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66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Instruktion des Alten. Dieser begann:
    „Punkt zwölf schickst die Käth hinaus auf den Weg, wo du schon gegraben hast. Du gibst ihr einen Erbschlüssel mit. Den legt sie mitten auf den Weg und sagt dabei die Worte, die du dir schon aufgeschrieben hast:
    ‚Famos! Heros! Hippopodamos!
Nun ist auch gleich der Teufel los.‘“
    „Ist er denn auch wirklich gleich los?“
    „Ja, aber sie merkt nix davon.“
    „So tut es ihr nix?“
    „Gar nix. Es ist so, als ob sie am hellen Tag hingangen wär. Wann sie den Vers gsagt hat, geht sie wieder heim, darf aber dabei kein Wort reden.“
    „Das will ich ihr schon beibringen.“
    „Nachher machst dir das Gesicht schwarz mit Ruß und auch die Hand.“
    „O weh! Warum?“
    „Weil der Schwarze den Schatz bewacht, der Teufel. Wer den Schatz haben will, muß auch schwarz sein, aber nur bloß im Gesicht und an den Händen. Die Gestalt muß weiß sein.“
    „Wie mach ich das?“
    „Du darfst nur die Unterhosen und das Hemden anhaben. Verstanden?“
    „O jerum! Da erfrier ich!“
    „Sei doch nicht dumm! Es ist gesagt, was du anziehen sollst, aber nicht, wieviel du anziehen sollst. Wann's dich friert, so zieh meinetwegen zehn oder zwanzig Hemden und Unterhosen an.“
    „Das geht. Aber die Füß?“
    „Weiße Strümpfen.“
    „Und die Käth?“
    „Muß auch so schwarz und weiß sein wie du. Aber sie kann alle Arten Kleidungsstückerln anziehen, wanns nur weiß sind. Nun aber kommt die Hauptsachen. Wann's Mitternacht geschlagen hat in der Stadt, grad eine Viertelstunde nachher, muß sie wieder nach der Stell gehen, wo sie den Schlüssel hingelegt hat. Liegt er noch dort, so wird aus der Sachen nix; ist er aber weg, so bekommst du den Schatz. Wann dies der Fall ist, da wird ein Schiebkarren dort stehen; den holt sie zu dir hierher. Du steigst darauf und sie bindet dich an, daß du nicht herunterfällst. Nachher deckt sie ein dunkles Tuch über dich und fährt dich hin an die Stell, wo der Karren gestanden hat. Dabei darf kein Wort gesprochen werden.“
    „Später auch nicht?“
    „Wart nur, was ich dir noch sagen werd. Punkt halb eins wird der Geist kommen.“
    „Brrrr!“
    „Brauchst dich nicht zu fürchten. Er tut dir gar nix. Er wird kein Wort sagen, als nur das eine einzige: ‚Komm!‘ Da geht er voran, und die Käth fährt dich immer hinter ihm her.“
    „Wohin?“
    „Dahin, wo der Schatz vergraben liegt.“
    „Ist's wahr?“
    „Natürlich. Aber von dem Augenblick an, wo er ‚komm‘ sagt, mußt du grunzen wie eine Sau, damit er Wohlgefallen an dir hat. Tust du das nicht, so ist's gefehlt und er dreht dir, wann er grad bei schlechter Laune ist, das Gesicht auf den Rücken.“
    „Na, so soll er mich grunzen hören. Grunzt die Käth auch?“
    „Nein, sie darf keinen Laut von sich geben, keinen Hustrich und auch keinen Niesrich.“
    „So darf sie nicht vorher einen Napf voll Sempfen auffressen.“
    „Du, werd mir nicht anzüglich! Wann du sticheln willst, so kann ich gehen.“
    Er stand vom Stuhl auf. Der Müller ergriff ihn am Arm und sagte:
    „Halt! So war's nicht gemeint. Es fuhr mir nur so raus. Hast aber denn gar keine Ahnung, wohin er uns führen wird?“
    „Das kann ich nicht wissen; aber weit kann's nicht sein, denn Punkt eins muß die ganze Geschichte zu End gegangen sein.“
    „Da hab ich auch den Schatz?“
    „Freilich!“
    „Muß ich nicht graben?“
    „Was denkst! Ein Geist braucht keine Hacken und Schaufel. Wann er will, so winkt er mit der Hand, und der Schatz kommt empor. Nur aber muß die Käth ganz fest sein. Sie darf sich ja nicht irrmachen lassen. Der Geist stellt einem auf die Prob. Er macht's einem vor, als ob's in die Stadt hinein geht, in die Kirchen oder auf dem Markt oder gar ins Wirtshaus. Aber das ist alles nur Spieglung in den Lüfterln. Es scheint auch so, als ob einem Leuteln begegneten, die auf einem einreden. Aber auch das ist nicht wahr. Wann ihr da antwortet oder stehenbleibt, so ist's grad ab und alle mit euch. Aber wann ihr eure Sachen richtig macht, nachher steht der ganze Schatz gleich neben dem Karren.“
    Der Müller hatte die Hände gefaltet, und seine Augen blickten mit glühender Begierde starr vor sich hin, als ob er den Schatz bereits erblicke. Seine Brust arbeitete. Er holte tief Atem und sagte:
    „Sepp, bist du deiner Sach wirklich so gewiß?“
    „Ganz und gar, wann ihr nämlich keinen Fehler begeht.“
    „Wir werden keinen machen!“
    „So mußt du aber die Worte richtig in acht nehmen, welche du

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