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616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Zurdo
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vor allem die letzten Zeilen:
     
    Just remember in the winter, far beneath the bitter snow, lies the seed that with the sun’s love, in the spring becomes the rose.
     
    Mit diesem Lied hatte Audrey ihren Sohn Eugene jeden Abend in den Schlaf gesungen.
    »… far beneath the bitter snow, lies the seed that with the sun’s love, in the spring becomes the rose …«, sang sie leise.

20
    Boston
    »BOSTON VENDANGE.« Neunundvierzig Treffer in null Komma siebzehn Sekunden.
    Der erste Link, den Google präsentierte, führte zu einer Seite über das Denkmal zur Erinnerung an den Brand des Vendange Hotels, das einst eines der elegantesten Hotels der Vereinigten Staaten gewesen war. Heute beherbergte das Ge-bäude in seinen hundertjährigen Mauern verschiedene Unternehmen. Bei besagtem Brand waren 1972 neun tapfere Feuerwehrmänner umgekommen – es war der schlimmste Brand in der Geschichte der Stadt gewesen. Auf der Website sah man einige Fotos des Gebäudes und des Denkmals und konn-te die Geschichte des Unglücks nachlesen.
    Am 17. Juni 1972 verwüstete ein Großbrand das zwischen Dartmouth Street und Commonwealth Avenue gelegene Vendange Hotel (siehe Register historischer Gebäude in Bos-ton). Man benötigte drei Stunden, um das Feuer zu löschen. Bei den Löschaktionen folgte man der üblichen Vorgehens-weise, doch ohne Vorwarnung stürzte plötzlich der südöstliche Teil des Gebäudes ein. Neun Bostoner Feuerwehrmänner starben, und acht weitere wurden verletzt. Der Heldenmut und die Hingabe dieser Männer dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Das Denkmal wurde am 17. Juni 1997 eingeweiht, fünfundzwanzig Jahre nach dem Unglück. Es ist eine kleine schwarze Granitmauer, auf der Helm und Jacke einer Feuer-wehruniform liegen. In die Mauer sind die Namen der verstorbenen Feuerwehrmänner eingraviert. Vom Denkmal aus kann man das heutige Vendange Building auf der anderen Straßenseite sehen. Die neun Feuerwehrmänner haben sich für die Gemeinschaft aufgeopfert. Sie hinterließen sieben Witwen und fünfundzwanzig Halbwaisen. Das damalige Vendange Hotel galt zur Zeit seiner Errichtung als Luxuspalast. Die Ori-ginalkonstruktion geht auf das Jahr 1871 zurück. Später wur-den verschiedene Erweiterungen vorgenommen. Im Laufe der Zeit sind viele bedeutende Persönlichkeiten dort abgestiegen, beispielsweise die Präsidenten der Vereinigten Staaten Benja-min Harrison und Glover Cleveland oder die bekannten In-dustriellen Andrew Carnegie und John Rockefeller.
    Ein entsetzlicher Brand hatte das Gebäude verwüstet. Feu-er – man brachte es traditionell mit der Hölle in Verbindung. Schmerz und Tod. Eine große Tragödie. Schon dies war be-merkenswert, doch vor allem anderen erregte das Datum des Brandes Cloisters Aufmerksamkeit: 17. Juni 1972. Der siebzehnte Tag des sechsten Monats des Jahres 1972 … Das brachte ihn auf eine Idee, die er sogleich überprüfen musste. Um wie viel Uhr war der Brand ausgebrochen? Er musste die genaue Uhrzeit in Erfahrung bringen. Er suchte bei Google danach, und nachdem er erfolglos zahlreiche Seiten durchge-gangen war, fand er sie schließlich. Die spätere Untersuchung des Brandes hatte ergeben, dass dieser die Folge eines Schwel-brandes gewesen war, der in der Nacht zuvor begonnen hatte, vermutlich genau um Mitternacht.
    Jene ersten Flammen waren folglich am 16. Juni emporge-züngelt, das heißt, am sechzehnten Tag des sechsten Monats. Wenn man das Datum nach angelsächsischer Konvention schrieb, ergab das die Ziffer 616, die Zahl des leibhaftigen Luzifer in der Johannes-Apokalypse.
     
    Hier braucht man Kenntnis. Wer Verstand hat, berechne den Zahlenwert des Tieres. Denn es ist die Zahl eines Menschen-namens; seine Zahl ist sechshundertsechzehn.
     
    Allerdings glauben die meisten Menschen, die Zahl des Tieres laute 666. Doch das stimmt nicht. Es handelt sich um einen Irrtum, der auf eine Änderung im Neuen Testament aus der Zeit des römischen Kaisers Nero zurückgeht, den man irr-tümlich für den Brand Roms verantwortlich machte. Er war für seine blutigen Christenverfolgungen berüchtigt, deshalb führten die ersten Christen die Zahl, die sich aus seinem Na-men ergibt – die 666 – anstelle der ursprünglich in der Apokalypse stehenden 616 ein. Mit der Zeit verfestigte sich diese Änderung, so dass sie uns bis heute überliefert ist. Literatur und Kino tun ein Übriges. Doch ein Theologe wie Cloister kannte natürlich die Wahrheit. Und das machte ihn im Augenblick alles andere als

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