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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Augen. Ich kann nix sehen. Ich fall um.“
    Der Arzt wollte ihn halten; aber seine Mutter war noch schneller gewesen. Sie hatte den Wankenden in ihren Armen aufgefangen.
    „Er stirbt, er stirbt!“ schrie sie auf.
    „Nein, er stirbt nicht“, tröstete der Medizinalrat. „Das, was er jetzt gesehen und gehört hat, ist zu stark gewesen für seine schwache Geisteskraft. Er ist ohnmächtig geworden und wird in einen tiefen Schlaf fallen, aus welchem er hoffentlich gestärkt erwachen wird. Wir werden uns entfernen; aber ich komme heute noch einige Male wieder, um nach ihm zu sehen. Legen Sie ihn hier nieder, neben seine Frau, und beobachten Sie gegen jedermann einstweilen noch das tiefste Schweigen. Es soll niemand wissen, was hier vorgegangen und gesprochen worden ist.“
    Der Ohnmächtige wurde zu seiner Frau auf das elende Lager gebettet, und dann entfernten sich die Herren, nachdem sie der alten Bäuerin reichlich Geld zurückgelassen hatten, um die jetzt so notwendigen Ausgaben bestreiten zu können.
    Der Sepp stieg mit dem Lehrer in das obere Stockwerk zu dem Finken-Heiner. Beide wollten gern im Haus bleiben, um beim Erwachen Balzers sofort bei der Hand zu sein. Die beiden Ärzte aber gingen mit dem Assessor nach dem Gasthof, wo der letztere sich eine Stube geben lassen wollte. Er hatte die Absicht, das Dorf nicht eher zu verlassen, als bis die Balzersche Angelegenheit in Ordnung gebracht worden sei. Der Arzt aus der Stadt blieb bei ihm; der Medizinalrat ging nach der Mühle, versprach aber, baldigst wiederzukommen. Der Lehrer hatte versprochen, falls der Bauer erwachen werde, sofort zu schicken.
    Die Zeit bis zum Anbruch des Abends verging. Da kehrte der Medizinalrat aus der Mühle zurück, und bald darauf kam auch vom Lehrer die Botschaft, daß der Kranke aus seinem Schlaf erwacht sei. Die Herren machten sich sogleich nach der Flachsbreche auf.
    Als sie dort anlangten, saß der Balzer am Bett seiner Frau. Der Finken-Heiner hatte seine Stühle hergeborgt, daß man sich wenigstens setzen konnte.
    Das Auge des aus geistiger Nacht Erwachten war verhältnismäßig klar und frei von innerer Trübung. Er gab den Herren in demütiger Freundlichkeit die Hand und antwortete auf die Frage des Medizinalrates nach seinem Befinden:
    „Der Kopf tut mir weh, da wo ich den Schlag erhalten hab. Sonst aber fühl ich gar nix von einer Krankheiten.“
    „Das ist sehr gut. Ich hoffe, daß Sie recht bald vollständig gesund sein werden. Die Hauptsache ist, zu wissen, ob Ihnen das Denken und Sprechen allzu viele Anstrengung bereitet.“
    „Gar keine. Es ist mir, als ob ich aus einer Gefangenschaft freiworden bin. Es druckt und zuckt noch ein klein wenig, grad so, als ob ich einen Rausch habt hätt, aber klar bin ich im Kopf. Ich weiß alles genau, was ich sag und tu.“
    „Auch das, was geschehen ist?“
    „Ja. Die Frau und die Muttern haben mir alles verzählt und derklärt. Ich weiß nun, wie es steht und was damals geschehen ist.“
    „So werden Sie hoffentlich meine Fragen jetzt wahrheitsgetreuer beantworten als vorher“, bemerkte der Assessor, indem er warnend den Finger hob.
    „Hab ich was sagt, was nicht wahr ist?“ fragte der Bauer in unsicherem Ton.
    „Ja, in Beziehung auf den Silberbauern.“
    „Da haben 'S recht! Es war mir noch dumm und trüb im Kopf, und ich hab nicht wußt, was ich dem Silberbauern alles zu danken hab. Darum hab ich dacht, daß ich nicht alles derzählen darf. Jetzt aber werd ich's sagen. Dieser Mensch ist ein Teufel. Er hat mich unglücklich macht, weil er mich zum Spiel verführt hat. Er hat mich bestohlen und dermorden wollen und mir nachher sogar das Haus über dem Kopf anbrannt.“
    „Davon sind Sie überzeugt?“
    „Ja, obgleich ich's nicht genau beweisen kann.“
    „Vielleicht finden wir einen Beweis, wenn Sie uns aufrichtig erzählen. Haben Sie sich an jenem unglückseligen Abend, an welchem Sie sich bei dem Silberbauer befanden, wirklich nur miteinander unterhalten. Haben Sie nichts anders gemacht?“
    „Freilich haben wir nicht nur bloß sprochen und derzählt, sondern wir haben auch spielt.“
    „Karten? Was für ein Spiel?“
    „Ich weiß nicht, wie's nannt wird, dieses Spiel. Es werden vier Zündhölzern auf den Tisch legt und das Geldl rechts und links dazu. Nachher legt einer die Karten auf, für sich und die andern. Es ist ein Spiel, bei welchem man gar viel verlieren kann.“
    „Aha! Ich kenne es. Sie hatten es wohl schon sehr oft betrieben?“
    „Ja. Erst hab ich gar

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