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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gesundheiten unsers guten Königs trinken wollen, so ist's besser, wann wir fein ernst und andächtig dabei sind. Wenn ich an ihn denk, so muß ich auch gleich allemal an meine Leni denken. Ihr hättet nur dabei sein sollen, als sie sungen hat:
    Als alle mich verlassen hatten
In meines Unglücks schwerer Nacht,
Stand ich in meines Königs Schatten;
Mein König hat an mich gedacht!
    Da hat alles geweint, alles hat schluchzt und weint und dera König selbern auch mit. Hört, das merkt euch! Keiner hat so ein Herz für das Unglück wie unsera Ludwigen. Dera Sepp weiß das sehr genau. Und wann er mal hierher kommen tät, so sollt ihr sehen, wie schnell das Leid ein End nehmen tät bei denen, die seiner Hilf und Gnaden würdig wären!“
    „Herrgott!“ meinte der Heiner. „Wann er da meinen armen Hans sehen tät!“
    „Du, Heiner, ich will dir mal was sagen. Das Glück kommt oft schneller, als man denkt hat. Ich hab hört, daß unser Ludwig bald mal kommen wird. Das versäume ja nicht; da mußt dich an ihn wenden. Wirst sehen, er hilft dem Hans. Und dafür wolln wir uns bereits schon vorher bedanken und unsern lieben König hoch leben lassen. Nehmt also die Glaserln in die Hand und haltet's recht hoch! So! Und nun paßt au! Was ich schrei, das müßt ihr auch rufen. Also jetzund geht dera Toasten los!“
    Und mit erhobener Stimme fuhr er fort:
    „Unsern gutern und bravem Ludwigen, König von Seiner Majestäten Bayern soll untertänigst hochleben. Wir bringen ihm ein allergnädigst Vivat – so schreit doch!“
    „Vivat!“ riefen die andern.
    „Abermals Vivavit!“
    „Abermals Vivavit!“
    „Und zum dritten Male Vivavit!“
    „Und zum dritten Male Vivavit!“
    Die Gläser klangen zusammen. Der König gab dem Arzt einen Wink und trat wieder aus dem Hausflur hinaus. Sie gingen still um die Mühle herum nach dem Garten.
    Für andere hätte diese Szene wohl mehr Drolliges als Ernsthaftes gehabt; diese beiden aber waren Kenner des Volkscharakters, und zumal kannte der König den treuen Wurzelsepp. Es schimmerte in seinem Auge feucht. Er wandte sich, als sie nicht mehr gesehen werden konnten, an den Medizinalrat:
    „Das sind Herzen, auf welche man sich verlassen kann. Da begreift man, wie glücklich jener Fürst war, welcher sagen konnte, er dürfe sein Haupt in den Schoß eines jeden seiner Untertanen ohne Bedenken zur Ruhe legen! – Herrschersorgen und Herrscherglück. Der Sorgen sind so viele, so gar viele und schwere, aber ein Augenblick solchen Glückes wiegt alles, alles auf.“
    Als sie den Garten erreichten, saßen noch der Lehrer und dessen Mutter in der Laube. Beide traten heraus, weil sie glaubten, der König wolle sich in den Schatten derselben niederlassen.
    „Ich will Sie nicht stören“, sagte er. „Aber wenn Sie nicht hier gefesselt sind, so ersuche ich Sie, mit nach der Stube zu kommen. Dort herrscht ein reges Leben, wie es scheint. Und ich möchte auch einen Beitrag zu der allgemeinen Freude steuern.“
    Sie kamen durch die Hintertür in das Haus. Die Barbara bemerkte sie durch die Küche zuerst, und da war ihre Stimme zu vernehmen:
    „Seid still, ihr Hallodrivolk! Die Herrschafteln kommen! Was sollen ‘s von uns denken, wenn so ein Lärmen herinnen herrscht!“
    „Jerum, geh!“ ertönte da der Baß des alten Peters. „Ich bin gar nicht mitgeladen und sitz doch auch mit da! Wo versteck ich mich nur da sogleich! Ich kriech unter den Ofen!“
    Als die vier nun eintraten, standen die andern in halber Verlegenheit um den Tisch.
    „Sitzen bleiben“, sagte der König. Und seitwärts blickend, fügte er, vergnügt lächelnd, hinzu: „Und auch liegen bleiben!“
    Der große, mächtige Kachelofen stand nämlich auf vier hohen Beinen. Vorn war eine hölzerne Bank angebracht. Da drunten gab es Raum für einen Menschen. Der Peter war wirklich hinuntergekrochen. Weil er aber von ungewöhnlich langer Gestalt war, so ragten seine Beine so weit hervor, daß man die mehlweißen Stiefelpantoffeln, die herabgerutschten Strümpfe und dann die nackten, hageren Waden erblickte. Er gab sich zwar die größte Mühe, diese Extremitäten an sich zu ziehen, doch rutschten sie ihm immer wieder vor.
    „Jetzund wird's uns schlecht ergehen“, sagte der Müller. „Herr Ludewig, wir haben fast denen ganzen Wein ausitrunken. Machen 'S eine gnädige Strafen!“
    „Ja“, stimmte der Heiner bei, „wenn man all sein Lebtag keinen solchen Tropfen trunken hat und man bekommt dann mal ein Glas, so macht man nachher

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