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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu verdoppeln. Schloßen fielen nicht mehr. Die Insassin der kleinen Höhle sah förmlich Regenbäche vor dem Eingang derselben vorüberrauschen. Da bog sie sich wieder vor und sagte in energischer Weise:
    „Kommen Sie herein oder nicht?“
    „Nein.“
    „So mag auch ich nicht trocken bleiben. Entweder beide geschützt oder gar keins.“
    Im nächsten Augenblick stand die draußen neben ihm.
    „Um Himmels willen, Fräulein! In einer Minute sind Sie naß wie ein Fisch!“ warnte er dringend.
    „Das will ich ja. Ich bleibe hier, außer Sie gehen mit hinein.“
    „Aber –“
    „Kein Aber! Ich befehle es. Kommen Sie!“
    Jetzt ergriff sie seine Hand und zog ihn herbei.
    „Nun, wenn Sie befehlen, so folge ich“, lachte er. „Aber wenn Ihnen ein Duett in zu enger Harmonie gesetzt ist, so bedenken Sie dann gütigst, daß nicht ich der Komponist gewesen bin!“
    „Bitte, ohne weitere Entschuldigung!“
    Schon saß sie wieder drin, sich so weit wie möglich zur Seite drängend. Er nahm seinen Ranzen ab, kroch hinein und bat:
    „Wollen Sie sich nicht dieses Möbels als Fauteuil bedienen, Fräulein?“
    „Danke! Hier sind alle gleich. Sitzen Sie an der Erde, so ich auch.“
    „Sie sind eine ganz entsetzlich energische Dame. Ist Ihr Herr Papa vielleicht Generalfeldmarschall oder Spritzenführer bei der Feuerwehr?“
    „Keines von beiden. Ich bin zwar sonst gar nicht so willenskräftig. Aber da Sie nicht zugegeben haben, daß mich die Flamme des Blitzes verzehrte, so will ich nun auch nicht gestatten, daß Sie auf festem Erdboden ertrinken. Also kommen Sie hier neben mich.“
    Er hatte nur am Eingang Platz genommen.
    „Ich werde Sie sehr beengen.“
    „Sie arger Widerstreber! Sehen Sie denn nicht, daß ich gern beengt sein will?“
    „Nicht eher, als bis abermals ein wirklich ernster Befehl erfolgt.“
    „Nun wohl, so gebiete ich es Ihnen mit dem größten Nachdruck!“
    „Dann muß ich freilich gehorchen.“
    Er rückte hinter und versuchte, neben ihr Platz zu finden. Es ging, aber wie! Sie saßen so eng nebeneinander, daß beide die Arme nicht zu bewegen vermochten. Eine Weile hielt Rudolf das aus; als er dann fühlte, wie beschwerlich es auch ihr werden mochte, sagte er:
    „Sie erkennen hoffentlich, daß nicht für zwei Personen voller Platz vorhanden ist?“
    „O doch!“
    „Gewiß nicht. Ich werde also Ihnen allein die Stelle überlassen.“
    „Dann tue ich dasselbe wie vorhin: Ich gehe auch wieder hinaus! Sie bleiben ganz bestimmt hier!“
    Er blieb, antwortete aber nicht. Als er aber dann doch merkte, wie gepreßt sie Atem holte, sagte er:
    „Sie wollen eine absolute Unmöglichkeit zur Möglichkeit machen. Soll ich partout sitzen bleiben, so müssen wir unbedingt ein anderes Arrangement treffen.“
    „Bitte welches.“
    „Ich fürchte sehr, daß Sie nicht auf dasselbe eingehen werden.“
    „Ich gehe auf alles ein, was unsere Lage zu erleichtern vermag.“
    „Gut. Aber bitte, wenn ich einen Vorschlag mache, so mache ich ihn nur unter dem Drang dieser unangenehmen Umstände. Wie wir hier sitzen, so füllen zwei Körper und vier Arme die ganze Breite aus. Wenn ich aber einen Arm um Sie legen darf, und Sie legen einen um mich, so brauchen wir weit weniger Raum und sitzen infolgedessen viel bequemer.“
    Sie antwortete nicht. Er lauschte wohl eine Minute lang. Als sie auch da noch schwieg, fragte er:
    „Nicht wahr, nun habe ich Sie beleidigt?“
    „O nein!“
    „Aber mein Vorschlag war so kühn, daß er beinahe an Beleidigung grenzte?“
    Sie antwortete nicht gleich; dann aber meinte sie in einem heiteren Ton, welchem man allerdings einen leisen Zwang anhören konnte:
    „Sie haben recht. Wir wissen nicht, wie lange Zeit dieser Regen anhält, und warum sollen wir auch gerade so lange eine qualvolle Stellung beibehalten? Wir befinden uns unter Ausnahmezuständen und dürfen also wohl eine Ausnahme machen.“
    „Sie gehen also auf meinen Vorschlag ein?“
    „Ja.“
    Aber dieses Ja klang doch noch ein wenig zaghaft und bedenklich.
    „Sie können mir getrost vertrauen, Fräulein“, versicherte er. „Bitte, Ihren Arm!“
    Er bog sich ein wenig vor und fühlte dann, daß sie den Arm langsam und leise um seinen Leib legte.
    „Immer fester, bitte! Ich bin nicht empfindlich für so geringe Schmerzen. Und nun gestatten auch Sie es mir!“
    Als er seinen Arm jetzt um sie legte, fühlte er doch, daß ein schreckhaftes, widerstrebendes Zittern durch ihren Körper ging.
    So saßen sie nun

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