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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist die Sache so sehr leicht. Wir brauchen nur die eingeschlagene Knochenstelle zu heben, mit der Haut zu bedecken und dann zu verbinden. Die Heilung wird in verhältnismäßig kurzer Zeit erfolgen.“
    So, wie er gesagt hatte, geschah es auch. Der Knochen wurde aus dem Hirn emporgezogen, mit der abgelösten Kopfhaut bedeckt und dann durch eine aufgelegte Metallplatte, welche bereitgehalten worden war, geschützt. Darüber kam ein Verband. Die Operation war als eine so sehr leichte in wenigen Minuten vorüber.
    Jetzt nun waren alle Anwesenden darauf gespannt, wie der Patient sich im Augenblick des Erwachens verhalten werde. Da mußte es sich zeigen, ob es klug gewesen war, daß ein Gerichtsbeamter sich mit hatte einfinden müssen.
    Die Herren nahmen Platz, so gut es ihnen möglich war, und ließen den Patienten nicht aus den Augen. Er saß noch immer angebunden auf dem Stuhl. Es wäre wohl unvorsichtig gewesen, ihn bereits jetzt schon loszubinden.
    So verging eine ziemlich lange Zeit, bevor er sich zu regen begann. Endlich öffnete er die Augen, blickte einige Sekunden lang gerade vor sich hin und schloß sie dann wieder. Dabei stieß er einen tiefen, tiefen Seufzer aus, als ob er nach einer schweren Bedrückung jetzt wieder Erleichterung fühle. Seine Brust bewegte sich sichtbar unter tiefen Atemzügen.
    „Binden wir ihn los!“ sagte der Medizinalrat. „Ich glaube, daß wir es riskieren können.“
    Die Bande wurden dem Kranken abgenommen. Ein leises, befriedigtes Lächeln ging über sein Gesicht.
    „Sehen Sie“, flüsterte der Rat, „daß sein Geist zurückkehrt? So lächelt kein Irrer. In diesem Lächeln liegt ein Bewußtsein, dessen er vorher entbehrte. Ich möchte wetten, daß er ganz vernünftig zu sprechen beginnen wird.“
    Es zeigte sich, daß der erfahrene Mann recht hatte. In kurzer Zeit öffnete Balzer die Augen abermals, blickte zunächst wie träumend vor sich hin und sah sich dann im Kreise um. Er erblickte die Anwesenden, fuhr sich mit der Hand nach dem Kopf und sagte:
    „Mein Kopf! Er hat mich also doch derb mit dem Hammer troffen.“
    „Wer?“ fragte der Assessor.
    Balzer richtete sein Auge auf den Sprecher. Er schien erst jetzt in Wirklichkeit von den Anwesenden Notiz zu nehmen.
    „Ja, wer ist denn da?“ fragte er. „Wer sind diese fremden Leutln, die da bei uns sitzen?“
    „Wundern Sie sich nicht“, antwortete der Medizinalrat. „Ich bin der Arzt, der Sie verbunden hat. Der Hieb, den Sie auf den Kopf erhalten haben, ist ein sehr gefährlicher gewesen.“
    „Weil er so tüchtig ausholt hat.“
    „Wer?“
    Der Gefragte öffnete bereits den Mund, um zu antworten, besann sich aber eines anderen. Seine Frau, welche in der Ecke lag, hatte mit angstvoller Spannung das Resultat der Operation erwartet. Jetzt, als sie ihren Mann plötzlich in verständiger Weise sprechen hörte, fühlte sie sich auf das tiefste ergriffen. Es war ihr zwar verboten worden, sich bemerkbar zu machen, aber sie vermochte es nicht, sich zu beherrschen. Sie schluchzte vernehmlich.
    „Wer weint denn da?“ fragte Balzer.
    Die Herren hatten sich nämlich so gestellt, daß er seine Frau nicht sehen konnte.
    „Es ist eine Person, die Sie nichts angeht“, antwortete der Assessor.
    „Aber, wo bin ich denn eigentlich?“
    Er blickte sich ganz erstaunt um.
    „Kennen Sie diesen Ort?“
    „Nein.“
    „Sind Sie noch nie hier gewesen?“
    „Hm! Ich weiß es nicht genau. Es scheint fast grad so, wie die untere Stub in der Flachsbrechereien. Aber da wohnt doch kein Mensch. Ich bin gar nicht daheim, ich bin bei fremden Leutln?“
    „Allerdings. Sie wissen also nicht, was geschehen ist?“
    „Was soll geschehen sein?“
    „Hm! Aber wer Sie sind, das wissen Sie?“
    „Na“, lachte der Kranke, „ich werd halt doch wissen, wer ich bin!“
    „Nun, wer?“
    „Der Balzerbauer in Hohenwald.“
    „Richtig! Sie kennen also alle Bewohner dieses Dorfes?“
    „Natürlich alle.“
    „Auch den Silberbauer?“
    „Ja. Ich bin doch erst gestern mit ihm in der Stadt gewest.“
    „Was haben Sie da gemacht?“
    „Im Amt waren wir. Er hat mir eine Hypothek auszahlt.“
    Es war klar, daß er von dem langjährigen Zeitraum, welcher seitdem vergangen war, gar nichts wußte. Der Assessor ging auf diese Anschauung sofort ein und fragte weiter:
    „Wieviel betrug die Hypothek?“
    „Fünftausend Taler.“
    „In welcher Münzart haben Sie dieselben ausgehändigt bekommen?“
    „In lauter Goldfuchserln. Nur ein einziges

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