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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wohlgewachsener Mann mit einem fast ganz kahlen Schädel und trug sich auffallend jugendlich. Er schien ganz besonderen Wert auf Pretiosen zu legen. Er hatte an jedem seiner zehn Finger mehrere Ringe und über seine Weste hingen zwei höchst wertvolle Uhrketten.
    Er war seit einiger Zeit auf Schloß Hirschenau bekannt, während er früher niemals dort gesehen worden war. Auch heute kam der Verwalter selbst herbeigeeilt, um ihm aus dem Wagen zu helfen. Der Mann hatte seinen Verwalterposten erst seit kurzem inne. Es war jener Diener, von welchem der fromme Schuster dem Apotheker Horn erzählt hatte. Er war wenige Wochen vor der Festnahme des Baron Franz in seine jetzige Stelle eingerückt und haßte die Feinde seines Herrn auf das Grimmigste.
    „Ist nichts Neues passiert?“ fragte der Tannensteiner.
    „Oh, sehr, sehr viel!“ antwortete der Verwalter. „Bitte, heraufzukommen! Droben sind wir unbeobachtet. Da stehe ich zu Diensten.“
    Er führte ihn eine Treppe hoch in einen Ecksalon, setzte ihm einige Erfrischungen vor und stelle sich dann zur Verfügung.
    „Die Zeitungen schweigen sich aus“, sagte Herr von Tannenstein. „Seit der alte Schmied sich aus dem Fenster stürzte, hat man nichts neues mehr gehört. Es soll mich verlangen, wie es noch enden wird.“
    „Unglücklich für den armen Herrn. Er soll alles, alles gestanden haben.“
    „Dummkopf!“
    „Oh, bitte! Die Arme waren ihm ausgedreht; es kam eine Entzündung hinzu, welche ihm wahnsinnige Schmerzen bereitete, die ihn zum Geständnis trieben.“
    „So ist er verloren.“
    „Er war nun auf alle Fälle verloren.“
    „Nein. Hätte er fortgeleugnet, so wäre Zeit gewonnen worden. Man hätte ihn befreien oder die schlimmsten Zeugen beseitigen können. Nun er aber gestanden hat, ist er dem Henker verfallen.“
    „O Gott! Der gute Herr!“
    „Ja. Auch ich lasse nichts auf ihn kommen. Er hätte viele, viele verderben können, die er nicht verraten hat, mich, Sie, den jungen Schmied und noch eine ganze Menge anderer. Wir wollen ihm dafür ein schnelles Ende wünschen.“
    „Glauben Sie wirklich, daß es ihm an den Kragen geht?“
    „Unbedingt. Dieser verfluchte Fürst von Befour ruht nicht eher. Na, ein Trost ist es, daß dann die Baronie nicht in fremde Hände kommt. Da sind wir da, die alten Tannensteiner, noch fähig, neue, kräftige Zweige zu treiben.“
    „Wenn es nur so würde!“
    „Ohne allen Zweifel. Es kann gar nicht anders werden.“
    Der Verwalter zuckte die Achsel und sagte:
    „Andere denken nicht so wie Sie, gnädiger Herr.“
    „Andere? Wer denn?“
    „Hm! Man sagte, der kleine Robert solle noch leben.“
    „Unsinn!“
    „Man erzählt es sich überall.“
    „Das ist Erfindung.“
    „Der alte Schmied soll den Auftrag gehabt haben, ihn zu töten, hat ihn aber am Leben gelassen. Jetzt nun ist er aufgefunden worden.“
    „Das ist eine ebenso großartige wie dumme Fabel.“
    „Wie aber, gnädiger Herr, wenn wir Beweise hätten?“
    „Unmöglich, ganz unmöglich!“
    „O doch! Davon, daß sie die Baronie erhalten, kann gar keine Rede sein. Robert lebt.“
    Der Tannensteiner war bleich geworden. Er fuhr von seinem Sitz auf und rief:
    „Verflucht! Wenn dieser Bube wirklich noch lebte! Wir haben treu zusammengehalten, der Franz und ich, und nun soll nicht nur der eine gerichtet werden, sondern auch der andere um die Früchte aller Anstrengungen kommen. Das geht nicht; das dulden wir nicht!“
    „Was soll man dagegen tun?“
    „Das wird sich finden. Bringt mir nur erst den Beweis, daß der Junge noch lebt!“
    „Dieser Beweis ist da, er liegt vor den Akten beim Untersuchungsrichter. Es ist heute ein Verbündeter hier angekommen, der die Kette der Helfensteiner in der Hand gehabt hat.“
    „Wer ist das?“
    „Ein Uhrmacher und Goldarbeiter. Er ist einer von den wenigen gewesen, die das Geschick gehabt haben, sich nicht fangen zu lassen; aber jetzt geht es ihm auch an den Kragen. Da hat er sich aus dem Staub gemacht und ist zu mir gekommen, um mir verschiedene Winke zu geben.“
    „Der Mann ist hier im Schloß?“
    „Ja.“
    „Bringen Sie ihn einmal her!“
    Der Verwalter ging und brachte den Goldarbeiter Jacob Simeon herbei, welcher für den Juden Salomon Levi damals die Kette verändert hatte. Er bewies zunächst, daß er ein Verbündeter sei, und wurde sodann nach dem Dasein Roberts von Helfensteins gefragt.
    „Der ist da“, sagte er. „Ich weiß es genau, obgleich man es noch so geheimhält.“
    „Woher wollen Sie es

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