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64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

Titel: 64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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du sollst meine Entscheidung also nicht hart und unbillig finden.“
    „Lieber Vater! Habe Dank!“ sagte der Leutnant, ihm die beiden Hände entgegenstreckend.
    „Schon gut, schon gut!“
    Er schüttelte ihm die Hände und wollte sich dann abwenden, fühlte aber da seine Hand auch von Valeska ergriffen. Sie drückte ihre Lippen auf dieselbe und sagte weinend:
    „Herr Baron, verzeihen Sie mir! Gott ist mein Zeuge, daß ich Ihnen Ihren Sohn nicht rauben will.“
    Das war für ihn ein Angriff, dem er nicht zu widerstehen vermochte. Er zog sie leise an sich und antwortete:
    „Ihn mir rauben? Gott bewahre! Er soll mir ja nicht geraubt werden; ich soll ihn ja gar nicht verlieren, sondern im Gegenteil eine liebe Tochter gewinnen.“
    Die Baronin kannte ihren Mann. Sie ersah den Vorteil und schob ihm auch Edmund in die Arme, so daß er die beiden Liebenden umschlungen hielt, er wußte nicht wie.
    „Da hast du auch diesen!“ sagte sie. „Wirst du hart sein?“
    „Gott bewahre, Gott bewahre! Aber, Frau, du bist doch der reine Ziethen aus dem Busch!“
    „Glücklich zu machen, soll man niemals zaudern.“
    „Na, du aber mußt es verantworten!“
    „Gern, sehr gern! Also –“
    „Das kommt ja gar nicht auf mich allein an! Lieber Herr Petermann, was sagen Sie dazu?“
    Der Gefragte befand sich natürlich in einer außerordentlichen Verlegenheit. Das Glück seines Kindes war ihm ja teuer, auch konnte er die ihm bevorstehende Ehre, mit einem aristokratischen Haus verwandt zu sein, wohl schätzen und würdigen, aber er wollte doch nicht als Ein- oder vielmehr als Aufdringling gelten. Daher antwortete er:
    „Herr Baron, wenigstens ich darf mich nicht überraschen lassen. Ich gebe Ihnen die Vollmacht, auch für mich zu handeln. Was Sie tun, soll mir recht sein.“
    „Aber Sie werden mich nicht nachträglich auszanken?“
    „Nein. Sie können versichert sein, daß Ihre Entscheidung meine vollste Zustimmung finden wird.“
    „Nun denn in Gottes Namen: Hast du diese Dame denn wirklich so sehr lieb, Edmund?“
    „Unendlich, lieber Vater!“
    „Und Ihnen, mein Kind, ist mein Sohn ebenso teuer?“
    „Ja“, flüsterte Valeska, welche sich kaum getraute, an das ihr bevorstehende Glück zu glauben.
    „So soll es denn in Gottes Namen gewagt sein. Nehmt meine Einwilligung und meinen Segen, Kinder. Was die Mutter gutgeheißen hat, darf der Vater doch nicht tadeln oder gar rückgängig machen. Möge also die jetzige Stunde uns allen zum Heil und Segen gereichen!“
    Da wurde er von sechs Armen umschlungen, so daß er sich fast nicht zu rühren vermochte. Dann sank Valeska unter Tränen an die Brust der Freifrau.
    „So mußte es kommen, meine Tochter“, sagte diese. „Gott der Herr walte über Ihnen und über uns allen!“
    Einer aber konnte nicht sprechen: Petermann. Seine Lippen zuckten unter der tiefen Bewegung seines Herzens. Er streckte dem Freiherrn die Hand entgegen und lehnte sich dabei gegen die Wand, als ob ihm die Kraft, sich auf den Füßen zu erhalten, verlorengehe. Herr von Randau legte teilnehmend den Arm um ihn und sagte:
    „Fassen Sie sich, lieber Freund. Ich verstehe und würdige Ihre Gefühle. Das Leben ist Ihnen viel, sehr viel schuldig geblieben; es will Ihnen jetzt diese Schuld abtragen. Die Vorsehung kann zuweilen zögern, sie mag zuweilen hart erscheinen, aber sie ist doch stets gerecht.“
    Nach einiger Zeit wurden die Anwesenden in den Salon gerufen. Dort fanden sie den Fürsten von Befour und den Rechtsanwalt, mit welchem der Anstaltsdirektor von Scharfenberg heute so lange Beratung gepflogen hatte.
    Dieser letztere war nicht zugegen; in den Zügen der beiden anderen Genannten sprach sich ein feierlicher, milder Ernst aus. Der Fürst begrüßte die Familie Randau und sagte:
    „Ich bin ebenso wie Sie zur Beisetzung der beiden verstorbenen Herren von Scharfenberg geladen. Es war mir dies überraschend, da ich in keiner näheren Beziehung zu der Familie dieses Namens stehe. Jetzt nun weiß ich, daß ich anwesend sein sollte, um Zeugenschaft zu leisten. Ich tue das mit einer Befriedigung, welche ich mit Worten nicht zu beschreiben vermag. Es steht Ihnen allen eine sehr große, eine außerordentliche Überraschung bevor. Man ist bereits in der Kapelle des Schlosses versammelt. Bitte, folgen Sie mir!“
    Bei dem Wort Überraschung hatte sein Auge mit freundlichem Lächeln auf Petermann und dessen Tochter geruht. Jetzt schritt er voran und die anderen folgten.
    Die Schloßkapelle war mit schwarzem

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