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66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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doch noch zuletzt in die jähe Tiefe gestürzt sei. Es blieb alles still.
    „Gott sei Lob und Dank!“ sagte Leni. „Das mag ich im ganzen Leben halt nicht wieder sehen und hören. Erst war ich starr vor Entsetzen. Jetzt nun zittern mir alle Glieder.“
    „Dir hat sie das beste gesagt“, bemerkte Anton. „Ein König wird dich an die Hand nehmen.“
    „Das deinige war auch schön. Du wirst bewundert sein und vom Licht umflossen.“
    „Möcht wissen, wer mich bewundern sollte! Das ist Schnickschnack.“
    „Warte es ab“, sagte der König. „Was für ein Geschäft hast du?“
    „Was werde ich sein! Ein armer Wildhüter. Ich habe eine alte Mutter und einen noch älteren Vater, die beide nix mehr arbeiten können. Eine Geiß haben wir auch und eine kleine, magere Kuh, ein Häusle dazu, wo man gleich durch die Wand hinein in die Stuben laufen kann und wo die Diele schwimmt, wenn es ein bißchen regnet. Die Kuh und die Geiß wollen fressen. Da wir aber weder Wiese noch Feld haben, so steige ich hinauf an die Abgründe, wo kein anderer sich hintraut und wo nur noch der Adler wohnt, und hole das Gras und Heu herab, was dort noch zu finden ist und was keinem Herrn gehört als nur dem, der sein Leben an jeden Halm hängt und mit dem Tod um die Wette lacht. Das ist ein Wildhüter, Herr. Und für diese Müh und Gefahr habe ich all Tag ein Stückle trocken Brot und sonst weiter nix.“
    „Das ist freilich schlimm!“
    „Und wann ich nun da aufisteig und Hunger hab und weiß, daß die Eltern ebenso hungern wie ich, und der Herrgott schickt mir einen Gamsbock zu, damit ich ein bißchen Fleisch nach Hause bring, und ich schieße ihn weg, so kommt das Gesetz und steckt mich ins Zuchthaus, und die Eltern mögen nur gleich ins Wasser gehen oder sich miteinand in den Abgrund stürzen, daß es halt aus ist mit der Not.“
    „So bist du ein Wilderer?“
    „Hast du noch nicht von dem Krickel-Anton gehört?“
    „Ja. Bist du der etwa?“
    „Ja, der bin ich, Herr.“
    „Ich habe gehört, daß man dich heut hier sucht.“
    „Ja, ich weiß es. Ich hab einen Gamsbock geschossen, um dem Vater Fleisch zu bringen; dabei hat man mich ertappt, ich aber bin entwischt. Seht meine Hände an, wie aufgeschürft sie sind, und meine Knie und die Füße halt ebenso. Ich habe mich an Felsenkanten festgehalten und an Wänden fortgegriffen, wo nie ein Mensch hinkommen wird, um nicht gefangen zu werden. Sie haben auf mich geschossen. Dann kam ich hier hinüber und sah den Bären durch die Felsen laufen. Ich folgte ihm nach im Mondlicht. Ich hatte Hunger und wollte mir ein Stück von seinem Fleisch holen und auch die Senner von dem Spitzbuben befreien. Er lief hierher. Ich kam grad noch zu rechter Zeit, um ihm den Appetit zu verderben. Er hätte dich ein wenig aufgefressen.“
    „Ja, du hast mir das Leben gerettet. Ich hoffe, daß ich dir dankbar sein kann.“
    „Sprich davon nicht. Ich habe meine Pflicht halt nicht des Dankes wegen getan. Willst du gut sein mit einem Verfolgten, so gib mir nur ein Stückle Brot und einen Schluck Wasser; dann will ich weitergehn und schaun, ob ich meine Eltern wiederseh oder in irgendeinem Abgrund die Bewunderung finde, von welcher die Mondsüchtige zu mir gesprochen hat.“
    „Dein Wunsch soll erfüllt werden, doch sage auch, ob du irgendeine vorzügliche Gabe besitzest.“
    „Eine Gabe? Hm! Ich bin halt ein Bergsteiger und ein Schütz, mit dem es kein Zweiter aufzunehmen vermag. Weiter nix.“
    „Hast du nicht eine besondere Lust zu irgendeiner Kunst oder Wissenschaft?“
    „Nein. Ich kann halt ein wenig lesen und meinen Namen schreiben. Eine andere Wissenschaft kenne ich nicht. Und eine Kunst? Ja, zeige mir eine Gams, und ich hole sie dir, sie mag hingehen, wohin sie will. Von anderen Künsten kann ich nicht reden.“
    „So hilf mir, den Bären in die Hütte zu schaffen; dann kannst du essen, so viel du willst, und nachher mit im Heustadel schlafen.“
    „Danke sehr! Werde mich hüten! Am besten ist es, ich habe den freien Himmel über mir. In einer Hütte würden sie mich gleich ergreifen.“
    „Würdest du dich nicht wehren?“
    „Gott behüte, nein. So ein Halunk bin ich schon nicht, daß ich einen niederschieße, um der verdienten Strafe zu entgehen. Aus Not schieße ich mir eine Garns, aber ein Menschenmörder bin ich nicht.“
    „Das ist brav gedacht. Du hast gefrevelt, aber es kann dir wohl vergeben werden. Nur mußt du von dem Bösen lassen und bessere Wege gehen.“
    „Das wollte ich

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