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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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der Seite liegend wie Schlangen vorwärts bewegen und dabei ihre Schleifsäcke vor sich her schieben mussten. Noch anstrengender wurde diese Bewegungsart durch die kleinen Felsvorsprünge, an denen sie mit Stiefeln, Knöcheln und Kniepolstern hängen blieben, so dass sie für Augenblicke glaubten, den Albtraum eines jeden Höhlenforschers zu erleben – nämlich festzustecken.
    Die Durchquerung dieses Gangs dauerte eine halbe Stunde, dann stiegen sie einen weiteren fünf Meter tiefen Schacht hinunter und gelangten in einen ovalen Gang. Von den Stalaktiten tropfte Wasser in ein munteres Bächlein in der Mitte des Gangs. Whitney und Jeannie folgten ihm und hielten nach blinden Höhlenkrebsen Ausschau.
    Mit seinen beiden Zangen, dem segmentierten Schwanz und den langen Fühlern ähnelte der Höhlenkrebs einem Hummer. Aber sein Panzer war farblos. Und seine pupillenlosen Augen, die über den Mundwerkzeugen saßen, erinnerten an Süßwasserperlen. Bei jedem Tümpel, in dem sie Höhlenkrebse fanden, hinterließen sie als Markierung ein dreieckiges orangefarbenes Fähnchen. Sie hatten vor, dieselben Teiche in einer Woche wieder aufzusuchen und die Höhlenkrebse zu zählen und erneut zu beobachten.
    Whitney war Meeresbiologin, Speläologin und Spezialistin für Höhlenökologie. Insbesondere war sie Expertin dafür, welche Folgen die Umweltverschmutzung, vor allem landwirtschaftlichen Ursprungs, für das Leben in unterirdischen Flüssen hat. Sie schrieb ihre Doktorarbeit über die Ökologie unterirdischer Flüsse. Nach ihrer Überzeugung war das sensible Gleichgewicht solcher Ökosysteme ebenso aufschlussreich für den Einfluss des Menschen auf das ökologische Gleichgewicht der Erde wie das Loch in der Ionosphäre über dem Südpol. Whitney und Jeannie hatten die Tiefen des Schreckenslochs aufgesucht, weil die Fortpflanzungszeit des Cambarus aculambrum, des blinden Höhlenkrebses, angebrochen war, und sie feststellen wollten, ob Chemikalien aus den bewässerten Feldern flussaufwärts die Fortpflanzung der gefährdeten Art beeinträchtigten.
    Nachdem sie eine Stunde lang dem unterirdischen Wasserlauf gefolgt waren und unterwegs Höhlenkrebse gezählt hatten, gelangten sie an einen breiten, flachen Teich. Seine Ufer waren von glattem Schlamm bedeckt. Auf seinem Grund lagen Kies und Steine, die wie Murmeln glänzten. Auf den Steinen krabbelten die blinden Höhlenkrebse herum. »Ich zähle sieben«, sagte Whitney.
    »Hier sind es genauso viele«, erwiderte Jeannie.
    »28 Teiche. Eine gute Anzahl für eine solide Datensammlung.«
    »Ich habe Hunger.«
    »Ich auch«, sagte Whitney. »Essen wir was, bevor wir uns auf den Rückweg machen.«
    Jeannie nickte, ließ sich nieder und lehnte sich gegen die Höhlenwand. Whitney setzte sich ihr gegenüber ans andere Ufer des Teichs und lehnte sich ebenfalls an. Sie verstaute ihre Aufzeichnungen in einer wasserdichten Plastiktüte und holte Dosen mit gekochtem Hühnchen und Fruchtcocktail, einen Energieriegel und eine Wasserflasche mit Gatorade aus ihrem Schleifsack. Während sie aß, ließ sie den Lichtkegel ihrer Lampe durch die kleine Grotte wandern. Von der Decke hingen auch hier bernsteinfarbene Stalaktiten. Hinter ihnen führte der Gang nach Nordosten weiter, hüllte sich in Schatten und verschwand dann in der ewigen Nacht.
    Seltsamerweise empfand Whitney die düstere Umgebung als etwas Tröstliches. Der Aufenthalt in Höhlen verlor für sie nie seinen Reiz. Wie ihr verstorbener Schwiegervater immer gesagt hatte: »Wo sonst findet man heutzutage noch Plätze, abgesehen vom Meeresgrund und anderen Planeten, die kein Mensch je betreten hat?«
    Sie musste an Tom denken. Im Anschluss an Crickets Leichtathletikwettkampf wollten sie sich einen schönen Abend machen und ausgehen. Ihr fiel das schwarze Negligee ein, das sie im Überschwang gekauft hatte. Sie stellte sich vor, was Tom dazu sagen würde, wenn er sie darin sah, und musste grinsen.
    »Hey, schau dir das an«, rief Jeannie und riss Whitney aus ihren Träumen. Ihre Assistentin beugte sich auf allen vieren über den Teich, die Flamme ihrer Karbidlampe befand sich knapp über dem Wasser.
    »Was ist los?«, fragte Whitney.
    Jeannie warf ihr einen ratlosen Blick zu. »Ich habe noch nie gesehen, dass sich Troglodyten so verhalten hätten.«
    Whitney ging zu ihr und richtete ihre Stirnlampe auf den friedlichen Höhlentümpel. Noch vor zwanzig Minuten hatten sich alle Krebse im Zentrum des Teichs versammelt. Nun krochen drei von ihnen

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