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66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gern. Gib mir aber Arbeit, irgendwelche, mit der ich mich und meine Eltern redlich ernähren kann, und ich werde weder meinem Kaiser noch dem König von Bayern eine Gams mehr wegschießen. Ich habe das Leben satt. Schau, was für ein tüchtiger Jägersmann könnte ich werden, wann ich so eine Anstellung bekommen täte. Aber an unsereinen kommt so etwas nicht.“
    „Mach eine Bittschrift an deinen Kaiser!“
    „Wo denkst halt hin! Bei dem bayrischen König ging das wohl eher, aber ich bin halt ein Österreicher und kein Bayer.“
    „So, warum ginge es bei ihm eher?“
    „Das will ich dir sagen. Er ist ein feiner Herr, der in allem etwas Apartes haben will. Ein Wilderer, der ein Jäger wird, schau, das ist so etwas Apartes. Ihm täte ich es zutrauen, daß er zu mir spräche: ‚Anton, du hast mir bis jetzt die Gamsen ohne meine Erlaubnis weggeschossen, von heut an sollst du es mit meiner Erlaubnis tun, und ich gebe dir sogar noch Lohn dazu.‘ Ja, der Ludwig, der täte das, wenn ich so richtig von der Leber weg mit ihm reden könnt. Aber er ist ein wenig menschenscheu; da kann man nicht hin. Und wie so dankbar wollte ich ihm sein! Herrjeses! Mein Leben tät ich für ihn lassen!“
    Er hob beide Arme hoch empor und schnipste zur Bekräftigung seiner Worte mit den Fingern. Seine dunklen Augen glänzten; das sah man trotz der Nacht. Er war ganz begeistert von dem Gedanken, von der Wilderei ablassen und ein anderes Leben führen zu können, bei dem es nicht mehr notwendig war, mit den Gesetzen und der Polizei in Konflikt zu kommen.
    Leni war ganz gerührt davon. Sie sagte:
    „Ja, der Anton ist ein Braver. Er hat noch keinem ein Leid angetan. Und wann er hätt, was er und seine Eltern für den Schnabel brauchen, dann wär er ein Bub, von dem man schon bereits immer einen Respekt haben müßt. Das kannst halt glauben, Herr.“
    Da ergriff der Wilderer schnell ihre Hand und rief im Ton des Glücks:
    „Leni, das, was du da sagst, ist so wahr wie das heilige Sakrament. Du hast mich nur zweimal gesehen, heut zum dritten Male, und während alle anderen Angst vor mir haben und mich meiden, hast du mit mir getanzt und mich nicht verachtet. Heut sprichst wieder für mich. Das werde ich dir nie vergessen.“
    „Plausch kein dummes Zeug nicht, Anton! Ich hab mit dir getanzt, weil ich dich selbiges Mal nicht gekannt hab. Du hast ein gutes Aug und ein aufrichtig Gesicht. Darum hab ich dir nicht zuwiderhandeln können. Denn weißt, das Gesicht ist halt das Aushängeschild, was der Herrgott dem Menschen geben hat. Auf deinem steht ein gut Gemüt und ein fröhlich Herz, und einem Menschen, der dieses beid's hat, dem darf man wohl Vertrauen schenken.“
    Da fragte der König lächelnd:
    „Was habe denn ich für ein Aushängeschild?“
    „Du hast ein gar besonderes, sauberes und vornehmes. Gut bist auch, wohl seelengut, und können tust auch etwas. Das, was in dir steckt, das sieht man dir gleich an der Nasenspitzen an. Vielleicht bist ein Stadtschulmeister oder gar ein Stadtverordneter, denn die schauen alle so vornehm und apart aus, als wenn sie halt von Zucker gebacken wären, und man darf ihnen nicht zu nahe kommen. Aber das Herz hast doch auch auf dem richtigen Fleck, wenn du meinswegen auch ausschaust, als ob du einen mit einem einzigen Wort oder Blick zur Maulsperre bringen könnst. Ist's so oder nicht?“
    „Hast nicht ganz schlecht geraten.“
    „Nicht wahr! Ja, wir auf den Bergen sind auch nicht von gestern oder gar von ehegestern. Nun aber macht, daß der Bär hereinkommt in die Hütten. Dann wollen wir schlafen. Wer früh aufwachen will, der muß sich doch zuvor erst niedergelegt haben.“
    Sie ging nach der Ecke, wo das erlegte Raubtier lag. Dasselbe war ausgewachsen und schwer; aber den drei urkräftigen Personen gelang es doch, es in die Hütte zu schaffen. Dann sagte Leni:
    „So ist's getan. Und nun will ich dir auch ein Lager machen, Anton, wo sie dich nicht finden, wann sie ja kommen und nach dir fragen sollten. Der Herr wird wohl ein Einsehen haben und dich nicht verraten.“
    „Nein“, antwortete Ludwig. „Ich verrate dich gewiß nicht.“
    „Meinst wirklich?“ fragte Anton, ihn mißtrauisch anblickend.
    „Ja. Ich gebe dir mein Wort darauf.“
    „Das gilt nix. Ihr Stadtherren seid nicht allemal diejenigen, welche gern etwas auf ihr Wort geben.“
    „Ich will da nicht mit dir rechten. Aber sage selbst, ob ich hier stände, wenn du nicht im rechten Augenblick gekommen wärst?“
    „Nein, du ständst

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