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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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schmale, bläuliche Korona aus Licht. Von der Oberfläche des Steins strahlte Energie ab wie der Funkenregen eines wild gewordenen Schweißbrenners. Jeder neue Funkenregen wurde begleitet von einem widerhallenden Summen, das die ganze Höhle erfüllte. Je länger Tom das Schauspiel betrachtete, desto mehr gewann er die Überzeugung, dass der Stein eine exotische Form der Strahlung abgab. Er musste hier raus.
    Dann sah er, wie Gregor auf den Stein zuging und seinen Helm abnahm. Auf dem Gesicht des Wissenschaftlers zeigte sich wilde Euphorie. Er trat auf den Funken sprühenden Stein zu, blieb aber in einer Entfernung stehen, aus der ihn die Lichtfunken nicht trafen. Tom hatte das Gefühl, eine Röntgenaufnahme vor sich zu sehen. In dem Licht, das der Stein aussandte, wurde Gregors Haut durchscheinend wie mattes Aluminium, und Tom hätte schwören können, dass er die Schatten von Gregors Knochen und den Verlauf seiner Arterien und Venen erkennen konnte. Gregors Herz schien im Gleichklang mit den Vibrationen des Steins zu schlagen. Das Blut in seinen Adern glich einem Schattenspiel auf einem aufgewühlten Meer.
    Gregor drehte sich triumphierend zu Tom um: »Das war die Mühe wert, nicht? Ich habe es geschafft. Verwandlung in großem Maßstab. Sehen Sie sich hier um! Sehen Sie mich an! Seit der Zeit der großen Pharaonen glauben die Eingeweihten, der letzte Sinn und Zweck des Steins sei die Vereinigung mit dem Universum. Sie sind mein Zeuge, Burke. Robert Gregor wird vom Feuer verzehrt und wieder geboren aus der Asche, endlich eins mit dem Mysterium!«
    Gregors Fieberwahn, die Kraft, die er aus der geheimnisvollen Energie des Steins und den bizarren Theorien zu schöpfen schien, mit denen er die Eigenschaften der Mondgesteinsprobe Nr. 66095 zu erklären suchte, vermittelte Tom plötzlich den Eindruck, dass Gregor keineswegs unangreifbar war.
    »Das hier ist verbranntes Felsgestein«, gab Tom wütend zurück. »Und Sie sehen aus, als kämen Sie geradewegs aus Nagasaki. Kelly wird Ihnen das Genick brechen, wenn er das sieht.«
    »Das ist die verwandelte Materie!«, schrie Gregor wütend und fuchtelte mit seiner Pistole vor Tom herum. »Ich bin ein Verwandelter! Die wissenschaftliche Bedeutung dieser Entdeckung ist überwältigend. Die Welt wird sie mit rauschendem Beifall begrüßen!«
    »Eher mit schallendem Gelächter«, gab Tom zurück. »Das Einzige, was Sie zustande gebracht haben, ist verbranntes Gestein. Ihr Körper ist radioaktiv verseucht. Sie sind gescheitert, Gregor. Gescheitert.«
    »Schweigen Sie!«, schrie Gregor und wies mit der Hand auf den Stein. »Die Menschheit wird mich im Gedächtnis behalten wie Newton, wie Galileo Galilei und Niels Bohr!«
    Tom machte einen vorsichtigen Schritt auf den Physiker zu, ohne die Pistole in dessen rechter Hand aus den Augen zu lassen. »Niemand wird Sie im Gedächtnis behalten, Gregor. Niemand. Man wird Sie vergessen, so wie man ihre …« Ihm war etwas eingefallen, was ihm Cricket am Abend zuvor erzählt hatte – etwas, was Gregor ihr verraten hatte, als sie ihn in den Dante-Röhren aus dem Wasserfall gerettet hatte. »Man wird Sie vergessen, so wie ihre Mutter vergessen ist, Gregor. In den Geschichtsbüchern werden Sie als ein überkandidelter Junge aus einem Trailerpark in Erinnerung bleiben, der verrückt geworden ist und seinen Vorgesetzten umgebracht hat. Sie sind ein Versager wie Ihre Mutter, die man in einem Armengrab verscharrt hat.«
    Gregor zitterte, außer sich vor Zorn, und Tom hatte das Gefühl, der Wissenschaftler sei nicht mehr bei Sinnen. Darin erkannte er seine Chance und packte sie beim Schopf. Er stürzte sich auf den Physiker und warf ihn zu Boden. Gregors Pistole schlitterte über das Felsgestein.
    Tom holte aus und traf ihn mit der Faust zweimal oberhalb der Rippen, dann schloss er seine Hände fest um Gregors Hals. Gregor wand sich und versuchte, sich zu befreien. Tom drückte die Finger in die starken Halsmuskeln des Wissenschaftlers. Einen Augenblick lang glaubte er ihn überwältigt zu haben, denn er spürte, wie Gregors Lebenskraft erlosch. Dann erneut ein Aufflackern in Gregors Augen, das so verblüffend war wie die Energie des Steins. Der Physiker grinste böse, dann riss er den Kopf nach links und biss Tom in die Hand. Seine Zähne bohrten sich ihm tief ins Fleisch.
    Vor Schmerz aufheulend, ließ Tom los, dann traf ihn ein Faustschlag mitten ins Gesicht. Er taumelte und verlor für einen Augenblick die Orientierung, überwältigt von

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