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64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

Titel: 64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wetter jagt man keinen Hund heraus. Ich werde nicht erwischt.“
    „Wann werden Sie dort sein?“
    „Halb zwei Uhr ungefähr.“
    „So können wir Sie beim Fürsten nicht mit Bestimmtheit erwarten.“
    „O doch. Ich werde doch wohl nicht anderthalb Stunden brauchen, um den beiden Schmieden je eine Kugel zu geben.“
    „Hm! Es gibt manchmal unvorhergesehene Hindernisse. Haben Sie sich nicht auch nach diesem Robert Bertram umgesehen?“
    „Ich war zweimal dort.“
    „Also nicht angetroffen?“
    „Nein.“
    „Schade!“
    „Ich wollte ihn zunächst nur kennenlernen. Da wurde ich wieder bestellt.“
    „Und Sie gingen auch wieder hin?“
    „Ja. Man führte mich in ein Zimmer, und ich fand dort den Fürsten von Befour.“
    „Donnerwetter!“
    „Und noch einen, den ich erst für Bertram hielt.“
    „War das Zufall?“
    „Nein, ganz sicher nicht, sondern die richtige Verabredung.“
    „Was sagte man Ihnen?“
    Der Agent erzählte alles und fügte dann hinzu:
    „Ich hatte von einigen Schülern in einer Kneipe gehört, daß Bertram ein Dichter sei. Ich kehrte zu ihnen zurück und ließ ihn mir beschreiben. Da merkte ich nun, daß der andere, welcher beim Fürsten gesessen hatte, nicht Bertram, sondern ein anderer gewesen war.“
    „Also hat man Komödie gespielt?“
    „Gewiß!“
    „Verflucht! Ist denn dieser Fürst allwissend? Er scheint jeden meiner Gedanken eher zu haben als ich. Aber er soll dies nicht mehr lange Zeit tun. Heute ist seine letzte Stunde gekommen. Erst die beiden Schmiede, dann der Fürst und die Baronin. Bertram kommt nach. Gehen wir an das Werk!“
    Er ging. Der Agent löschte die Laterne aus und folgte ihm mit derselben.
    „Also Ihre letzte Stunde ist gekommen!“ lachte Anton leise vor sich hin.
    „Schade, daß ich auch hierin seinen Gedanken eher gehabt habe! Ich muß sofort nach dem Gefängnis. Du aber, Anton, gehst auf die Hauptwache und läßt dir die nötige Mannschaft geben. Ich bin zur rechten Zeit wieder daheim.“
    Sie verließen ihr Versteck und begaben sich vorsichtig hinaus auf die Straße, da es ja möglich war, daß der Hauptmann oder der Agent sich noch in der Nähe befanden.
    Als der Fürst am Gefängnistor klingelte, wurde sofort geöffnet, ein Zeichen, daß er erwartet worden sei.
    „Ist der Herr Staatsanwalt anwesend?“ fragte er den Schließer.
    „Bereits seit längerer Zeit.“
    „Gehen Sie auf die Bezirkswache und holen Sie drei bis vier Mann Polizei, mit Totschlägern bewaffnet!“
    Nach diesem Befehl begab er sich zum Staatsanwalt, welcher bei dem Gefängniswachtmeister in dessen Zimmer sich befand.
    „Ah, Durchlaucht! Endlich! Also ist Ihre Kombination doch eine richtige gewesen?“
    „Ja. Ich habe soeben nach Schutzmannschaft geschickt.“
    „Der Tausend! Warum?“
    „Die beiden Schmiede sollen ermordet werden.“
    „Von wem?“
    „Vom Leutnant des Hauptmanns.“
    „Aber wie?“
    „Von einer Leiter aus mit der Windbüchse.“
    „Das soll dem Kerl vergehen. Kommt er allein?“
    „Ja.“
    „Desto besser. Wir werden ihn sofort empfangen.“
    „Das würde, wie bereits erwähnt, ein Fehler sein. Er mag schießen, auf alle beiden schießen, scheinbar natürlich. Erst wenn er nach dem zweiten Schuß von der Leiter steigt, werden wir ihn mit Liebenswürdigkeit empfangen. Ich schlage vor, wir lassen die beiden Schmiede hierher kommen.“
    „Ah! Wozu?“
    „Um ihnen zu zeigen, was sie von dem Hauptmann zu erwarten haben. Vielleicht bringen wir sie dadurch zu einem offenen Geständnis.“
    „Dieser Gedanke ist sehr rationell. Ich stimme ihm bei. Nur erscheint es mir nicht ungefährlich, zu so später Stunde diese beiden Menschen hier zu haben.“
    „Pah! Wir sind zu dreien!“
    „Sie zwar nur zwei, aber verzweifelte Menschen.“
    „Ich fürchte sie nicht.“
    „Sie haben nach Polizei geschickt. Könnten wir nicht einige dieser Leute hier eintreten lassen?“
    „Nein. Ich muß als Brandt mit den Schmieden sprechen; ich kann das Geheimnis nicht so vielen preisgeben.“
    Die Polizisten kamen. Der Fürst führte sie in den Gefängnishof und erklärte ihnen:
    „Es wird ein einzelner Mensch auf einer Leiter über die Mauer kommen und erst da an Nummer zwölf und dann dort an Nummer einundzwanzig emporsteigen, um die Insassen der beiden Zellen mit dem Windgewehr zu erschießen. Sie lassen ihn gewähren. Ich sorge dafür, daß er kein Unheil anrichtet. Aber sobald er zum zweiten Mal von der Leiter steigt, fassen Sie ihn ab und bringen ihn herein. Bis

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