66095: Thriller (German Edition)
helfen?«
Der Marshall deutete auf den Computerbildschirm auf Angelis’ Schreibtisch, der eine Verkleinerung der Rasterdarstellung der Höhle zeigte, die im Hauptzelt hing. Inmitten der horizontalen und vertikalen Linien pulsierte ein hellgelber Fleck. »Ich nehme an, das ist eine Art Lokalisierungskarte.«
Angelis nickte. »Verbunden mit Niedrigfrequenz-Transpondern in allen mitgeführten Schleifsäcken.«
Finnerty nahm die elektronische Karte näher in Augenschein. »Wie es aussieht, sind sie zum nächsten Kamm in westlicher Richtung unterwegs. Gibt es einen Zugang, durch den ich reingehen und ihnen den Weg abschneiden kann?«
»Der nächste Eingang liegt auf dem Munk-Kamm, der dritten Steilwand von neun, durch die sich das Höhlensystem zieht«, erwiderte Angelis. »Von dort müssten Sie den Weg zurückverfolgen.«
»Schön«, meinte Finnerty. »Ich brauche jemanden, der mich reinführt.«
Angelis verzog das Gesicht, dann nahm er einen tiefen Zug von seiner Zigarette und strich sich über seinen breiten Nacken. »Das könnte ein Problem werden.«
»Warum?«, wollte Finnerty wissen.
»Ich habe Leute, die jeweils bestimmte Abschnitte der Höhle kennen, aber nicht das ganze System«, erklärte Angelis. »Aus diesem Grund haben wir zur ersten Durchquerung Höhlenforscher losgeschickt und keine Astronauten – für künftige Trainingsmissionen müssen wir erst noch Führer ausbilden.«
Boulter, der bisher ruhig zugehört hatte, meldete sich zu Wort. »Sie wollen damit sagen, dass es niemanden gibt, der die Labyrinthhöhle so gut kennt wie dieser Burke?«
»Es gibt jemanden, aber …«
»Aber was?«, fragte Finnerty.
In diesem Augenblick entstand draußen vor dem Zelt Unruhe. »Ma’am? Ma’am!«, rief eine Frauenstimme. »Sie befinden sich auf Sperrgebiet, Ma’am! Sie können nicht …«
Finnerty wandte sich um und sah, wie eine aufgelöst wirkende Frau mit rotblondem Haar ins Zelt stürmte. Ihr Jeanshemd war schweißgetränkt. Grashalme und Löwenzahnstängel hingen an ihren Schnürsenkeln. Sie keuchte, als sei sie sehr weit gerannt.
»Gott sei Dank bin ich noch rechtzeitig gekommen!«, rief sie Angelis zu. »Es zieht ein schweres Unwetter auf. Sie müssen ein Team reinschicken, um Tom und Cricket da rauszuholen, bevor sie zu tief vordringen. Wie lange sind sie schon drin? Drei? Dreieinhalb Stunden?«
Die Frau ging an Finnerty vorbei, als wäre er Luft, steuerte auf den Computermonitor auf Angelis’ Schreibtisch zu und legte den Finger auf die Ansammlung gelb blinkender Icons. »Sehen Sie! Es scheint, als seien sie erst in den Gängen bei der Monroe-Rutschbahn, vielleicht auch am Orchideenzüchterweg. Zweites Stockwerk. Da ist die Höhle noch trocken. Kein Problem.«
Finnerty warf Angelis einen ärgerlichen Blick zu. »Wer zum Teufel ist diese Frau?«
Angelis griff sich wieder an den Nacken. »Damian Finnerty, darf ich vorstellen, Whitney Burke, Tom Burkes Frau«, sagte er. »Die Einzige, die die Labyrinthhöhle so gut kennt, dass sie als Führerin für Sie infrage kommt.«
Abstieg
Mittags
Monroe-Rutschbahn
Jenkins-Kamm
Labyrinthhöhle
Der Gürtel hatte Metallnoppen, die sich in Crickets Rücken bohrten. Von Schmerzen gepeinigt und immer noch unfähig zu begreifen, was passiert war, stolperte sie vorwärts. Andy Swearingen war tot. Einfach tot. Diese Männer hatten sie und ihren Vater als Geiseln genommen. Und sie weigerten sich, ihrem Vater zu sagen, wo sie hinwollten.
»Bringen Sie uns nach Westen in den zweiten Kamm«, wiederholte der schwächlich wirkende Mann, den sie Gregor nannten. »Dort erfahren Sie dann, wie es weitergeht.«
»Wie weit sind wir noch entfernt, Gregor?«, fragte der dunkelhäutige Kerl, den sie Kelly nannten und der hinter ihr ging.
»Keine Ahnung«, antwortete Gregor.
»Warum weißt du das nicht?«, rief der kräftige Schwarze. »Du warst doch schon mal hier, oder?«
Gregor schüttelte den Kopf. »Ich bin auf einem anderen Weg in die Höhle gekommen, Lyons, auf einem Weg, der nicht mehr begehbar ist. Wir müssen also von einer anderen Richtung an den Stein heran.«
»Aber du weißt, wo er ist, oder?«, fragte Lyons.
»Verlass dich auf mich«, sagte Gregor. »Ich weiß Bescheid.«
Sie befanden sich jetzt etwa 100 Meter tief im Innern des Jenkins-Kamms, hielten sich an der rechten Seite eines Abhangs, der tief ins Erdinnere hinabführte. Cricket folgte Gregor, der hinter ihrem Vater ging. Der mit den weichen Gesichtszügen, Mann nannten sie ihn, folgte ihr
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