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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ihrem besonderen Schutz steht, lebhaft interessiere. Infolgedessen dachte ich auch an Fels, dessen Mutter als unheilbar Irrsinnige im Bezirkshaus war. Ich ging zu ihr und untersuchte sie. Sie war, wie Sie wissen, blind. Ich nahm sie zu mir und habe, ohne ein Wort davon zu sagen, sie operiert.“
    „Was! Ist's möglich! War sie denn heilbar?“
    „Ich dachte es. Und heute glaube ich, daß die Operation gelungen ist.“
    „Eine Irrsinnige, welche sehen wird!“
    „O bitte! Es mag kühn von mir sein, aber ich habe den Gedanken gehabt, daß das wiederzugewinnende Augenlicht vorteilhaft auf den Geist der Kranken wirken könne. Ich will heute die Binde entfernen.“
    „Und dazu haben Sie das Liebespaar geladen?“
    „Ja. Auch hier spiele ich ein gewagtes Spiel; aber ich sage mir, daß nichts zu verlieren, hingegen aber alles zu gewinnen sei.“
    „Sie sind trotz Ihrer Jugend ein außerordentlicher Mann. Gelingt Ihnen das Wagnis mit den beiden gestorbenen Gefangenen, so dürften Sie sehr leicht in kurzer Zeit Bezirksarzt sein.“
    „Möglich, daß man mir es anbieten würde, doch fragt es sich, ob ich akzeptiere. Also, darf ich hoffen, daß Sie sich mit nach meiner Wohnung verfügen, Durchlaucht?“
    „Natürlich! Sogar sehr gern! Hier sind wir auf dem Altmarkt. Also, wollen wir zu Holm? So sage ich es dem Kutscher.“
    Der Doktor bejahte und infolgedessen mußte der Kutscher vor dem betreffenden Haus halten. Sie stiegen die drei Treppen empor und klopften an. Hilda öffnete.
    Es sah jetzt in der Wohnung bedeutend freundlicher aus als früher. Aus der Nebenstube hörten die Eintretenden eine fröhlich lachende, glockenreine Frauenstimme. Holms Vater saß am Fenster, durch welches er blickte und – eine lange Pfeife rauchte.
    „Der Herr Doktor!“ sagte er erfreut, indem er sich von dem Stuhl erhob, und wenn auch noch schwerfällig, aber doch einige Schritte ihm entgegenkam, um ihm die Hand zu geben und ihn willkommen zu heißen.
    „Was?“ sagte der Fürst. „Ist das der vollständig gelähmte Mann, von dem ich gehört habe?“
    „Ja, Herr, der bin ich“, antwortete Holm, vor Glück über das ganze Gesicht lachend. „Der Herr Doktor Zander hat ein Wunder an mir getan. Ich kann es ihm nicht genug danken.“
    Da wurde die Tür zum Nebenzimmer geöffnet. Doktor Holm erschien.
    „Durchlaucht!“ rief er überrascht. „Welche Ehre! Und Doktor Zander? Herzlich willkommen!“
    „Durchlaucht? Welche Durchlaucht?“ fragte es hinter ihm.
    „Sieh es selbst!“
    Er trat zur Seite, und es kam die Amerikanerin Ellen Starton herein. Sie errötete zwar, als sie den Fürsten erblickte, gab ihm aber freimütig die Hand mit den Worten:
    „Das ist freilich eine große Überraschung, Durchlaucht, ich wollte mir heute die Ehre geben, zu Ihnen zu kommen, um mir eine Audienz zu erbitten.“
    „Sie sind herzlich willkommen.“
    „Ich hatte Ihnen etwas so sehr Hochwichtiges mitzuteilen.“
    „Ich werde ganz Ohr sein.“
    „Nun ich Sie aber so erfreulicherweise bereits jetzt sehe, so möchte ich Ihnen diese Mitteilung doch lieber gleich jetzt machen.“
    „Ich muß mich Ihnen auch jetzt zur Verfügung stellen. Also bitte! Etwas Hochwichtiges?“
    „Ja, aber nur für mich. Lieber Max, ist es nicht eigentlich deine Sache, es Durchlaucht zu sagen?“
    „Ja, eigentlich; aber –“
    Sie blickten sich unter glücklichem und einigermaßen verlegenem Lächeln an, bis der Fürst sagte:
    „Bitte, bitte, ich mag gar nichts hören! Ich weiß es schon!“
    „O nein, gewiß nicht!“ antwortete Ellen.
    „Soll ich raten?“
    „Ja, bitte?“
    „Sie wollen mich einladen?“
    „Richtig, richtig! Aber wozu?“
    „Zur Verlobung einer sehr berühmten amerikanischen Tänzerin mit einem ebenso berühmten europäischen Violinvirtuosen. Nicht wahr?“
    „Ja, es ist erraten; unser Geheimnis ist enthüllt!“
    „Ich komme! Wann aber und wo?“
    „Das ist wirklich noch unbestimmt. Hier bei Max ist es zu eng für unsere Gäste und im Hotel Union, wo ich noch wohne, gibt es keinen Saal.“
    „Ich wüßte einen!“ lachte der Fürst.
    „Wirklich? Wo?“
    „Muß er groß sein?“
    „Nein. Eine kleine Hütte, wo einige glückliche Schillersche liebende Paare Platz finden.“
    „Das ist bei mir zu finden.“
    „Bei Ihnen? O nein!“
    „O doch, beste Miß Ellen. Sie werden Ihre Verlobung bei mir feiern; das verlange ich partout. Es gibt gar nichts dagegen zu sagen. Ihr Bräutigam hat mir so bedeutende Dienste geleistet, daß er mir doch

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