Zwei der Söhne hatten ein junges Mäd-chen aus dem Dorf vergewaltigt und ermordet – sie hatten sie an einem Baum aufgehängt und danach gevierteilt. Daraufhin beschlossen die Dorfbewohner, darunter auch der Pfarrer, die Gerechtigkeit selbst in die Hand zu nehmen, und töteten die ganze Familie. Sie töteten sie wie Hunde, ohne Gerichtsurteil oder Gelegenheit zur Verteidigung. Das Böse war in die Her-zen aller eingedrungen. Schmerz wurde mit Schmerz vergolten. Das Böse wurde mit Blut, Erde und Schwefel zugedeckt. Der Schwefel war die Idee des Pfarrers. Zu Zeiten der Inquisition rieb man die Kleidung der zum Tode verurteilten Besessenen mit Schwefel ein, ehe man sie hinrichtete. Schon immer hat man dieses chemische Element und seine Ausdüns-tungen aus den Tiefen der Erde mit der Hölle verbunden. Der Hass erreichte ungeahnte Ausmaße. Wenn das Böse wahrhaft groß und real ist, kehren die Menschen zu ihren primitiven Ursprüngen zurück. Dann tritt der

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