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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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der Enttäuschung zu dämpfen. Im Spiegel sah er, warum. Er hatte diesen Gesichtsausdruck, der Jagdfieber verriet.
    Der Marshall war als Sohn eines Zahnarztes in einer Kleinstadt unweit des Adirondack Parks im Norden des Staates New York aufgewachsen. Sein Vater und Großvater hatten mit Vorliebe Weißwedelhirsche gejagt und ihm beigebracht, dass man sich als guter Jäger in das Wild hineinversetzen muss.
    Er war ein guter Student und ein hervorragender Sportler gewesen und spielte in Dartmouth in der Lacrosse-Mannschaft. Nach seinem Abschluss ging er zur Marine und diente sechs Jahre, die letzten beiden als Captain der Militärpolizei, wo er die Jagdphilosophie seines Vaters nutzte, um junge Marines aufzuspüren, die sich unerlaubt von der Truppe entfernt hatten. Der U. S. Marshals Service hatte sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem in der Fahndung einen Namen gemacht und warb Finnerty begeistert an. Während seiner Zeit als stellvertretender Polizeichef von Kansas City, Dallas und Baltimore hatte er sich einen Ruf als Gesetzeshüter erworben, der bei der Verfolgung von Flüchtigen niemals die Flinte ins Korn warf.
    Nun zog er sich, das Telefon ans Ohr geklemmt, seine Kleider über und lauschte dabei der Schilderung des Tatorts und den Kurzbiographien der vier Häftlinge.
    »In Ordnung«, sagte Finnerty schließlich. »Wir treffen uns in fünfundzwanzig Minuten am internationalen Flughafen in Louisville. Wir nehmen den Hubschrauber. In der Zwischenzeit gibst du einen Fahndungsbefehl an alle Polizeistationen in Kentucky, Missouri, Illinois, Indiana, Ohio, Virginia, West Virginia und Tennessee raus. Diese Männer sind offenbar bewaffnet und gefährlich. Dieser Wärter, Lyons, ist vorläufig als Geisel anzusehen. Kontaktiere das Gefängnis. Sie sollen alle verfügbaren Informationen über die Häftlinge weiterleiten. Dann rufst du Sanchez und Two-Elk. Ich brauche vollständige Beschreibungen und Hintergrundinformationen über diese Leute.«
    Finnerty legte auf und sah seine Frau an, die mit verschränkten Armen dasaß und ein beleidigtes Gesicht machte. »Tut mir Leid, Nat«, sagte er leise. »Ich muss los.«
    »Was ist mit unserem Baby?«, fragte sie. »Was ist mit uns?«
    Finnerty zögerte. Natalie war die gescheiteste, schönste Frau, die ihm je begegnet war, und jetzt sah sie tief enttäuscht aus. Sie hatten im letzten Jahr so viele Enttäuschungen erlebt, so viele Tests, so viele Prozeduren über sich ergehen lassen müssen. Auf dem Gesicht seiner Frau sah er, wie schwer es für sie war, und er fühlte sich hilflos. Und dass ihm die Ärzte letzte Woche erklärt hatten, es liege an ihm, machte es auch nicht besser. Seine Spermienzahl lag um 40 Prozent unter dem Durchschnitt. Man hatte ihm geraten, Boxershorts zu tragen, ihm chinesische Kräuter verschrieben und empfohlen, es immer wieder zu versuchen. Und jetzt, im entscheidenden Moment, brachte er nicht einmal einen Versuch zustande.
    »Es tut mir Leid«, wiederholte er. »Wir probieren’s nächsten Monat nochmal, ja?«
    Einen Augenblick lang sah Natalie aus, als würde sie gleich in die Luft gehen. Aber dann nahm sie auf dem Gesicht ihres Mannes noch etwas anderes wahr außer dem nur allzu gut bekannten Jagdfieber.
    »Diesmal ist es etwas Schlimmes, Damian, stimmt’s?«, fragte sie.
    »Ziemlich«, gab er zurück und nickte düster. »Und ich habe das Gefühl, es kommt bald noch schlimmer.«

10.37 Uhr
Valley Lane 14
Tarrington, Kentucky
    Etwa zehn Meter hinter dem Eingang zum horizontalen Abschnitt des Schreckenslochs blieb Whitney stehen und rief sich in Erinnerung, wie eng der vor ihr liegende Weg war. Doch sie tat die Anwandlung von Klaustrophobie mit einem Schulterzucken ab. Schon tausendmal hatte sie in Höhlen ihre Beklemmung abschütteln müssen. Sie verlor diese Angst zwar nie ganz, wusste aber, dass sie sie im Griff hatte.
    Sie ging weiter, und schon nach einer Minute wurde die Decke niedriger. Jeannie und Whitney setzten ihren Weg in die Tiefen des Ayers-Kamm auf allen vieren fort. Nach 100 Metern tat sich unter ihnen ein etwa sieben Meter tiefer Kamin auf, der ungefähr halb so breit war wie ein Fahrstuhlschacht. Mit Rücken und Füßen an den Wänden abgestützt, bewältigten sie den Abstieg.
    Am unteren Ende des Schachts setzte sich die Höhle fast 75 Meter in einem gewundenen, schlammigen Kriechgang fort, der etwa einen halben Meter hoch war. Die Röhre war so eng, dass Whitney und Jeannie nicht kriechen konnten, sondern sich auf

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