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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Übrigens ist sie bereits gestraft genug. Sie ist lebendig tot gewesen.“
    „Inwiefern? Ich weiß nur, daß sie als geisteskrank nach Rollenburg kam und dann plötzlich verschwunden war.“
    „Der Baron hat ihr ein Gift beigebracht, welches die Bewegungsnerven lähmt, das Leben selbst aber, das Gefühl, die Sinne nicht beschädigt. So hat sie monatelang gelegen und alle Schrecken des Todes durchkosten müssen.“
    „Fürchterlich! Kann es in Wahrheit solche Menschen geben?“
    „Eine Sünde bringt die andere, und die nächste ist stets größer und schwerer als die vorhergehende. Ich ließ die Baronin heimlich entführen, um sie in meine Gewalt zu bekommen. Ich besitze ein Gegengift, mit welchem ich sie nachher erwecken werde. Ich hoffe, sie wird alles gestehen.“
    „Wie? Sie ist bei dir?“
    „Ja. Es steht den Gästen, welche ich geladen habe, eine sehr große Überraschung bevor.“
    „Was du alles tust und wagst!“
    „Als Fürst von Befour darf ich es.“
    Da legte sie ihr Händchen auf seinen Arm und sagte:
    „Darf ich einmal recht neugierig sein, lieber Gustav?“
    „Frage nur immerzu!“
    „Ist Befour ein fingierter Name?“
    „Nein.“
    „Es gibt also wirklich ein Befour?“
    „Ja.“
    „Wo liegt es?“
    „Es ist eine Landschaft auf der Insel Madagaskar.“
    „Ah, dort! Und gibt es auch einen Fürsten dort?“
    „Ja freilich.“
    „Aber du, du bist er nicht?“
    „Wer sonst, meine liebe Alma?“
    „Wirklich, wirklich?“
    „Ja. Ich richtete nämlich meine Flucht nicht nach Amerika, wie die meisten mit dem Gesetz Zerfallenen es tun, sondern nach dem indischen Archipel. Ich war drei Jahre lang auf der Insel Borneo –“
    „Mein Gott! Unter den Wilden! Es soll dort sogar Menschenfresser geben!“
    „Das ist allerdings wahr; aber ich bin mit ihnen gut ausgekommen. Ich war Diamantengräber und erfreute mich einer so großen Ausbeute, daß ich sehr bald reich wurde. Da aber kamen die Engländer, und nun konnte ich mich nicht mehr wohl fühlen. Dieses Krämervolk besitzt kein Herz, sondern an dessen Stelle einen Klumpen Egoismus. Es gründet Kolonien, nur um sie auszubeuten. Es achtet keine Menschenrechte. Es schafft die Sklaverei der Neger ab, um desto besser die Bewohner seiner Kolonien in Fesseln zu schmieden. Ein unheilbares Zerwürfnis mit diesen Krämern trieb mich fort.“
    „Wohin?“
    „Ich hatte mir im Diamantensuchen eine wirkliche Geschicklichkeit angeeignet; dabei besaß ich viel Glück. Ich beschloß also, dahin zu gehen, wo es Diamanten gab. Das Kap der Guten Hoffnung? Brasilien? An diesen Orten waren die dortigen Diamantenfelder mehr als gut bevölkert. Ich ging also nach Madagaskar, wo ich keine Konkurrenz hatte, obgleich die edelsten der Steine in unvergleichlicher Größe und Schönheit gefunden wurden.“
    „Und du warst wieder glücklich?“
    „Ja. Nach abermals einigen Jahren hatte ich mir unter den Eingeborenen eine solche Achtung und Sympathie erworben, daß ich es wagen konnte, die Landschaft von Befour für mich zu erwerben. Dort residierte ich. Mein Name drang nach Indien. Ich war zuweilen dort, um meine Steine den dortigen Großhändlern zu verkaufen. Es wurde mir bald zur anderen Heimat. Ich war ein Gegner der Engländer; aus diesem Grund sympathisierte ich mit den Franzosen, obgleich sie mir sonst nicht sympathisch sind. Ihre Gouverneure achteten meinen Rat, meine Ansichten. Sie befolgten dieselben zum Besten ihrer Kolonien. Die Kunde davon drang ins Mutterland. Der Kaiser ließ mich auffordern, Druckschriften über meine indischen Besitzungen einzureichen. Ich tat es; er zog Nutzen daraus und belohnte mich – allerdings in einer Weise, die ihm nichts kostete. Eines Tages erhielt ich meine Erhebung zum Prince de Befour. Ich war Fürst von Befour.“
    „Und dieser Titel, dieser Rang ist nicht anzufechten?“
    „Nein.“
    „Ah! Ein Polizist, ein Försterssohn und – Fürst!“
    „Sogar unser König erkennt diesen Titel an.“
    „Du verkehrst am Hof?“
    „Sehr viel, aber nicht öffentlich.“
    „Der König hat keine Ahnung, wer du bist?“
    „Sagen durfte ich es nicht; aber er weiß es.“
    „So ist er überzeugt, daß du unschuldig bist?“
    „Ja. Er war zur Zeit meiner Verurteilung Kronprinz und hat ganz die Ansicht seines Vaters, des damaligen Königs, gehegt – Justizmord.“
    „Ich erinnere mich noch sehr genau der Art und Weise, in welcher ich damals von der Majestät behandelt wurde, als ich –“
    Sie stockte.
    „Nun, als

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