66095: Thriller (German Edition)
beiden Felsblöcke wurde der letzte Stein zermalmt. Sand und Geröll stürzten in den Tunnel, und im ersten Moment dachte sie, das sei das Ende. Aber die Felsblöcke sprangen von ihr weg und donnerten den Nordhang des unterirdischen Berges hinunter.
Whitney hob den Kopf. Ein kräftiger kalter Wind strich über ihr Gesicht und wehte den Staub fort. Zweieinhalb Meter vor ihr öffnete sich ein Durchschlupf von der Größe eines Wasserballs. Sie drehte sich zu Finnerty um und schwenkte triumphierend das Messer in der Luft. »Wir haben es geschafft!«
Zwanzig Minuten später stürmten Finnerty und Two-Elk das Vorratslager, während sich Whitney draußen versteckt hielt. Es folgten lange Minuten der Stille, dann hörte sie Gemurmel. Jetzt hielt sie es nicht länger aus. Trotz der eindringlichen Bitte, zu ihrer eigenen Sicherheit draußen zu bleiben, drehte sie ihre Stirnlampe auf und betrat den Raum. Auf einem Bein kniend untersuchte Two-Elk die Spuren im weichen Sand, der den Boden der Grotte bedeckte. Finnerty stand neben ihr.
»Wir müssen sie vertrieben haben, als die Blöcke herunterdonnerten«, sagte Finnerty. »Sie waren vor uns hier.«
Whitney warf den Kopf herum. »Wie lange ist das her?«
»Ein paar Minuten«, erwiderte Two-Elk.
»Wohin könnten sie von hier aus gegangen sein?«, fragte Finnerty.
»Verdammt, ich weiß es nicht«, sagte Whitney und zuckte hilflos und enttäuscht die Achseln. »Vor uns liegt noch eine Strecke von 45 Kilometern, und da gibt es ein halbes Dutzend Möglichkeiten, um an dasselbe Ziel zu gelangen.«
»Einer von ihnen ist tot, Chef«, sagte Two-Elk unvermittelt.
Whitney erstarrte. »Wer? Woher wissen Sie das?«
Two-Elk deutete auf die roten wasserdichten Proviantsäcke. »Nach Angaben der NASA-Mitarbeiter liegen in jedem Vorratslager zehn dieser Säcke. Jetzt sind es noch fünf. Wären die Burkes, Lyons und die drei Häftlinge hier vorbeigekommen, wären nur noch vier übrig. Einer von ihnen lebt nicht mehr.«
Whitney musste ein Gefühl der Übelkeit niederkämpfen. »Und wer?«, fragte sie.
»Das kann ich im Augenblick noch nicht sagen.« Two-Elk richtete ihre Aufmerksamkeit erneut auf die Fußspuren im Sand. »Mit Sicherheit nicht Ihr Mann. Ohne ihn wären sie niemals bis hierher gekommen.«
Whitney kniete sich neben Two-Elk und suchte den Boden nach Abdrücken eines kleineren Stiefels ab. Doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit auf einen Kreis von etwa 15 Zentimeter Durchmesser gelenkt, den ein schlanker Finger in den Sand gezeichnet hatte. In die Mitte des Kreises waren flüchtig die Umrisse eines Kegels gezeichnet.
»Cricket lebt«, flüsterte Whitney.
»Woher wissen Sie das?«, fragte Finnerty.
Sie deutete auf die Zeichnung, und Tränen traten ihr in die Augen. »Eine Grillenfalle«, sagte sie. »Ein Familiengeheimnis«.
»Gut«, sagte Finnerty und lächelte. »Sehr gut. Ihre Familie ist nicht nur am Leben, sie hat auch einen der Häftlinge vom Hals. Das Blatt wendet sich langsam zu unseren Gunsten.«
Whitney nickte und lächelte unter Tränen.
»Wo ist das nächste Vorratslager?«, fragte Two-Elk.
»Nyren-Kamm«, gab Whitney zurück. »Vier Bergkämme weiter westlich. 60 Kilometer entfernt.«
»Ist in diesen Säcken genügend Proviant, um es bis dorthin zu schaffen?«, fragte Finnerty.
»Ja, aber woher wissen wir, dass sie diesen Weg eingeschlagen …?«
Whitney hielt inne. Sie hatte das schwache Blinken eines Lichts in dem halb geschlossenen Deckel des blauen Koffers neben der Sandzeichnung entdeckt. Sie ging in die Knie und hob den Deckel. Der flackernde Bildschirm zeigte einen Ausschnitt der gerasterten Karte der Labyrinthhöhle. Darüber leuchtete der Schriftzug ÜBERTRAGUNGSFEHLER.
Aufgeregt sah Whitney hoch. »Sie haben versucht, eine Botschaft nach oben zu schicken, aber es hat nicht geklappt«, sagte sie. »Ihre Nachricht muss aber gespeichert sein.«
Sie tippte einen Befehl ein. Ein orangeroter Balken erschien auf dem dunklen Bildschirm, dann ein grieseliges digitales Videobild von Tom. Sein Gesicht war schwarz und schmutzig. Die Augen lagen tief in den Höhlen. Er sah mitgenommen aus.
Whitney hörte, dass er etwas sagte, aber sie verstand die Worte kaum, so sehr überwältigte sie der Gedanke, dass er noch vor wenigen Minuten hier vor dem Computer gekniet hatte. Dann plötzlich wechselte das Bild. Jetzt war auch Cricket zu sehen. Ein neues Bild zeigte Gregor, Lyons und Kelly, denen die Strapazen ebenfalls anzusehen waren.
»Sie sind in einer
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