64 Grundregeln ESSEN
es selbst zubereiten.
Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass Sie Süßigkeiten, Frittiertes und Gebäck essen oder sogar ab und zu eine Limo trinken, aber die Lebensmittelhersteller haben diese ehedem teuren und schwer herzustellenden Leckereien so billig und leicht erhältlich gemacht, dass wir sie jeden Tag konsumieren. Die Pommes frites mutierten erst dann zum beliebtesten Gemüse der Amerikaner, als die Industrie das Waschen, Schälen, Kleinschneiden und Frittieren der Kartoffeln wie auch das anschließende Aufräumen übernahm. Wenn Sie alle Fritten, die Sie essen, selbst zubereiten müssten, würden sie wohl wesentlich seltener auf den Tisch kommen – schon weil sie so viel Arbeit machen. Das Gleiche gilt für Brathähnchen, Chips, Kuchen, Torten und Eiscreme. Genießen Sie diese Leckereien so oft, wie Sie auch bereit sind, sie selbst zuzubereiten. Wahrscheinlich wird das dann nicht jeden Tag der Fall sein.
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Seien Sie wie die Leute, die Vitaminpillen schlucken – und lassen Sie sie dann einfach weg.
Wir wissen, dass Menschen, die Nahrungsergänzungsmittel nehmen, im Allgemeinen gesünder sind als andere, und wir wissen auch, dass die meisten Nahrungsergänzungsmittel, die sie nehmen, in kontrollierten Studien keinerlei Wirkung gezeigt haben. Wie kann das sein? Die Vitaminpillenschlucker sind aus Gründen gesünder, die mit den Pillen gar nichts zu tun haben: Sie sind generell gesundheitsbewusster, gebildeter und wohlhabender. Außerdem treiben sie eher Sport und ernähren sich mit Getreide aus dem vollen Korn. Also verhalten Sie sich nur wie die Sorte Mensch, die Nahrungsergänzungsmittel nimmt, und sparen Sie sich dann das Geld dafür. (Es gibt Ausnahmen von dieser Regel, etwa bei Menschen, die einen bestimmten Nährstoffmangel haben oder älter sind als 50. Mit zunehmendem Alter nimmt unser Bedarf an Antioxidantien zu, während die Fähigkeit des Körpers abnimmt, sie aus der Nahrung aufzunehmen. Und wenn Sie nicht viel Fisch essen, kann es nicht schaden, ein Fischölpräparat zu nehmen.)
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Essen Sie wie die Franzosen. Oder die Japaner. Oder die Italiener. Oder die Griechen.
Menschen, die sich nach den Regeln einer traditionellen Esskultur ernähren, sind generell gesünder als diejenigen, die die moderne westliche Kost aus verarbeiteten Nahrungsmitteln konsumieren. Jede traditionelle Ernährungsweise ist dazu geeignet: Wenn sie nicht gesund wäre, wären die Leute, die sich an sie halten, nicht mehr da. Es stimmt, dass Esskulturen in soziale, ökonomische und ökologische Gegebenheiten eingebettet sind und manche sich leichter übertragen lassen als andere. Die Kost der Inuit etwa lässt sich nicht so gut verpflanzen wie die der Italiener. Bei unseren Anleihen an einer Esskultur ist die Frage, wie dort gegessen wird, genauso wichtig, wie was gegessen wird. Das »französische Paradox« etwa lässt sich so erklären, dass die Franzosen ihre generell gute Gesundheit nicht den Nährstoffen im Essen (reichlich gesättigtes Fett und Weißmehl!) verdanken, sondern ihren Essgewohnheiten: kleine Portionen, die bei gemächlichen Gemeinschaftsmahlzeiten verzehrt werden; kein Nachschlag und keine Snacks zwischendurch. Achten Sie auch auf die Kombination der Lebensmittel in traditionellen Esskulturen: In Lateinamerika
wird Mais traditionell mit Kalkstein gemahlen und zusammen mit Bohnen verzehrt. So wird ein ansonsten nährwertarmes Grundnahrungsmittel zur Grundlage einer gesunden, ausgewogenen Ernährung. (Die Bohnen liefern die Aminosäuren, die dem Mais fehlen, und der Kalkstein macht das Niacin verfügbar.) Kulturen, die den Mais ohne die Bohnen oder den Kalkstein aus Lateinamerika übernommen haben, litten schließlich unter gravierenden Nährstoffdefiziten, die sich unter anderem an der Niacin-Mangelkrankheit Pellagra zeigten. Traditionelle Ernährungsformen sind mehr als die Summe ihrer Nahrungsbestandteile.
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Betrachten Sie nichttraditionelle Lebensmittel mit Skepsis.
Innovationen sind immer interessant, aber beim Thema Ernährung mit Vorsicht zu genießen. Wenn wir davon ausgehen, dass Ernährungsformen das Ergebnis eines evolutionären Prozesses sind, bei dem Gruppen von Menschen sich an die an einem Ort vorhandenen Pflanzen, Tiere und Pilze anpassten, kommt ein neues Lebensmittel oder eine kulinarische Innovation einer Mutation gleich: Sie könnten zwar eine evolutionäre Verbesserung darstellen, aber wahrscheinlich ist das nicht so. Sojaprodukte sind hier ein gutes Beispiel. Menschen essen
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