66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab
verschwunden. Nun hast nur noch die Servellatenwursten. Weißt, die macht keine Arbeiten nicht. Wir können nun mitnander reden. Dabei werde ich sie so basteltant hinunterknabbern.“
„Basteltant! Eine Wursten von einem Pfund und einem halben! Das nennt er knabbern!“
„Ja, wann ich nicht bloß knabbern, sondern richtig essen soll, so mußt eben mehr herbeischaffen.“
„Himmelsakra! Willst vielleicht das ganze Sauerkrautfaß auf den Tisch haben!“
„Nein, so ungenüglich bin ich nicht. Ich weiß auch, was sich schickt und gehört und halte mich gern bescheiden zurück, wann ich bei jemand essen tu. Aber so einen Topf voll davon kochen, und einen hübschen Teil Schweinsknochen dazu, da tät ich noch mit. Könntst vielleicht nachher zum Mittag machen lassen.“
„Da wollst schon wieder essen?“
„Schon? Was bist nur für ein gespaßiger Schopf? Zu Mittag muß man doch essen!“
„Na, so nimm mir's nicht übel! Wann du deinen Schatz hebst, wo wird er bald verschwunden sein. Du hast ihn in vierzehn Tagen aufgefressen.“
„Er hält länger an. Er ist groß genug dazu.“
„Größer wie der meinige nicht.“
„So! Also hast doch einen?“
„Freilich. Eine Kriegskassen.“
„So! Wo?“
„Unter einem Kreuzwegen.“
„Hm! Und den willst heben?“
„Ja. Ich denk, daß du mir sagen wirst, was ich zu tun haben werde.“
„Hab keine große Lust dazu.“
„Nicht? Hör mal, Sepp! Erst hast gefressen wie ein Scheunendrescher, jetzt bist sogar bereits auch mit der Servellatenwursten schon fertig, und nun willst mir nicht mal den Gefallen tun! Du bist mir ein schöner Kerl! Du kannst mir gestohlen werden!“
Sepp strich sich mit den beiden Händen behaglich über den Bauch und antwortete:
„Fahr nur nicht gleich so oben hinaus! Ich mein's nicht schlecht mit dir. Aber ich denk, es nutzt dir nix, wann ich dir auch alles sag.“
„Warum?“
„Weil du es nicht ordentlich machst.“
„Ich bin doch kein Kind! Ist's so sehr schwer?“
„Nein, sehr leicht; aber wann nur ein einziger Buchstab falsch gesagt wird, so ist's aus!“
„Und nachher ist's wohl gar gefährlich?“
„Bei einer Kriegskassen nicht. Bei einem andern Schatz aber kann's einem an den Kragen gehen.“
„So brauch ich also gar keine Angst zu haben?“
„Gar keine. Das kannst mir glauben.“
„Nun also, so sag mir, was ich tun soll!“
„Sag mir vorher: Hast bereits dort nachgegraben?“
„Ja, zweimal.“
„Und was gefunden?“
„Gar nix.“
„So liegt er nicht dort, sondern woanders.“
„Sapperment! Dann find ich ihn doch nicht!“
„Ja, freilich, du tätst ihn nimmer finden, wann ich nicht wär. Das ist schon ganz richtig.“
„Du kannst's also?“
„Ja. Aber freilich folgen mußt.“
„Sehr gern.“
„Dann nun, wie ist's aber? Du kannst doch nicht von deinem Stuhl hier fort!“
„Freilich laufen kann ich nicht.“
„Das ist schlimm. Kannst fahren?“
„Mit Pferden?“
„Bist du doch dumm! Kannst mit Pferden einen Schatz heben? Hast das schon gehört?“
„Nein.“
„Also! Aber auf einem Karren kannst dich fahren lassen, auf einem Schubkarren, auf einem Schiebebock oder einer Radewelle, he?“
„Das geht vielleicht.“
„Nun, so brauchst eben das stärkste und größte Weibsen dazu, wie ich dir bereits gesagt hab.“
„Die Käth ist's.“
„Wird sie mittun?“
„Gewiß.“
„Und sich nicht fürchten?“
„Oh, die ist couragiert wie ein Fleischerhund.“
„Das hab ich gemerkt. Aber es darf weiter kein Mensch etwas davon wissen!“
„Ich werd mich hüten, es auszuplaudern.“
„Schön! Kannst's auch so machen wie eine Sau, wann sie grunzt?“
„Das ist doch leicht. Warum aber das?“
„Weißt, weil die bösen Geister damals in die Schweine gefahren sind, so muß man auch grunzen, um ihnen wohl zu gefallen.“
„Sonderbar! Sie haben also doch auch ihre Mucken und ihren eigenen Geschmack.“
„Ja; weißt du nun alles? Soll ich dir noch sagen, was du weiter zu tun hast?“
„Ich brenn ja drauf, es zu erfahren.“
„So versprichst mir vorher, nie nicht keinen Menschen dasselbige zu lehren. Wo ein Schatz ist, da wolln wir ihn selber heben und ihn nicht andern Leuteln überlassen.“
„Ich verspreche es dir.“
„Gut! So paß nun auf! Nimm auch die Schiefertafeln her, um dir die Sprüch niederzuschreiben, die du auswendig zu lernen hast!“
Der Müller nahm die Tafel auf die Beine und den Stift in die Hand. So wartete er voller Spannung auf die
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