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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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uns keiner.“
    „So! Und wann gingen Sie nach Hause?“
    „Die Stund weiß ich nicht mehr genau.“
    „Was haben Sie zu Hause gemacht? Besinnen Sie sich ganz genau!“
    „Was ich macht hab? Hm! Das weiß ich freilich nicht mehr. Es muß einer in meiner Stuben gewest sein und mich schlagen haben. Davon habe ich den Verstand verloren.“
    „Sie scheinen es also nicht zu wissen, wer es gewesen ist.“
    „Nein. Ich weiß es nicht.“
    „Und was sich dann weiter in dieser Nacht ereignet hat, das wissen Sie auch nicht?“
    „Nein, gar nix.“
    „Bitte, besinnen Sie sich! Es sind Dinge vorgekommen, von denen Sie, obwohl Sie besinnungslos waren, doch wenigstens eine Ahnung haben können. Selbst der Ohnmächtige ist befähigt, gewisse Eindrücke zu empfangen, welche sich seinem Gedächtnis wenigstens dunkel einprägen.“
    „Das ist bei mir nicht geschehen. Ich weiß ganz und gar nix. Ich weiß nur, daß ich träumt hab, bis ich jetzunder aufwacht bin.“
    „Was haben Sie geträumt?“
    „Allerlei. Es war ein schlechter, ein sehr böser Traum, bei welchem ich eine recht große Angst ausstanden hab. Jetzund bin ich froh, daß ich wieder aufwacht bin und daß nix wahr ist, was ich träumt hab.“
    „Können Sie mir über diesen Traum etwas sagen?“
    „Ja. Es wollt mich einer dermorden, und ich hab ihm gute Worten geben, daß er's nicht tun soll. Nachher haben die Leuteln alle denkt, daß ich verrückt sei; aber ich bin's nicht gewest. Ich hab nur gar nicht denken könnt. Ich hab mir alle Mühen geben, zu sinnen und zu reden wie andre Menschen auch, aber ich hab's halt nicht zustandebracht, denn es ist eine große Last auf meinem Kopf gelegen, die ich nicht heruntergebracht hab. Auch hat mir träumt, daß ich ganz arm bin und daß ich gar großen Hunger hab immerfort. Die Muttern ist eine große Lumpin worden und die Frau ganz krank. Die Leuteln, denen ich begegnet bin, haben mich angeschaut wie einen Verrückten, und ich hab einen Feind habt, der uns alle hat unglücklich machen wollen.“
    „Wußten Sie, wer dieser Feind ist?“
    „Nein. Ich hab den Kopf sehr angestrengt, es zu derfahren; aber das ist ganz vergeblich gewest.“
    „War es nicht der Silberbauer?“
    „Das weiß ich nicht.“
    Er sagte das so zögernd und bedenklich, daß man leicht vermuten konnte, er habe auch jetzt wieder besseres Wissen gesprochen. Der Assessor schüttelte den Kopf, dennoch aber begriff er als Psychologe recht wohl, warum der Balzer nicht aufrichtig antwortete. Er mußte Schritt um Schritt vorgehen, um das noch nicht erstarkte Hirn des Kranken zu schonen.
    „Das Geld, welches Ihnen gestern der Silberbauer ausgezahlt hat, befindet sich also in Ihrem Besitz?“ fragte er weiter.
    „Natürlich! Wer sollte es sonst haben?“
    „Wo liegt es? Denken Sie genau nach!“
    „Im Kasten, droben in der guten Stuben.“
    „So! Hm! Stehen Sie doch einmal auf, und blicken Sie durch das Fenster. Was liegt rechts da oben?“
    Balzer schaute nach der angegebenen Richtung und antwortete:
    „Das ist unsere Kirchen. Warum fragens halt so?“
    „Und blicken Sie nun links da hinüber. Kennen Sie dieses Haus?“
    Balzer folgte der Weisung des Beamten. Sein Blick fiel auf das Gut, welches auf der Stelle seines abgebrannten stand. Es war interessant, zu sehen, welch ein Erstaunen sich in seinen Zügen ausdrückte. Er öffnete die Augen weit und trat einen Schritt von dem Fenster retour, den Blick auf die ihm fremden Gebäude gerichtet.
    „Ja, was ist denn das?“ fragte er. „Hab ich denn noch jetzund den Traum?“
    „Nein, Sie wachen. Kennen Sie das Gebäude denn nicht?“
    „Ich hab's im Traum gesehen, aber ich konnt nicht wissen, wem's gehört. Himmelsakra! Das steht ja grad da, wo mein Gut stehen muß! Das ist doch eine Zaubereien!“
    „Es ist die Wirklichkeit, Balzer. Sie sind doch wohl überzeugt, daß Sie sich in Hohenwald befinden?“
    „Freilich! Ich kenne ja alle die Häusern, welche von hier aus zu sehen sind. Aber das meinige ist fort. Wo ist's hin?“
    „Es ist abgebrannt.“
    „Ab – brannt – wär's?“
    Er sprach die Frage nur silbenweise aus. Seine Augen wurden stier, und sein Gesicht nahm einen starren Ausdruck an. Seine Brust atmete schnell und schnappend, als ob ihm die Luft ausgehen wolle.
    „Abbrannt wär's! Das hat mir auch bereits so träumt. Es hat mir lange Zeit um die Nasen gerochen wie lauter Brand. Aber der Traum kann doch nicht Wahrheit sein! Wann mein Gut heut in der Nacht verbrannt ist, kann doch

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