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64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

Titel: 64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Langenstadt.“
    „Wohl schwerlich. Er wurde heute ganz anderswo gefangen.“
    „Das sagt allerdings der Bürgermeister auch.“
    „Sehen Sie! Sie befinden sich jedenfalls im Irrtum. Aber wie kommen denn Sie herauf nach Langenstadt?“
    Der Gefragte errötete ein wenig und antwortete:
    „Um mich zu verloben.“
    „Sie scherzen!“
    „Fällt mir gar nicht ein.“
    „Aber – mit wem denn nur?“
    „Mit der kleinen Magda Weber, welche Sie ja kennen.“
    „Ah, richtig! Sie ist ja von hier. Das ist aber ja recht schnell und heimlich gegangen, lieber Doktor.“
    „Soll aber nun desto länger währen und auch öffentlich werden. Magda erhielt eine Depesche von ihrem Vater, daß sie schleunigst kommen solle. Ich begleitete sie. Hier angekommen, hörten wir von ihrem Vater, daß er seinen Neffen aus Amerika erwarte; deshalb hatte er die Tochter zu sich gerufen. Der Neffe soll sein Glück gemacht haben. Eben als wir vor einigen Minuten beim Abendessen saßen, kam der Erwartete, in welchem ich zu meinem Erstaunen oder vielmehr zu meinem Schreck den ‚Hauptmann‘ zu erkennen glaubte.“
    „Sie irren sich jedenfalls.“
    „Das scheint so, wie ich höre.“
    „Es gab also eine Ähnlichkeit?“
    „Eine bedeutende sogar.“
    „Zufall! Stimmte auch das Alter?“
    „Ja.“
    „Wie war er gekleidet?“
    „Sehr anständig. Doch trug er einen Tornister auf dem Rücken.“
    „Das ist nichts Auffälliges. Er reist als Tourist. Haben Sie sich etwas merken lassen?“
    „Ich war freilich sehr überrascht.“
    „Und er?“
    „Auf ihn machte mein Anblick allerdings nicht den mindesten Eindruck. Das fiel mir freilich auf. Der Baron Franz von Helfenstein kennt mich und weiß auch, daß ich ihn kenne. Er wäre jedenfalls erschrocken, mich zu sehen.“
    „Da haben Sie es! Was taten Sie?“
    „Ich nahm eine Veranlassung wahr, mich zu entfernen und ging zum Bürgermeister, als dem Oberhaupt der hiesigen Polizei. Auch er sagte mir, daß der Hauptmann heute gefangen worden sei. Alle Polizeiorgane des Landes sind sofort auf telegrafischem Weg davon benachrichtigt worden.“
    „Sie haben sich also geirrt.“
    „Aber diese große Ähnlichkeit!“
    „Sie kann keine Veranlassung sein, diesen Mann zu belästigen.“
    „Ich erfuhr beim Bürgermeister, daß Durchlaucht hier anwesend seien. Darum kam ich sogleich hierher, um Ihnen die betreffende Mitteilung zu machen und um Verhaltungsmaßregeln zu bitten.“
    „Hatte der Bürgermeister die Absicht, einzuschreiten?“
    „Nein.“
    „So habe ich sie auch nicht.“
    „Aber es handelt sich um den Hauptmann, Durchlaucht. Man kann nicht vorsichtig genug sein.“
    „Sie haben da freilich recht. Wie sprach der Fremde?“
    „Er gab das Deutsche mit amerikanischem Akzent.“
    „Hm. Diesen Akzent kann man auch nachmachen. Wie lange bleiben Sie hier?“
    „Bis zum letzten Zug, mit welchem ich zurückfahre.“
    „Auch ich benutze diesen Zug. Wir haben noch über zwei Stunden bis dahin. Ich werde ganz sichergehen und direkt beim Minister telegrafisch anfragen. Sie kehren wohl zu dem Vater Ihres Bräutchens zurück?“
    „Ja.“
    „Das ist schon aus dem Grund nötig, um bei dem Fremden keinen Verdacht zu erwecken. Wollen Sie mir unterwegs die Depesche besorgen?“
    „Gern.“
    „Es soll auf die Antwort, welche ich erhalte, ankommen, ob ich mich mit dem Amerikaner beschäftige. Ich werde das Telegramm sogleich notieren.“
    Er riß das Blatt aus dem Notizbuche und schrieb die wenigen Worte, welche nötig waren und mit denen sich der Arzt dann entfernte. Während dieses kleine Intermezzo besprochen wurde, hatte Valeska sich an das Fenster zurückgezogen. Der Leutnant trat zu ihr, drückte ihr innig die Hand und flüsterte ihr zu:
    „Wer hätte das gedacht! Du jetzt eine Baronesse!“
    „Ich kann es noch nicht fassen!“
    „Jetzt wirst du wohl stolz werden!“
    „O nein!“
    „Und gar nicht mehr an diesen Leutnant von Randau denken.“
    „Edmund!“
    „Na, zürne nicht! Ich habe eine Freude, die gar nicht zu beschreiben ist. Und weiß du, worüber?“
    „Nun?“
    „Darüber, daß meine Eltern ihre Einwilligung gegeben haben, bevor sie wußten, was der Direktor dir zugedacht hatte.“
    „Ja, das ist es. Darüber, gerade darüber bin ich so glücklich, daß ich alle Welt umarmen möchte.“
    Als man später bei der Tafel saß, kam die telegrafische Antwort aus der Residenz. Sie lautete:
    „Hauptmann in Langenstadt ist großer Irrtum. Baron ganz sicher in unseren

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