68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
Wenn er zuschlug, so mußte das eine gewaltige Ohrfeige geben.
„Ich bin's“, antwortete der Diener kleinlaut.
„Du also!“ lachte der Sepp. „Na, hast auch recht. Dir sieht man's ja gleich sofort an, daßt ein Strolchen bist. Aber zu sagen brauchst's doch niemand. Vielleicht gäb's doch einen, der's nicht gleich glauben tät, und das wär ein Unrechten, wie es dir gar nicht größern geschehen könnt.“
Er ging. Der Diener wurde von seinen Kameraden natürlich ausgelacht, hielt ihnen aber vor, daß sie ganz dieselbe Furcht wie er gezeigt hätten. Und da hatte er recht.
Der Sepp ging hinunter in den Blumengarten. Dort strich er langsam zwischen den duftenden Beeten hin und näherte sich dabei einer Laube, welche so dicht mit Blättern bewachsen war, daß man von außen nicht in das Innere blicken konnte. Er trat hinein. Ein Herr saß da, den er nicht sogleich erkannte. Er füllte ja mit seiner Gestalt den Eingang so, daß er das Innere verfinsterte. Er wich einen Schritt zurück und sagte:
„Vertorium! Da ist schon eine Einquartierungen da. Bitt schön um Verzeihungen!“
Er wollte fort, warf aber doch vorher noch einen scharfen Blick hinein und blieb dann ganz erstaunt halten.
„Alle guten Geistern –! Wer ist das?“
Es war der Anton. Dieser hatte den Sepp sofort erkannt und hoffte schon, daß dieser ihn nicht erkennen werde. Darum hatte er nicht geantwortet.
„Hab ich die Augen verwechselt?“ fuhr der Sepp fort. „Ist das nicht dera Krickel-Antonen?“
Jetzt war dieser gezwungen, zu antworten:
„Ja, der bin ich.“
„So! Wannst der bist, so brauch ich ja nicht auszureißen. Mach Platz da auf dera Holzbanken, und grüß dich Gott!“
„Grüß Gott!“ antwortete der Anton verdrießlich, indem er zu rückte und dem Alten die Hand gab.
„Ja, wie redest denn heut? Hast wohl gar einen Borstbesen verschluckt? So verschling die Magd auch noch gleich, nachher kann sie dir die Seel auskehren und auswischen, daß sie wieder saubern wird.“
„Meinst, daß meine Seele schmutzig ist?“
„Weiß nicht. Aber dein Gesichten ist lang nicht mehr so hell, wie es frühern war. Was hast auf dem Herzen?“
„Nichts.“
„Ist dir was Unguts widerfahren?“
„Auch nicht.“
„Aber eine recht schlechte Laune hast!“
„Die Seelenstimmungen lassen sich nicht kommandieren.“
Da erst betrachtete der Sepp sich seinen Bekannten genauer. Dann schlug er sich mit der Hand auf das Bein, daß es laut klatschte, und rief:
„Die Seelenstimmungen lassen sich nicht kommandieren! Na, Anton, wie redest denn eigentlich! Das klingt ja grad, als obst ein Regierungsraten worden wärst! Hast wohl deine Sprach vertauscht?“
„Man kann sich doch wohl auch einmal eines andern Dialektes bedienen!“
„Himmelsakra! Schwatzt dieser Kerlen jetzunder nobel! Und was hast da für ein Gewandl an? Schaust ja aus wie ein feiner Stadtherren!“
„Der bin ich auch.“
„So! Hat denn das Geschäft so viel Geld bracht?“
„Ja.“
„Sappermenten! Da werd ich auch in den nächsten Tagen ein Tabulettkramer!“
„Nun, mit diesem war kein so großer Überschuß zu machen. Es gab da bei allem Verdienst, welcher doch nur ein bescheidener war, zuweilen auch einmal eine Unterbilanz.“
„Unterbilanz! Donnerstag! Bring mir nicht solche Brocken! Die kann ich nicht verdauen und nicht vertragen. Red' lieberst, wie dir dera Schnabeln ans Maul wachsen ist! Oder hast deinen Muttersprachen schon gar verlernt? Da könntst mir sehr leid tun!“
„Ich verkehre jetzt in feiner Gesellschaft, da habe ich mich auch einer andern Ausdrucksweise zu befleißigen.“
„Ausdrucksweise zu befleißigen! Was das für ein unverständiger Klumpatschen ist! Jetzt redest mit dem Sepp, und der verlangt keine Ausdrucksweisen, sondern die alte treue Red', die frühem habt hast. Mit denen feinen Wörterln, die man mit dera Zungen zerquetschen muß, fängst bei mir nix an. Also das Tabulettkramergeschäft hast nicht gemeint?“
„Nein. Ich hab jetzt halt ein anderes, ein viel besseres.“
„So! Und was ist denn das für eins?“
„Ich fang Dirndln.“
„Dirndln! So! Bringt das viel eini?“
„Sehr viel, denn ich fang halt bloß reiche.“
„Und beißen 's denn auch an?“
„Oh, gern.“
„Auf den Krickel-Anton?“
„Ja; aber der bin ich nicht mehr.“
„Was bist dann?“
„Ein Kavalier.“
„So, also auch ein Kaviller! Schau, zu was man's bringen kann, wann man die Heimaten vergißt und die, welche einen da liebhabt haben.
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