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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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würde.
    »Gehen wir«, sagte Gregor und stieß Tom mit dem Lauf seiner Waffe an. »Ihr ist nichts passiert.«
    Kelly, Lyons und Mann standen jetzt hinter ihm.
    Tom verspürte den Impuls, sich Gregor vorzuknöpfen. Doch er zwang sich, Cricket anzusehen, und kämpfte seine Wut nieder. In den drei Stunden seit dem Überfall war Tom zu der Einsicht gelangt, dass diese Männer ihn zwar brauchten, dass sie aber bedenkenlos seine Tochter töten würden. Wichtig war folglich nur, Cricket zu schützen. Er musste geschickt vorgehen, damit sie überlebte. Und das hieß, er musste auf die Wünsche dieser Männer eingehen. Wenigstens so lange, bis sich eine Fluchtmöglichkeit bot.
    »Kannst du weitergehen?«, fragte er Cricket.
    Sie sah aus, als würde sie gleich zusammenbrechen, nickte aber. »Solange ich bei dir bin, Daddy, kann ich weitergehen.«
    Tom küsste sie auf die Stirn, riss sich von ihr los und setzte den Abstieg durch die pechschwarze Halle fort, die tief ins Innere des Jenkins-Kamms hineinführte.
    Er bemerkte einen muffigen, essigsauren Geruch in der Luft, die Schweißausdünstungen dieser Männer, die ihn und seine Tochter gefangen hielten. Das Echo ihrer Schritte erinnerte ihn ständig an seine missliche Lage. Toms Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Nun gelangten sie in einen tunnelartigen Gang.
    Wie das ganze Höhlensystem war auch dieser uralte unterirdische Gang vor Jahrtausenden entstanden; zu Anfang war es nur ein Spalt im Felsen gewesen, durch den mit Humussäure angereichertes Wasser sickerte. Im Lauf von Äonen hatte das leicht ätzende Wasser, das durch den Spalt floss, wie eine Säge die Öffnung vertieft, geglättet und ausgeschwemmt, bis ein Bach- und schließlich ein Flussbett daraus wurde. An den Felswänden erkannte Tom, wo das Wasser über die Jahrtausende große, muschelartige Vertiefungen im Kalkstein hinterlassen hatte. Das waren die Landmarken, an denen er sich auf dem Marsch durch das Höhlensystem orientierte.
    An der Höhlendecke bemerkte er die zarten Blütenblätter eines blassen, rosa überhauchten Gipsminerals. Zwischen den Blütenblättern formten sich die weißen Kristalle zu Ranken, die, teils gerade, teils geschwungen, an Blumenstängel erinnerten. An den Spitzen der erstaunlichen Orchideen-Staubgefäße glitzerten allerfeinste gelbe Minerale, die sich in der Brise zu bewegen schienen wie flugbereite Pollen.
    Kelly griff nach einer der Blüten und riss sie ab. Er roch daran, dann schleuderte er sie gegen die Wand, wo sie in tausend Scherben zerbarst.
    Tom konnte sich nicht beherrschen. »Hören Sie auf«, schrie er. »Diese Blüten gehören zu den seltensten Formationen der Welt!«
    Offensichtlich empfand Kelly die Zurechtweisung als Provokation. Er riss eine zweite Orchidee ab und zerschmetterte sie ebenfalls. »Erzähl das jemandem, der sich darum schert«, sagte er.
    Tom sah, dass Cricket, die hinter Kelly ging, ängstlich den Kopf schüttelte. Wieder musste Tom seinen Ärger hinunterschlucken. Er ging zügig weiter, und bald war die Decke gut drei Meter hoch und die Orchideen außer Reichweite.
    »Was ist mit den Leuten im Helikopter?«, wollte Mann wissen. »Wie sollen wir hier je wieder rauskommen, ohne dass sie uns schnappen.«
    »Das ist alles schon geregelt«, erklärte Gregor. »Holen wir uns erst mal den Stein. Wenn ich am Ziel bin, kommt alles in Ordnung.«
    Dieser Wortwechsel gab Tom zu denken. Immer wieder redeten sie von einem Stein. Er wollte mehr erfahren, wollte begreifen, was diese Männer im Labyrinth eigentlich suchten, beschloss aber, den Mund zu halten und einfach durch Zuhören mehr herauszufinden. Sobald er wusste, warum er und Cricket überhaupt festgehalten wurden, konnte er dieses Wissen vielleicht verwenden, um zu fliehen.
    Das Einzige, was Tom in den nächsten beiden Stunden wahrnahm, waren nur die dumpfen Schritte auf dem Felsboden und das Rascheln von Schleifsäcken und Schutzanzügen, die Lichtkegel der Stirnlampen, die in die Dunkelheit vorstießen, und das Wasser, das von der Decke tropfte. Nur ein Gedanke beherrschte ihn: Er musste Cricket retten.
    Dann bemerkte er, dass einer der Männer hinter ihm summte. Er kannte die Melodie, konnte sie aber nicht genau einordnen. Schließlich fiel ihm ein, dass es ein Kinderlied war, das Cricket früher gesungen hatte, aber es strahlte keine Freude aus, sondern eine unterschwellige Drohung. Tom blieb stehen und drehte sich um.
    Mann ging unmittelbar hinter Cricket. Sein Helm saß schief, und er summte und

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