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66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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halt nicht da, sondern du lägst draußen beim Bär, und er hätte dich allbereits halb und halb verspeist.“
    „Du hast mir also das Leben gerettet. Könnte ich da so schlecht sein, dich an die Polizei zu verraten?“
    „Ja, schlecht wäre es wohl von dir; aber wer sagt mir, daß du es auch wirklich nicht tust?“
    „Ich sage es, und wenn du es nicht glaubst, so soll es mir sehr leid tun. Übrigens mach, was du willst! Geh oder bleib. Mir soll beides recht sein. Für alle Fälle aber will ich dir zeigen, daß ich nicht undankbar bin.“
    Er griff in die Tasche und zog seine Börse.
    „Willst mir halt wohl ein Geldl geben?“ fragte Anton.
    „Ja.“
    „Das laß nur schön bleiben, wenn du mich nicht beleidigen willst. Um Bezahlung stehe ich keinem Menschen gegen ein Wildtier bei. Da kennst den Krickel-Anton schlecht!“
    „Und du verstehst mich falsch. Ich will dir doch nicht etwa deine mutige Tat bezahlen. Du hast dein Leben gewagt, das läßt sich nicht mit Geld abmachen. Und das meinige, nämlich mein Leben – nun, es gibt Leute, welche sagen würden, daß es sich auch nicht so genau auf den Pfennig berechnen läßt, wieviel es wert sein könnte. Also kann ich dir weder für dein noch für mein Leben ein Geld bezahlen. Aber du hast mir gesagt, daß du arm bist und oft mit deinen Eltern hungern mußt.“
    „Ja, Herr, das ist freilich rechtschaffen wahr.“
    „Nun, so will ich dir etwas für deinen Vater geben. Es soll ein Geschenk für ihn sein, damit er sich etwas Kräftiges für sein Mahl anschaffen kann.“
    „Wenn es so ist, dann nehme ich es, Herr. Ich hab halt kein Recht, ein Geschenk zurückzuweisen, welches für den meinigen Vater bestimmt ist.“
    „Gut, hier hast du.“
    Er legte ihm eine Anzahl Goldstücke in die ausgestreckte Hand. Anton machte ein höchst erstauntes Gesicht, zählte sie und sagte dann:
    „Hast dich wohl verrechnet. Das sind halt grad an die fünfzehn Doppelkronen, also nach der neuen Münz dreihundert Mark. Das ist ja grad ein Vermögen!“
    „Ich irre mich nicht. Ich gebe es dir. Nimm es deinen Eltern mit!“
    „Ja, bist denn bei Trost, Herr! Bist so gewaltig reich, daß du ein solch Summa summarum verschenken kannst, he?“
    „Ich habe Vermögen. Diese dreihundert Mark verspüre ich gar nicht, wenn sie mir fehlen.“
    „Heilige Wassersuppen! So möcht ich alleweil mit dir tauschen! Ich verspür es allbereits, wenn mir ein Pfennig aus dem Sack gerutscht ist. Also, machst ernst? Wirklich?“
    „Wirklich! Behalte es!“
    „Na, dann Gottes Segen über dich und über deine Frau. Hast doch eine?“
    „Nein.“
    „So reck halt die Arme aus! Wer solche Geldln verschenken kann, dem hängen sich gleich zwanzig Mäderln an jeden Finger, den er ausstreckt. Herrgottsakra! Wird das eine Freud sein, wann ich die Goldfuchs auf den Tisch zähl. Ich glaub, den Vattern nimmt's vor Freud den Verstand, und die Muttern wird weinen als ob's zur Kirmes regnen tät! Hab Dank! Hier hast mein Hand; schlag ein! Und wenn du einmal den Krickel-Anton brauchst, so laß ihn rufen. Er geht durchs Feuer für dich, und nicht nur einmal, sondern so oft es gut und notwendig für dich ist.“
    Er gab dem König die Hand, welche dieser ergriff und herzlich schüttelte. Bei dieser Gelegenheit bemerkte Ludwig, daß der Wilderer sich die ganze Haut der inneren Handfläche abgeschunden hatte.
    „O weh!“ sagte er. „Das muß ja schmerzen!“
    „Ja, schmerzen tut's freilich. Und schau auch die Knie, wie aufgeschürft sie sind! Aber was ist das gegen die Freud, meinen Eltern das Geld mitzubringen. Ich fühl halt keinen Schmerz nicht mehr. Und wann die Leni herzgut ist und mir ein Branntweinerl gibt, so reib ich mir mit demselbigen die Wunden ein und bekomm allzumal sogleich eine neue Haut darauf.“
    „Den sollst haben“, sagte das Mädchen. „Und du, lieber Herr, bist ein braver Bub, daß du an dem Anton seinige alten Eltern denkst. Hast auch mir eine große Freuden damit gemacht. Ich werd dir am Morgen einen Kaffee kochen, der so dick sein soll, daß du drinnen auf dem Kopf stehen kannst, ohne umzufallen. Für so ein guts Haxerl wie du kann man schon allemal ein Übrigs tun. Aber, schau, wollen wir den Bären noch bei der Nacht auftun oder willst nun wieder ins Heu gehen?“
    „Wir können ihn bis zum Morgen liegen lassen. Der Schlaf ist auch notwendig. Wird der Anton sich mit hinaus zu mir legen?“
    „Nein. Wo denkst hin! Wann sie kämen, so hätten sie ihn ja sogleich. Nein, ich weiß da ein

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