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66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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besseres Nest, wo er einischlupfen kann.“
    „Wenn sie auch kämen, sie würden ihm doch nichts tun.“
    „Meinst? Da kennst die Jäger und die Gegend sehr schlecht. Sie würden ihm ein paar Handstrickerle umbinden und ihn fortschaffen, da hinein, wo die Eisenstäbe vor den Fenstern sind anstatt der Sonnenfächer. Nein, so weit wolln wir es halt doch nicht kommen lassen.“
    „Sie würden es doch nicht tun. Weißt du, Leni, ich bin in der Residenz gar gut bekannt und bei denen von der Polizei.“
    „So denkst etwa, sie lassen ihn laufen, wenn du ihnen ein gut Wort vergönnst?“
    „Ja.“
    „Glaub's nicht, glaub's nicht! Da gilt die Freundschaft nix. Sie müssen ihre Pflicht tun.“
    „Und wenn sie es täten, so würde ich Fürsprache halten. Das hilft.“
    „Nix hilft es, gar nix! Hast etwa einen Vetter bei der Polizei?“
    „Gar im Ministerium.“
    „Na, das ist halt schön. So einen Vettern kann man oft sehr gut gebrauchen. Besser aber ist's doch, man hat ihn gar nicht nötig. Heut will ich dem Anton sein Ministeriumvetter sein und ihn so gut verbergen, daß ihn auch die Katz nicht finden könnt, selbst wenn sie sich eine Brillen auf die Nas klemmen tät.“
    „Du scheinst in solchen Dingen viel Erfahrung zu besitzen, Leni?“
    Diese Worte klangen etwas scharf.
    „O nein. Ich hab keiner Polizei und keinem Gericht das geringste zu verheimeln; aber wann so ein armer Schlucker kommt, den sie abgetrieben haben, weil er seinen Eltern ein Brot schießen will, so tut mir's im Herzen weh, und ich such einen Winkel, wo er sich einhuscheln kann, bis die Luft wieder rein für ihn ist. Meinst etwa, daß dies ein Unrecht ist?“
    „Ja, jedenfalls.“
    „So will ich's auf Seel und Gewissen nehmen. Der Herrgott wird ein Einsehen haben und es mir nicht allzu hoch anrechnen, wenn ich später mal die Augen zutue. Also geh du zu Bett. Du brauchst nicht zu wissen, wohin ich den Anton steck. Und wann du ganz sicher schlafen willst, so schieb den innerigen Riegel vor, da beißt dich keine Maus und auch kein Bär. Schlaf wohl!“
    Dies war in einem so bestimmten Ton gesagt, daß der König lächelnd meinte:
    „Du scheinst eine gestrenge Herrin zu sein, der man gehorchen muß!“
    „Du hast fernerhin recht. Ich bin die Sennerin, und wer nicht tut, was ich ihm sag, der kann hinausspazieren. Aber, gelt, hast's doch nicht etwa bös genommen?“
    „O nein.“
    „Es war auch nicht so gemeint. Für einen solchen Herrn, der ein solch Geschenk macht, habe ich halt keine Grobheiten in der Tasche. Schlaf also wohl, Herr, und wann du träumst, so träume auch ein bisserl von der Leni und von dem Kaffee, den sie dir am Morgen aufkochen wird.“
    Sie reichte ihm die Hand. Er drückte dieselbe sehr freundlich und trat in den Heustadel. Die beiden hörten, daß er den Riegel vorschob, wie Leni es ihm geraten hatte. Er tat dies, um ihnen die Überzeugung zu geben, daß er sie nicht belauschen wolle. Anton aber nahm es anders. Er sagte:
    „Hörst, daß er den Riegel herübertut? Er fürchtet sich vor dem Wilderer.“
    „O nein. Er sieht gar nicht so aus, als ob er sich vor etwas fürchten könnt.“
    „So fürchtet er sich nicht vor mir, sondern davor, mit mir hier getroffen zu werden. Hat er sich eingeriegelt, so muß man ihm glauben, wenn er sagt, daß er von meinem Hiersein gar nix weiß.“
    „Das ist aber grad recht, grad gescheit von ihm.“
    „Ja, gescheit ist es; aber ich bin auch so klug und trau ihm nicht!“
    „Dazu hast keine Ursache nicht. Du hast ja gesehen, wie dankbar er ist. Er wird dich nicht verraten.“
    „Wer weiß es! Hat er etwa nicht gesagt, daß es nicht recht von dir ist, wenn du mich verbirgst?“
    „Das hat er doch nicht so gemeint, daß er dich wohl ausliefern möcht, wann sie kommen. Weißt, wohin ich dich steck?“
    „Nun?“
    „Über den Stall ins Stroh. Der Stall stößt an den Berg und hat im Dach ein Guckloch. Kommen sie ja und suchen nach dir, so kannst in der Not zu demselben Loch hinaus und bist gleich auf dem Berg.“
    „Und du?“
    „Ich? Was ich? Was meinst?“
    „Was wird dann mit dir?“
    „Was soll mit mir werden? Nix.“
    „Das denkst nur; aber es wird doch anders. Wann sie kommen und ich reiß aus, so merken sie, daß du mich versteckt hast, und dann nehmen sie dich mit anstatt meiner.“
    „Und ich geh auch etwa mit?“
    „Jawohl.“
    „O du dummer Hanns! Weiß ich denn, daß du bei Nacht kommen bist und dich in meinem Stall versteckt hast? Gar nix weiß ich, gar

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