Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

617 Grad Celsius

Titel: 617 Grad Celsius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
Vom Netzwerk:
Stars nicht. Der Arme ist völlig durch den Wind. Kann es nachvollziehen.
    Der Chef sagt, ich soll zu Hause bleiben und meine Erkältung auskurieren.
    Morgen ist M. wegen eines Lehrgangs in Neuss. Bin mir sicher, dass B. und K. das ausnutzen werden. Bringe ich den Mut auf, die beiden zur Rede zu stellen?
    29. Januar 1977
    Was findet B. nur an dieser Schnepfe? Sie erzählt so viel von Emanzipation, dabei ist sie nichts als ein Hausweibchen mit Gartentick. Kein Bewusstsein, kein Geist.
    Mit Uwe kann ich nicht darüber reden. Ma und Pa waren von Anfang an gegen B. Wenn ich zugebe, dass sie Recht hatten, werden sie mich niemals ernst nehmen.
    Drei Stunden Observation in Holzbüttgen. Wie erniedrigend das alles ist!
    Mein Fieber dämpfe ich mit einer Mischung aus Jim Beam und Paracetamol.
    2. Februar 1977
    Erstmals wieder im Büro. U.s Video ist umstritten. Der Chef steht zu der Entscheidung, aber sollte es Ärger geben, setzt der Konzern ihn gnadenlos ab.
    Weiß nicht, was ich von U.s Vorwürfen wegen der Razzia halten soll.
    Im Moment traue ich B. alles zu.
    3. Februar 1977
    Sechs Wochen ist es her, dass ich die Pille abgesetzt habe. Spiele mit dem Gedanken, sie heimlich wieder zu nehmen.
    5. Februar 1977
    Ich habe mit M. geschlafen. Es war so einfach, ihn zu verführen.
    Habe es nicht übers Herz gebracht, ihm zu verraten, dass seine Frau ihn betrügt.
    M. ist zwar alles andere als attraktiv, aber trotzdem bin ich überrascht. Es war so anders, sehr intensiv. Meine Wut auf B. ist tatsächlich geringer geworden.
    Habe M. erklärt, dass es keine Wiederholung geben wird. Der Einfaltspinsel hat nicht einmal nachgefragt.
    9. Februar 1977
    Heute kam das Parkett. Habe Überraschung vorgetäuscht. B.s Sorglosigkeit in finanziellen Dingen ist unglaublich. Sagt, er hätte gespart.
    10. Februar 1977
    Im TV eine Reportage über Bhagwan, der großen Zulauf hat. Die Menschen suchen Sinn in einer Welt, in der nur das Materielle zählt. Was ist daran schlimm?
    Mit B. zu diskutieren, ist völlig zwecklos. Weil seine erste große Liebe bei den Bhagwans lebt, steckt er voller Ressentiments.
    12. Februar 1977
    Wenn ich mit B. schlafe, stelle ich mir neuerdings ganz verrückte Dinge vor.
    15. Februar 1977
    Habe blaugemacht. Zu viel Jim Beam, zu wenig Schlaf. Im Kino Network angeschaut. Das TV als Grund allen Übels. Typisch amerikanisch, aber unterhaltsam.
    17. Februar 1977
    Uhligs Video in ARD (Plattenküche) und ZDF (Thoelke). Verkaufszahlen marschieren nach oben. Unser Chef fester im Sattel denn je. Die Backfische sind verrückt nach Edgar. Sie kapieren Uhligs Anspielungen auf Homosexualität nicht. Das Thema ist anscheinend dermaßen tabu, dass keiner es für denkbar hält.
    18. Februar 1977
    B. hat den neuen Dual-Plattenspieler gekauft. Habe Edgars LP aufgelegt. B. gefällt die Scheibe.
    Wir tanzten auch zur neuen von Fleetwood Mac.
    Kann mir nicht vorstellen, dass U.s Vorwürfe zutreffen.
    19. Februar 1977
    U. nervt. Kenne dieses Gehabe aus meinem Bekanntenkreis. Es ist schick, möglichst links zu sein und Vorurteile gegen die ›Bullen‹ zu äußern. Als sei Baader-Meinhof nicht viel schlimmer.
    23. Februar 1977
    Die Regel ist überfällig.
    24. Februar 1977
    B. ist mit Uwe in die Schweiz gefahren, um Parteispenden anzulegen. Glaube jetzt, dass B. mich wirklich liebt, eben auf seine Art.
    Edgar nicht mehr unter den Top 10. Stuhl des Chefs wackelt nun doch. Rumours ist der Hit und jeder fragt, warum wir nicht so etwas wie die Fleetwoods unter Vertrag haben.
    Absolut konventionell, aber ein Ohrwurm. Don’t stop, thinking about tomorrow, yesterday’s gone. Klingt verlockend.
    26. Februar 1977
    Regel noch immer überfällig.
    28. Februar 1977
    Der Test ist positiv ausgefallen.
    B. ganz aus dem Häuschen. Möchte es Osiris nennen und frage mich, ob M. der Vater ist.
    1. März 1977
    Falls es nicht von B. ist: Wird er es merken? Wie wird er reagieren?
    Wage nicht, daran zu denken.
    2. März 1977
    Muss ständig daran denken. Don’t stop, thinking about tomorrow – der Hit ist ein böser Scherz.
    B. hat den ganzen Jim Beam in den Ausguss geschüttet. Behauptet, ich gefährde das Baby.
    8. März 1977
    B. schlägt vor, ein Haus außerhalb der Stadt zu bauen. Das Kind brauche einen Garten. Dabei haben wir gar nicht das Geld für ein Haus, selbst wenn meine Eltern etwas beisteuern würden.
    17. März 1977
    In Stammheim wurde illegal abgehört. Jahrelang hat die Polizei die Gespräche der RAF-Häftlinge mit ihren Verteidigern aufgezeichnet,

Weitere Kostenlose Bücher