68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
allerlei Dummheiten. Wir haben auf unsern herzlieben König einen Toasten gerufen.“
„So!“ lächelte der König. „Und das nennt ihr eine Dummheit?“
„Himmelsakra, nein! Das war nicht so gemeint Herr Ludewigen. Ich mein' halt nur das Trinken, aber nicht den Toasten auf denen König.“
„Habt ihr denn Ursache zu einem solchen Toast?“
„Ursache?“ fragte der Heiner ganz erstaunt. „Natürlich! Gibts etwa einen besseren König?“
„Nun, ich kann euch wenigstens versichern, daß er es gut mit euch meint. Alles Leid kann er freilich nicht heben. Er ist ja nicht allwissend und auch nicht allmächtig. Und wo er nicht da ist, da sollen andere an seiner Stelle handeln. Daran habe ich gedacht, als ich versprach, für den Hans einen Arzt rufen zu lassen. Hier, der Herr Doktor ist jetzt mit mir bei ihm gewesen und hat ihn untersucht.“
„Jetzt? Bei mir gewest?“ fragte der Heiner bestürzt. „Und ich war nicht dabei?“
„Das war ja nicht nötig.“
„Und untersucht ist er worden? Herr Doktor, wie haben 'S ihn funden? Sagen 'S rasch! Kann er gesund werden?“
„Ja“, antwortete der Arzt. „Aber er darf nicht hier bleiben.“
„Hab's mir denkt!“ meinte der Heiner traurig. „Er muß fort!“
„Wollen Sie nicht einwilligen?“
„Oh! Gar gern! Aber das kostet ein gar schweres Geldl, und wo nehme ich dasselbige her?“
„Ich weiß es, hier Herr Ludwig will alles bezahlen.“
„O Gott! Ist's wahr? Ist's wahr?“
„Ja, Ihr Sohn soll nach dem Süden, und er soll so lange dort bleiben, bis er gesund ist, selbst wenn es mehrere Jahre dauert. Und nicht nur das will der Herr bezahlen, sondern er will ihn auch unterrichten lassen, daß der Hans ein Maler werden kann, ein Künstler in seinem Fach.“
Der Heiner stand ganz sprachlos. Das Lisbetherl stieß einen Freudenschrei aus und machte eine Bewegung, als ob sie auf den König zueilen wolle, wankte aber dann und schlang den Arm um Barbara, um sich an derselben festzuhalten.
„Oh, ihr Heiligen all im Himmel droben!“ stieß der Heiner endlich hervor. „Das ist doch gleich gar zu viel! Wer kann das aushalten!“
„Und weiter!“ fuhr der König fort. „Der Hans kann doch nicht allein in die Fremde gehen –“
„Nein, da muß halt ich wohl mit“, fiel Heiner ein.
„Sie nicht“, antwortete der König. „Sie müssen hierbleiben, um anwesend zu sein, wenn Ihr Lisbetherl Hochzeit macht. Der Hans braucht zunächst eine weibliche Hilfe. Da schlage ich vor, es begleitet ihn die Frau, welche wir vorhin bei ihm getroffen haben.“
„Herrgottle, seine Mutt –“, rief der Heiner ganz entzückt.
„Und“, fuhr der König fort, „da er doch auch einer stärkeren, gewandteren, erfahreneren Unterstützung nicht entbehren kann, so werde ich ihm eine männliche Begleitung auch noch mitgeben. Wie steht es, Herr Lehrer, hätten vielleicht Sie Lust?“
Max Walther war so überrascht, daß er nicht sofort eine Antwort fand. Darum erklärte der König weiter:
„Während Hans in Konstantinopel, Jerusalem, Damaskus, Kairo und so weiter Heilung sucht, könnten Sie als sein Begleiter und Beschützer den Orient studieren und dabei Anschauungen und Erfahrungen sammeln, welche Ihnen, der Sie ein Dichter sind, von großem Wert sein müssen. Dies ist meine Antwort, welche ich Ihnen bis jetzt auf Ihre Improvisation schuldig geblieben bin.“
Jetzt kam Leben und Bewegung in den Lehrer. Er tat einen Schritt, wie um dem König zu Füßen zu stürzen, und rief dabei unvorsichtig:
„Maje –!“
„Halt!“ unterbrach der König ihn schnell. „Keine allzu große Eilfertigkeit! Sagen Sie mir einfach, ob Sie bereit sind, mein Anerbieten anzunehmen!“
„Mit tausend, tausend Freuden!“ antwortete er, der sich vor Entzücken kaum beherrschen konnte.
Seine Mutter schlang die Arme um ihn und weinte vor Freude.
„Ist's denn auch wahr, wirklich wahr?“ fragte der noch immer zweifelnde Heiner.
„Gewiß, ganz gewiß!“ antwortete der Arzt.
„Lisbeth!“
Er streckte den einen Arm nach seiner Tochter aus. Diese flog herbei und an sein Herz. Die Barbara machte sich bereits mit ihrer Schürze zu schaffen. Sie fühlte, daß sie die Tränen nicht lange mehr werde zurückhalten können.
Da, plötzlich fing es unter dem Kachelofen an zu kratzen, zu rascheln und zu rumoren, und zugleich ließ sich ein tiefer, dumpfer Ton vernehmen – es war kein Niesen, es war kein Singen, es klang im tiefsten Basse wie ‚Huhu hhh – huhu hhh – huhu hhh –
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