66095: Thriller (German Edition)
schlechteren Verfassung als wir«, sagte Finnerty. »Wir können sie garantiert einholen.«
Two-Elk war im Begriff, ihm zu folgen, doch Whitney blieb wie angewurzelt stehen. Sie ließ das Video noch einmal ablaufen und achtete genau auf das, was Tom sagte.
»Stopp!«, rief sie dem Marshall nach. »Tom sagt, sie würden morgen gegen Mitternacht den Zusammenfluss des Vergessenen Flusses mit dem Fluss ohne Wiederkehr erreichen, nachdem sie den jeder Beschreibung spottenden Weg hinter sich haben.«
»Jeder Beschreibung spottend?«, wiederholte der Marshall.
»Dieser Ausdruck besagt, dass man sich im Kreis bewegt.«
Der Marshall sah sie verständnislos an. »Was heißt das?«
»Die beiden nächsten Kämme sind von so vielen Gängen durchzogen, dass man jemanden buchstäblich im Kreis herumführen kann und am Ende trotzdem zum Nyren-Kamm gelangt, dem siebten der neun Bergkämme am Zusammenfluss der beiden Wasserläufe.«
»Okay?«, sagte Two-Elk.
Die Kühnheit von Toms Plan beflügelte Whitneys Hoffnung. Er hatte den Kampf um sein und Crickets Leben noch nicht aufgegeben. Wie hatte sie jemals an ihm und seiner Liebe zweifeln können?
»Tom wird diese Männer in den folgenden dreißig Stunden im Kreis herumführen«, sagte sie mit vor Aufregung zitternder Stimme. »Er will sie mürbe machen, bevor er sie morgen um Mitternacht zum Zusammenfluss der beiden Wasserläufe führt. Wenn Sie weiterhin vorhaben, sie in eine Falle zu locken, gibt es in der ganzen Höhle keinen besseren Ort.«
Tief im Innern der Höhle
17. Juni 2007
7.00 Uhr
NASA-Camp
Jenkins-Kamm
Labyrinthhöhle
Schon den dritten Vormittag in Folge berichtete Helen Greidel live über das Artemis-Projekt. Mit einem leuchtend roten Parka stand sie unter ihrem Schirm vor Jenkins’ verfallenem Gehöft. Der Regen peitschte ihr ins Gesicht.
»Die dramatische Geiselnahme, die seit ein paar Tagen die ganze Welt in Atem hält, hat sich weiter zugespitzt«, begann sie. »Nach dem starken Erdbeben, das gestern Nachmittag den Osten Kentuckys erschütterte, hat die NASA jetzt eingeräumt, dass sie keine Ortungssignale mehr von den Menschen erhält, die noch immer in der Labyrinthhöhle eingeschlossen sind. Es handelt sich um mehrere entflohene Häftlinge, zwei Geiseln und ein Rettungsteam.«
Die Kamera schwenkte zu dem Einsatzleiter hinüber, der vor den aufgereihten Mikrophonen stand. Die Strapazen der letzten Stunden waren Angelis ins Gesicht geschrieben.
»Die NASA erhält keine Signale mehr von den elektronischen Peilsendern, die Tom und Cricket Burke sowie die vier Männer bei sich tragen, von denen sie vermutlich als Geiseln genommen wurden«, rief Angelis den aufgeregt fragenden Journalisten zu. »Auch der Kontakt zu der Rettungsmannschaft, zu Burkes Frau und den drei US-Marshalls ist abgebrochen.«
»Sind sie tot?«, fragte ein Reporter dazwischen.
Angelis wartete einen Augenblick, bevor er mit sachlicher Miene antwortete: »Wir gehen davon aus, dass sie noch am Leben sind.«
Jetzt wurde das Standfoto einer Maschine eingeblendet, die aussah wie ein riesiger, auf einem Tieflader stehender Bohrer. Dazu Greidels Kommentar: »Angelis erklärte weiter, das US-amerikanische Bergbauamt habe eine Bohrmaschine zur Rettung der Verschütteten bereit gestellt, die bereits zur Unglücksstelle unterwegs ist. Mit ihr könnten die bei dem Beben eingestürzten Höhleneingänge freigelegt werden, so dass ein zweites Rettungsteam in die Höhle vordringen und sich auf die Suche nach Überlebenden machen kann.«
Wieder wechselte das Bild. Eine Archivaufnahme in Schwarzweiß zeigte Männer in schmutzigen Overalls bei der Arbeit. Greidels Kommentar dazu lautete: »Es handelt sich um die umfangreichste und schwierigste Rettungsaktion im Erdinnern, die seit dem spektakulären Versuch zur Rettung von Floyd Collins im Jahr 1925 unternommen wurde. Der berühmte Höhlenforscher aus Kentucky war damals in einer Höhle rund 150 Kilometer südwestlich von hier eingeschlossen gewesen.
Den Rettungsmannschaften war es zwar gelungen, zu Collins vorzudringen und ihn mit Nahrung und Wasser zu versorgen, aber nach fünf Tagen wurde durch einen Erdrutsch der Zugang zu ihm verschüttet. Es dauerte zwölf weitere Tage«, fuhr Greidel fort, »bis man einen Schacht gegraben hatte und das Rettungsteam ein zweites Mal zu Collins vordringen konnte. Man konnte nur noch seine Leiche bergen.«
Die Kamera schwenkte wieder zu Greidel zurück, die sich unter ihren Regenschirm duckte. Sie blickte
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