Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
jetzt nicht eine Absage geben darf. Also topp! Eingeschlagen!“
    Er hielt den beiden die Hände hin. Doktor Holm zögerte, aber die Amerikanerin war mutiger.
    „Ja, unhöflich dürfen wir nicht sein, Max. Also eingeschlagen! Doch unter einer Bedingung!“
    „Welcher?“
    „Herr Doktor Zander muß mitkommen. Der Mann, welcher unserem Papa den Gebrauch der Glieder wiedergegeben hat und meinem Max die – ah, da kann ich es doch gleich sagen: Wissen Sie, Herr Doktor, was wir eben tun wollten?“
    „Ich bitte, es erfahren zu dürfen.“
    „Geigen, ja geigen wollten wir!“
    Zander machte ein ironisch-erstauntes Gesicht und sagte:
    „Ist das hier etwas so Seltenes?“
    „Oh, sehr selten!“
    „Ich denke, Herr Doktor Holm geigt täglich.“
    „Verkehrt, ja; aber heute möchte er die Violine endlich wieder in die Linke nehmen. Wie steht es mit dem Verband?“
    „Na, lassen Sie sehen! Ich hatte mich doch geirrt. Ich glaubte, daß die Heilung in vierzehn Tagen eintreten werde, aber es ist doch eine so viel längere Zeit nötig gewesen.“
    Er entfernte den Verband von der linken Hand Holms, ließ diesen die Finger bewegen, untersuchte jeden einzelnen derselben und sagte dann:
    „Es geht. Aber, bitte, gehen wir lieber sicher. Warten Sie noch einige Tage.“
    „O weh!“ seufzte Ellen. „Sie sind grausam.“
    „Nein, ich bin nicht grausam, sondern ich verfolge nur einen gesellschaftlichen Zweck“, lächelte er.
    „Welcher wäre das?“
    „Bleibt es dabei, daß ich zur Verlobung geladen bin?“
    „Natürlich!“
    „So erlaube ich, daß er bei diesem Fest vor den versammelten Gästen zum ersten Mal seine Meisterschaft zeigt, eher aber nicht. Einverstanden, Miß?“
    „Ja, darauf gehe ich ein! Er mag also dafür sorgen, daß er sich möglichst bald überzeugt, ob die Hand brauchbar geworden ist oder nicht.“
    „Sie ist es; ich garantiere.“
    Er beschäftigte sich noch kurz mit Holms Vater und dann verließ er mit dem Fürsten die glückliche Familie, um eine Minute später die vier Treppen zu dem Theaterdiener Werner hinaufzusteigen.
    Als sie da eintraten, waren die sämtlichen Mitglieder der Familie vorhanden. Emilie und Laura kannten ja den Fürsten und verbargen die Freude nicht, mit welcher sie ihn sahen. Ihr Vater verbeugte sich, so tief es ihm möglich war, und auch seine Frau erhob sich von dem Stuhl, auf welchem sie gesessen hatte. Früher war ihr Gesicht mit mehreren Tüchern verhüllt gewesen, jetzt aber hatte diese Hülle in Wegfall kommen können. Sie trug nur einen Schirm über den Augen, welche sehr angegriffen waren.
    Zander entfernte diesen Schirm, so daß der Fürst das Gesicht sehen konnte.
    „Bitte, Durchlaucht“, sagte er. „Vor kurzem war da weder Haut noch Fleisch zu sehen. Jetzt haben sich die Muskeln gebildet, und die Gesichtshaut erscheint. In einem Monat wird Frau Werner auf die Straße gehen können, ohne sehr großes Aufsehen zu erregen.“
    Die früher sehr unglückliche Frau brach vor Glück in ein lautes Schluchzen aus, in welches ihr Mann und ihre Kinder einstimmten. Es war eine Szene, welche zu Herzen ging. Der Fürst ergriff die Hand des Arztes, drückte sie herzlich und sagte:
    „Fast möchte ich Sie beneiden. So glücklich wie Sie, vermag unsereiner keinen Menschen zu machen. Ich will aber sehen, ob es mir möglich ist, auch einen kleinen Beitrag zu leisten. Herr Werner, wenn Sie einen Wunsch haben, den ich erfüllen kann, so sprechen Sie!“
    „O Durchlaucht!“ meinte der brave Mann zaghaft. „Einen Wunsch hätte ich schon, aber –“
    „Weiter!“
    „Aber er ist zu groß!“
    „Na, wir werden ja sehen!“
    „Ich möchte gern – gern –“
    „Was möchten Sie gern? Sehe ich denn gar so fürchterlich aus, daß Sie nicht zu reden wagen?“
    „O nein. Aber Sie haben schon so viele!“
    „Was denn?“
    „Diener.“
    „Ach so! Sie möchten gern in meinen Dienst treten?“
    „Ja. Gott sei Dank! Jetzt ist es heraus!“
    „Das ist freilich ein Wunsch, den ich wohl kaum erfüllen kann!“
    Er hatte das sicherlich nur im Scherz gesagt; Werner aber antwortete sehr ernst darauf:
    „Das dachte ich mir! Verzeihung, Durchlaucht.“
    „Aber ich wüßte eine Stelle für Sie.“
    „Wirklich?“
    „Ja, und zwar eine Stelle, welche Ihnen behagen würde.“
    „Darf ich danach fragen?“
    „Nein. Ich werde Ihnen aber den Kontrakt schicken. Gefällt er Ihnen, so können Sie ihn unterschreiben.“
    „Ach, da bin ich gespannt!“
    „Ich mache freilich eine

Weitere Kostenlose Bücher