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616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Zurdo
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glücklich.
    Allmählich fügten sich die einzelnen Teile des Puzzles ineinander: »DIE HÖLLE IST ÜBERALL«, die dämonischen Augen im Feuer, die Zahl 616 … Wären die Berichte jener Menschen von der Grenze zwischen Leben und Tod nicht gewesen, Cloister hätte bereits eine klar umrissene Theorie zu dem, was zurzeit geschah. Bis auf jenes »kleine Detail« ließe der Fall sich als Versuchung des Teufels erklären. Die bösen Geister führen die Menschen in Versuchung, damit sie verzweifeln, schlecht werden, unmoralische und perverse Handlungen begehen und der Teufel ihre Seelen ernten kann. Der Teufel kämpft mit Gott um die Seelen der Männer und Frau-en, welche die Erde bevölkern, denn er will sie zu Bewohnern der Hölle machen.
    Cloister hatte nie an eine physisch reale Hölle in einer konkreten Raumzeit oder einer zwar unbekannten, aber rea-len Dimension geglaubt. Das Böse, so wie er es verstanden hatte, waren die Versuchung und der Sündenfall – eine weitere Prüfung des Schöpfers, um seine Kinder vorzubereiten. Die Menschheit war dazu bestimmt, sich nach dem weltlichen Leben, nach dem Durchlaufen dieses Jammertals mit Gott zu vereinen. Der Grund für die Existenz der Hölle im göttlichen Plan musste der Wunsch sein, die Menschen den Schmerz erfahren zu lassen, damit sie auch die Freude verstanden; sie der Verzweiflung anheimfallen zu lassen, damit sie die Seligkeit und die Erlösung zu schätzen wussten. Dies war das Schöpfungsmodell, an das Cloister glaubte.
    Doch jene furchterregenden Berichte von den letzten Augenblicken der physischen Existenz, wenn der Geist sich vom Körper löst, vor allem aber die Fälle des spanischen Pfarrers und der alten Französin … Da passte etwas nicht zu Cloisters Deutung. Und er wusste auch, was.
    Der Jesuit durchsuchte weiter die Treffer, die die Suchmaschine ihm anbot, bis er zu einem Link kam, der sofort seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Er klickte darauf und wartete den Seitenaufbau ab. Es handelte sich um eine Aufstellung alter Kirchen in Boston. Einige existierten noch, andere nicht. In der zweiten Kategorie fand sich eine ursprünglich katholische Kirche, deren Standort entsakralisiert worden war, als man im neunzehnten Jahrhundert auf dem Gelände ein ziviles Gebäude errichtet hatte. Dieses Gebäude war das alte Vendange Hotel gewesen.
    Alles wies immer deutlicher in eine bestimmte Richtung.
    Sinn und Zweck dieses makabren Spiels lagen hingegen weiter im Dunkeln. Worum ging es dabei? Cloister sah sich selbst als Roboter, der nach einem voreingestellten Programm arbeitete. Und erneut überkam ihn Unruhe.
    Am nächsten Morgen kam Cloister gerade aus der Dusche, als der unangenehme Klingelton des Zimmertelefons ertönte. Es war Punkt acht Uhr.
    »Albert Cloister«, sagte der Jesuit.
    »Guten Morgen, Pater«, erwiderte eine sanfte weibliche Stimme. »Ich verbinde Sie mit Mutter Victoria.«
    »Danke.«
    Der Priester setzte sich auf den Bettrand und wartete, bis die Nonne ans Telefon kam.
    »Pater Cloister?«
    »Am Apparat, Mutter Victoria.«
    »Gott schenke uns einen guten Tag. Sie haben mich gestern anzurufen versucht, nicht wahr? Da Sie nicht noch ein-mal angerufen haben, dachte ich, ich rufe Sie zurück.«
    »Ja, richtig, aber es war nicht so dringend. Ich wollte Sie nur fragen, ob Sie etwas Neues über Dr. Barrett und ihren Aufenthaltsort wissen.«
    »Bisher nichts. Und Sie? Gibt es Neues in Ihren Ermittlungen?«
    »Kaum«, log Cloister. »Ich wollte mich auch erkundigen, wie es Daniel geht.«
    »Der Arzt war gestern bei ihm, und er hat gesagt, es gehe ihm sehr schlecht. Er ist ja schon älter, und seine Lunge hat bei dem Brand sehr unter dem Rauch gelitten. Man muss abwarten, aber er hat uns nicht viel Hoffnung gemacht. Da-niel hat immer noch Alpträume. Gestern wieder. Aber er wollte uns nicht davon erzählen, das sage ich Ihnen gleich. Er hat sich völlig in sich zurückgezogen, der Ärmste. Ich bete zu Gott, er möge seine Qualen lindern.«
    »Das wünsche ich ihm auch. Nun, ich hoffe, dass Daniel sich wieder erholt und alles gut wird. Ich will Ihnen nicht Ihre Zeit stehlen. Danke, dass Sie mich zurückgerufen haben. Wenn es irgendetwas Neues über Dr. Barrett gibt, lassen Sie es mich bitte wissen.«
    »Sicher. Gott schütze und behüte Sie.«
    Dieser letzte Satz schien mehr zu sein als eine Höflichkeits-formel.
    »Das wünsche ich Ihnen auch, Mutter Victoria.«
    Sobald er aufgelegt hatte, zog Cloister sich an und verließ das Zimmer. In der einen

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