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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Herrschaften das Gepäck auf. Die Wagen kehrten zurück.
    Jetzt war der Sepp überzeugt, daß der Baron wirklich abreisen werde. Was sollte der Alte die Ankunft und Wiederabfahrt des Zuges abwarten? Das hatte keinen Zweck mehr. Er wollte nach Hohenwald, und da sich der Himmel mit dunklen Wolken zu umziehen begann, welche wohl gar ein Gewitter erwarten ließen, so trollte er sich eiligst von dannen, um noch vor Ausbruch des Regens sein Ziel zu erreichen.
    Erst eine halbe Stunde später kam der Zug. Er hatte hier längere Zeit zu halten; darum beeilten sich die auf ihn wartenden Passagiere gar nicht zu sehr mit dem Einsteigen.
    Unter den Ausgestiegenen befand sich ein junger Mann, welcher nicht sehr viel über zwanzig Jahre zählen mochte. Er war hoch und schlank gebaut, brünett und besaß ein aristokratisch gezeichnetes Gesicht, dem man es ansah, daß der Jüngling sich viel mit Denken beschäftigte. Dieses Gesicht war jetzt tief gebräunt, als ob eine südliche Sonne ihre Spuren auf demselben zurückgelassen habe.
    Er trug einen einfachen, dunklen Reiseanzug, einen breitkrempigen Hut und einen kleinen Tornister auf dem Rücken. Der Stock in der Hand war eine Palme, wie man sie in Italien zu kaufen bekommt.
    Er hatte sich zuerst auf dem Perron umgesehen und schlenderte nun langsam nach dem Wartezimmer erster und zweiter Klasse.
    Eben als er dort eintreten wollte, wurde die Tür geöffnet und – der Baron kam heraus. Das Auge dieses letzteren fiel auf den jungen Mann, und bei dem Anblick desselben ließ er erschrocken den Regenschirm fallen, welchen er in der Hand trug.
    „Rudolf!“ stammelte er.
    Der Fremde, welcher sich höflich gebückt hatte, um dem älteren Manne den Schirm aufzuheben, reichte ihm denselben dar und sagte im Ton des Erstaunens:
    „Kennen Sie mich?“
    „Sandau!“ stieß der Baron abermals hervor, ohne diese Frage zu beachten.
    „Das ist mein Name.“
    „Alle tausend Teufel! Du hast dich verdammt gut konserviert, oder –“
    Er hielt inne, machte ein ganz unbeschreibliches Gesicht, schlug sich mit der Hand an die Stirn und fuhr dann fort:
    „Wo denke ich hin! Welch eine Täuschung! Wie können Sie der sein, für den ich Sie hielt! Sie zählen vielleicht wenig über zwanzig!“
    „Dreiundzwanzig.“
    „Der, welchen ich meine, müßte heute mehr als doppelt so alt sein. Aber bitte, wie heißen Sie?“
    „Rudolf Sandau.“
    „So, so! Ist allerdings ein ganz auffälliger Irrtum, eine Verwechslung!“
    Sein Blick war fast feindselig forschend auf den Jüngling gerichtet. Dieser antwortete in höflicher Entgegnung:
    „Eine Verwechslung kann nicht vorliegen.“
    „O doch!“
    „Sie kennen ja meinen Namen!“
    Über das Gesicht des Barons zuckte es wie verhaltener Zorn. Er antwortete:
    „Heißen Sie denn wirklich so?“
    „Ja. Rudolf Sandau.“
    „Nun, so bleibt es dennoch eine Verwechslung. Ich habe Sie für Ihren Vater gehalten, den ich zum letzten Mal erblickte, als er noch in Ihrem Alter stand. Sein Bild ist fest in meinem Gedächtnis geblieben, und so ist es gar kein Wunder, wenn ich jetzt nicht an die Jahre dachte, welche seit jener Zeit verflossen sind. Aber, um ganz sicherzugehen, bitte, was war Ihr Vater?“
    „Er war Feldmesser.“
    Das eine Auge des Barons kniff sich zusammen. Sein Blick ruhte auf Rudolf gradso wie das Auge eines Kriminalisten sich auf den Verbrecher richtet.
    „Feldmesser? Geometer also? Das kann doch nicht sein. In diesem Fall müßte ich mich doch geirrt haben. War er nicht Offizier?“
    „Nein. Er ist als Feldmesser gestorben.“
    „So! Hm! Wo?“
    „Drüben im fernen Westen.“
    „Ah so!“ nickte der Baron jetzt lebhaft. „Also in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. So ist er tot?“
    „Seit langer, langer Zeit.“
    „Haben Sie Geschwister?“
    „Nein. Ich bin das einzige Kind.“
    „Lebt Ihre Mutter noch?“
    „Ja, mein Herr.“
    „Wo?“
    „In Eichenfeld.“
    „Kenne ich nicht. Habe diesen Namen noch nie gehört.“
    „Eichenfeld ist ein kleines Städtchen jenseits der bayrischen Grenze. Wenn man von Steinegg nach Hohenwald geht, biegt man auf halbem Wege links ab. Es liegt oben auf dem Kamm des Gebirges.“
    „So, so! Ich hoffe, daß Ihr Vater Vermögen hinterlassen hat?“
    „Ja.“
    „Ist es bedeutend?“
    „Es ist hinreichend für Mutter und mich.“
    „Und was sind Sie?“
    „Ich bin Schüler der polytechnischen Schule in München.“
    In diesem Augenblick läutete es zum zweiten Mal. Das schien dem Baron gelegen zu

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