68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
Wo wohnst denn nun jetzunder?“
„Das geht niemand nix an.“
„Hast recht! Aber was treibst hier in Steinegg?“
„Ich bin auf Besuch hier.“
„Wohl bei dem Nachtwächter?“
„Hm! Beim Baron.“
„Schneid nicht auf!“
„Wannst's nicht glaubst, so frag. Ich hab hier im Schloß zwei Zimmer, in denen ich wohn.“
„Na, wann's so ist, da kannst dir wohl sehr viel drauf einbilden?“
„Allemal! Oder hast du etwa schon mal bei einem Baron wohnt?“
„Oh, bei noch größeren Herren! Wann's weiter nix ist! Ich hab schon beim König wohnt. Und wannst Dirndln fängst, so willst wohl auch hier eine fangen?“
„Ja, freilich.“
„Wohl gar die Fräulein Milda?“
„Nein, sondern eine viel bessere und schönere. Sie hat auch einen schöneren Namen – Asta.“
„Sapristi! Die also?“
„Ja. Kennst sie? Hast sie schon sehen?“
„Will's meinen! Aber den Baron hab ich soeben zur Türen hinausschmissen, und die Baronessen wird aus Haus jagt!“
„Lügner!“ brauste der Anton auf.
„Du, so kommst mir nicht! Wer den Wurzelsepp einen Lügner schimpft, der kann sehr leicht einige Ohrwatschen heimtragen!“
„Dera Krickel-Anton nicht!“
„Der bist ja nicht mehr! Jetzt bist ein Stadtherr, ein feiner, und da hast eine Kopfnüssen drin, ehe du dich's nur versiehst. Ich hab die Wahrheit sagt. Der Baron muß fort und die Asta auch.“
„So weiß ich noch nix davon. Ich hab ja erst in dieser Nacht mit sprochen.“
„So! Sprichst also in dera Nacht mit ihr!“
„Ja, weißt, das ist die beste Zeit dazu.“
„Da umärmelst und küßt sie wohl auch?“
„Freilich.“
„So mußt das freilich in dera Nacht tun, damit's nicht siehst, wast küssen tust. Bist ein Schöner geworden, ein sehr Schöner! Und den hat meine brave Leni so liebhabt!“
„Laß mich mit dieser aus! Sie, die – Sängerin!“
„Nun, was bist denn du, he?“
„Mehr als sie!“
„Ein Pflastertreter bist, der denen Mädels nachlauft! Nicht mal Tabulettkramer bist mehr! Auf meine Leni schimpfst! Etwa weil's eine Sängrin ist? Na, wann du mal so kommen könnst, wie sie schon kommen ist, du Lodrian!“
„Meinst, wann ich ein Sänger wäre?“
„Ja.“
„O Jegerl! Da brauch ich nur zu wollen!“
„Bild dir nur nix ein! Du hättst das Geschicken, Sänger zu sein! Dein Kehlen ist wie ein alter Spritzenschlauch. Was du singst, dabei kann man vor Angst die Diphterietissen bekommen. Ich kenn es ja, denn ich hab's hört.“
„Du, mach mich nicht schlecht!“
„Und du, mach mir meine Leni nicht schlecht!“
„Ja, weißt noch, was wir uns zum Abschied sungen haben?“
„Weiß schon.“
„Das war schön, und dabei bleibt's.“
„Hab nix dagegen. Aber spiel dich nur nicht etwa als einen so gar Klugen auf! Ich weiß doch, was ich von dir denken soll. Ein hübscher Kerl bist zwar, das ist wahr. Aber wannst das jetzunder anwendst, um Dirndln zu fangen, so kannst mich nur sehr derbarmen. Dann bist ganz der richtige Lumpazi geworden. Und das mit der Baronessen, das glaub ich schon gar nicht.“
Der Anton erhob sich langsam von seinem Platz und sagte im Ton der Überlegenheit:
„Das meinst wirklich?“
„Ja, das mein ich halt.“
„Soll ich dir's beweisen?“
„Das kannst nicht.“
„Oho! Da schau mal hinaus in den Garten! Wer kommt da? Wer ist die?“
Sepp folgte der Aufforderung.
„Sappermenten! Das ist ja grad die Asta.“
„Ja. Und willst sehen, daß sie wirklich meine Liebste ist?“
„Da wär ich freilich neubegierig.“
„Sollst's gleich sehen. Aber blicken lassen darfst dich jetzt nicht vor ihr, sonst störst uns.“
„Werd's mir merken.“
„So paß auf.“
Er trat aus der Laube. Asta war in einem Seitenweg verschwunden. Er bog nach derselben Seite ein. Sepp, der ihn nun nicht mehr sehen konnte, ließ den Kopf hängen.
„Leni, meine arme Leni!“ seufzte er. „Und diesen Kerlen hast heut noch lieb! Was wirst sagen, wannst's hören tust! Ich tät so gern sterben, gleich hier auf dera Stell, wann ich dir diese Schmerzen dersparen könnt!“
Er wischte sich die alten Augen und wartete. Bald kam der Anton mit Asta wieder in Sicht. Sie gingen Arm in Arm. Bald zog er sie an sich. Sie ließ es geschehen, und als er sie küßte, gab sie ihm freiwillig seinen Kuß zurück. Dann führte er sie wieder nach einem der Seitenwege.
Der alte Wurzelhändler ballte die Faust.
„Jetzt, wann ich könnt, möcht ich ihn derschlagen! Doch wär's eine gar große Dummheit, denn er ist's gar nicht
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