68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
bei der Brust ergriffen und zu Boden gedrückt. Ich hab's ihm da gleich anschaut, daß er mich dermorden will. Der Blick ist so grausam gewest und so fest, daß kein Zweifel vorhanden sein könnt.“
„Schrien Sie um Hilfe?“
„Nein. Die Kehle war mir vor Schreck zu. Ich hab mich wehren wollt; aber er ist mir zu stark gewest. Er hat dabei einen Hammern aus der Taschen nommen und damit ausholt, um mir den Kopf zu zerschlagen. Jetzt, in diesem Augenblick, hab ich rufen könnt.“
„Um Hilfe?“
„Nein. Ich bin so in Angst gewest, daß ich nur ihn um Gnade beten hab.“
„Können Sie sich der Worte erinnern, welche Sie da gesprochen haben?“
„Ja. Ich weiß sie noch ganz gut. Ich hör sie noch jetzt klingen, wie sie damals mir aus dem Mund hervorkamen.“
„Nicht wahr, Sie riefen: Nimm's hin, nimm's hin! Ich sag halt nix! Gnade, Gnade!“
„Wie? Was? Sie wissen die Worten so genau, die ich sagt hab? Woher können Sie dieselbigen wissen?“
„Von Ihnen selbst. Sie haben diese Worte während der vergangenen Jahre unzählige Male wiederholt. Aber erzählen Sie weiter.“
„Ich kann ja weiter nix derzählen. Ich hab nur noch sehen, daß er den Hammer auf mich schwang. Von nun an weiß ich nur noch, daß ich vorhin hier in der Stuben wie aus einem bösen Traum aufwacht bin. Alles andre aber ist mir unbekannt.“
„So ist es erwiesen, daß der Silberbauer Sie hat ermorden wollen. Natürlich hat er das ganze Geld und auch seine Wechsel an sich genommen und ist damit heimlich fortgegangen. Um aber alle Spuren seiner Tat auf das sicherste zu vernichten, hat er Ihr Gut abgebrannt.“
„Ja, so ist's ganz gewiß.“
„Aber, wie es ihm beweisen? Er wird natürlich sagen, daß Sie geisteskrank sind, daß Sie sich das alles ausgesonnen haben. Ich bin überzeugt, daß er der Mordbrenner und Dieb ist; aber wenn wir nicht noch schlagendere Beweise bringen, so befürchte ich, daß er doch freigesprochen wird.“
Da sagte der Sepp, welcher natürlich auch mit zugegen war:
„Schlagendere Beweise? Die sind da.“
„Ah! Wo?“
„Hier stehen sie. Ich und der Herr Lehrer. Wir haben den Hammern funden und auch den Kassenschein mit denen genauen Nummern, die der Balzer vorhin sagt hat.“
Diese Worte machten natürlich einen ganz bedeutenden Eindruck auf die andern. Der Sepp wurde aufgefordert, sich deutlicher zu erklären. Er erzählte von jenem Abend, an welchem er den Silberbauer im Garten getroffen und auch den Hammer gesehen hatte. Und dann berichtete der Lehrer von seiner und Sepps Beobachtung bei und unter dem Mühlenwehr. Diese Mitteilungen wurden schließlich mit größter Genugtuung aufgenommen.
„Jetzt kommt's an den Tag!“ rief die alte Balzerbäuerin. „Der Herrgott ist gerecht. Er hilft, wann niemand die Hilf erwartet. Und der Engel, den er uns sendet hat, das ist der Herr Lehrern. Als ich ihn zum erstenmal troffen und sehen hab, da ist's mir gleich in meinem Herzen und in der ganzen Seel so gewest, als ob er ein Mann sei, dem ich viel zu danken hab. Und heut ist's nun in Erfüllung gangen. Herr Lehrern, was Sie an mir und uns tan haben, das werden wir nimmer vergessen!“
Sie ergriff seine Hand und führte dieselbe an ihre Lippen. Er entzog sie ihr schnell und entgegnete:
„Nicht mir haben Sie das alles zu verdanken, sondern Ihrem Sohn, welcher uns auf die Spur seines Feindes führte. Übrigens steht hier der Sepp, der noch viel mehr getan hat als ich.“
„Sie haben sich beide allerdings große Verdienste um diese arme Familie erworben“, sagte der Assessor. „Es war so außerordentlich wichtig, daß Sie dem Versteck Ihre ganze Aufmerksamkeit zuwendeten. Das müssen wir auch jetzt tun. Wir dürfen nicht säumen. Brechen wir sofort auf, um den Inhalt der Kammer, welche sich unter dem Wasser befindet, zu untersuchen.“
Das geschah. Die fünf Männer versahen sich mit zwei Laternen und Hammer und Zange, um den Schrank öffnen zu können. Dann verließen sie die Flachsbreche, um sich nach dem Wehr zu begeben. Bei Balzers ließen sie die strenge Weisung zurück, daß über alles das strengste Stillschweigen zu beobachten sei.
Als sie an dem Silbergut vorüberkamen, sagte der Assessor, auf das Gebäude zeigend:
„Also dort wohnt dieser Mann. Wäre es nicht vielleicht geraten, uns vor allen Dingen seiner Person zu versichern?“
„Oh, den haben wir sicher!“ antwortete der Medizinalrat.
„Ist sein Zustand so bedenklich, daß er uns auf keinen Fall entkommen kann?“
„Er liegt
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