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616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Zurdo
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Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die wütet am Mittag. Du, Herr, bist meine Zuflucht.«
    »Das Mädchen war erst zwölf Jahre alt, ja. Und sie hütete ein kleines Geheimnis.«
    Daniel sah Audrey an. Sie schauderte.
    »Fallen auch tausend zu Deiner Seite, Dir zur Rechten zehnmal tausend, so wird es doch Dich nicht treffen …«
    »HÖR MIR ZU, PRIESTER!«
    Mit einem kurzen, trockenen Geräusch zerrissen die Rie-men. Ein übelriechender Windstoß bauschte ihre Kleidung. Audrey erstickte ihren Schrei in den Händen, die sie sich vor den Mund schlug.
    »… Ja, Du wirst es sehen mit eigenen Augen, wirst zuschauen, wie den Frevlern vergolten wird«, fuhr Pater Gómez nervös fort. Doch Daniel unterbrach ihn erneut, während er zugleich in aller Ruhe die Überreste der Riemen von seinen Handgelenken löste.
    »Ich habe gesagt … DU SOLLST MIR ZUHÖREN!«
    Der Exorzist erstarrte und wich dann zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Kommode stieß. Der Aufprall hätte beinahe die Digitalkamera zu Boden geworfen. Jemand, der die Aufnahme dieser Szene sähe, könnte glauben, der Priester sei aus eigenem Antrieb rückwärtsgegangen und zufällig gegen die Kommode gestoßen. Doch Audrey wusste es besser. Sie sah Pater Gómez’ entsetzte Miene. Der Exorzist hatte sich nicht freiwillig bewegt. Daniel hatte ihn wie eine Marionette gesteuert.
    Der alte Gärtner ergriff wieder das Wort. Und seine Stim-me war furchterregend: »Du hast sie getötet.«
    »Der Dämon, von dem sie besessen war, hat sie getötet«, verteidigte sich der Priester. Unter dem niederträchtigen Blick Daniels kroch er mit verzerrtem Gesicht über den Boden und stammelte: »Das Buch, wo ist das Buch?«
    »Wusstest du, dass sie schwanger war?«
    Pater Gómez verstummte und hielt in seiner Suche inne. Er hatte es nicht gewusst. Audrey hockte in einer Ecke und beschränkte sich aufs Beobachten. Das Buch, das der Exorzist suchte, war zwischen Daniels Füßen gelandet. Er warf es Pater Gómez zu.
    »Da hast du dein Buch, Priester.«
    Schwerfällig richtete Pater Gómez sich auf, das Buch mit der rechten Hand umklammernd. Schwer atmend suchte er die Stelle im Ritual, an der Daniel ihn unterbrochen hatte, doch er fand sie nicht. Verzweifelt ergriff er das Kruzifix, das auf dem Bett lag, hielt es wie einen Schild zwischen sich und Daniel und begann, den Text einer beliebigen Seite herauszu-schreien: »Verlass diesen Diener Daniel, den Gott nach seinem Ebenbild erschaffen, mit seinen Gaben überhäuft und als Sohn seines Erbarmens angenommen hat. Ich beschwöre dich, Sa-tan, Fürst dieser Welt: Erkenne die Macht und die Kraft Jesu Christi an, der dich in der Wüste besiegt hat …!«
    Diese Worte lösten etwas aus, womit Audrey bereits nicht mehr gerechnet hatte. Daniel krümmte sich, als wären die schlichten Worte brennende Pfeile. Entsetzt beobachtete sie die schrecklichen Veränderungen im Körper des alten Man-nes. Auf dem Video würden sie hinterher nicht richtig zu sehen sein. Unter Daniels Haut bewegte sich etwas. Etwas Schlüpfriges, das sein Gesicht verzerrte und ihn veranlasste, sich unter Schmerzensschreien das Hemd vom Leib zu reißen.
    »O Gott! O mein Gott!«, stöhnte Audrey.
    Daniels Rumpf war jetzt von einem Netz schwarzer Adern überzogen. Sie pulsierten. Sie lebten. Sie veränderten Form und Position unter seiner Haut.
    Audrey wandte sich dem Exorzisten zu. In seinem Blick sah sie etwas, das dem Wahnsinn nahekam. Und dieser Wahnsinn übertrug sich auch auf die Worte, die er herausschrie: »… im Garten des Ölbergs deinen Nachstellungen widerstand, am Kreuz dich entmächtigt und nach seiner Auferstehung aus dem Grab deine Gefangenen im Triumph in das Reich des Lichtes geführt hat. Fahre aus aus diesem Geschöpf, aus Daniel, den Christus durch seine Geburt zu seinem Bru-der gemacht und im Tod durch sein Blut erlöst hat. ICH BE-SCHWÖRE DICH, SATAN, DER DU DAS MEN-SCHENGESCHLECHT TÄUSCHST …!«
    Aus Daniels Mund drang ein Gemisch aus tausend abscheulichen Stimmen, die ihre Qualen in tausend verschiedenen Sprachen herausschrien.
    Das war der Augenblick.
    Der Teufel, von dem Daniel besessen war, war beinahe besiegt. Audrey musste ihn nach Eugene fragen. Jetzt, da er so schwach war wie noch nie. Ehe der Exorzist ihn vollständig austrieb.
    Audrey kniete sich vor das Bett, auf dem Daniel sich im-mer noch wand und grauenhaft heulte. Pater Gómez war so in seine Aufgabe vertieft, dass er sie nicht einmal rügte. Er fuhr einfach mit dem

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