68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
Ausgang den Tod holen könne. Er wollte das Geld sehen, den glitzernden, blinkenden Mammon. Alles andere war ihm sehr gleichgültig. Sein Vater fühlte das gar wohl, aber es war ihm eben recht. Anstatt dem Sohn zu zürnen, freute er sich, daß dieser auch in dieser Hinsicht dem Vater so sehr ähnlich geworden war.
„Schau“, sagte er lachend, „was das Geldl für eine Wirkung hervorbringt. Jetzund tätst mich sogar nach Amerika hinüberlassen, wann es dir ein Geldl einbringen tät!“
„Zehnmal um die ganze Welt herum!“
„So ist's recht. Schau, das Geld ist die einzige wahre Macht und Gewalt, die es auf Erden gibt. Wem das fehlt, der ist nix und der gilt nix. Wer es aber hat, dem gehorchen eben alle, die Großen und die Kleinen, die Alten und die Jungen, die Gescheiten und die Dummen und auch die – Schönen und die Häßlichen. Das letztere magst dir gut merken, weilst noch jung bist und doch mal eine Frau nehmen mußt. Nun geh jetzund voran und schau zu, daß mir die Gesindeleut aus dem Weg gehen! Es darf mich niemand sehen. Hier oben schließt zu, und nach einer Stund und einer halben bist draußen am Gartentor, um mich zu erwarten, damit ich ebenso heimlich wieder hereinkommen kann.“
Er hatte die Laterne nebst Zündhölzern eingesteckt und den Jagdrock umgehängt bekommen. Beide verließen die Stube. Der Sohn ging voran und erteilte den im Weg Stehenden Befehle, durch welche sie entfernt wurden.
Auf diese Weise gelangte der Silberbauer unbemerkt in den Garten und – wohl auch aus demselben hinaus? Nein.
Anna, die reuig zurückgekehrte Frau des Finken-Heiner, war den ganzen Tag in der Wohnung des letzteren gewesen. Sie scheute sich, von jemandem gesehen zu werden. Jetzt aber, da es dunkel geworden war, verließ sie die Wohnung, um nach der Mühle zu gehen. Dort befand sich das Lisbetherl, um der alten Barbara in der Wirtschaft, welche bald nun ihre eigene werden sollte, zu helfen. Die Mutter wollte die Tochter abholen und nach Hause begleiten.
Sie schlug den Weg ein, welcher an den Gärten vorüberführte. Im Dorf wäre sie ja gesehen und vielleicht sogar erkannt worden. Beim Garten des Silberbauern angekommen, blieb sie stehen und blickte über den Zaun hinüber. Dort befand sich der Mann, welcher schuld an ihrer Verirrung, an ihrem Unglück war. Eine tiefe, tiefe Bitterkeit erfüllte sie, ein fast grimmiger Haß gegen den Menschen, der ihr Verführer gewesen war. Wie mild und freundlich war sie von ihrem braven, armen, unglücklichen Mann aufgenommen worden! Die Barmherzigkeit des letzteren ließ ihr ihren Fehler und die Schlechtigkeit des Silberbauern in trübster Beleuchtung erscheinen. Sie war gekommen, sich an dem Verführer zu rächen. Sie fürchtete ihn nicht. Sie hätte sich sogar wohl auch nicht gescheut, auf einen persönlichen Kampf mit ihm einzugehen.
Da hörte sie Schritte, welche sich leise dem Gartentor näherten. Wer kam da? Warum trat er so leise auf? Wollte er nicht gehört werden? In diesem Fall ging der Betreffende wohl auf verbotenen Wegen.
Sie drängte sich nahe an den Zaun heran und bog sich nieder, um nicht bemerkt zu werden. Kaum drei Schritte entfernt von ihr wurde das Tor geöffnet, und – der Silberbauer trat heraus.
War das möglich? Er, der so schwer Verwundete, dessen Leben nur an einem Haar hing, hier im Freien? Und doch war eine Täuschung gar nicht möglich. Seine hohe, breite Gestalt mußte für einige Sekunden bleiben, um das Gittertor wieder zu schließen, und da hatte sie Zeit, sich zu überzeugen, daß er es wirklich sei.
Sie gab sich gar keine Mühe, nach einer Erklärung zu suchen. Sie ahnte, daß er irgend etwas Böses, etwas Unheimliches vorhabe, und da war sie sofort und fest entschlossen, ihn zu beobachten. Darum folgte sie ihm auf dem Fuße.
Von Zeit zu Zeit stehenbleibend, um zu lauschen, ging er hinter dem Dorf hinab und dann rechts über die Wiesen nach dem Wasser zu. Sie huschte unhörbar hinter ihm her, stehenbleibend, wenn er den Schritt anhielt, und dann wieder gehend, wenn er weiterging.
Was wollte er dort, in der Gegend der Mühle? Das fragte sie sich. Er hatte sich ja bereits am Abend, an welchem er verunglückte, dort herumgeschlichen.
So ging es weiter und weiter, durch das Gebüsch, bis hin zum Wehr. Dort blieb er lauschend stehen. Er horchte längere Zeit auf, um sich zu überzeugen, daß er sich ja ganz allein hier befinde. Sie hatte sich auf den Boden niedergekauert, kaum zehn Schritte weit von ihm. Er sah sie nicht.
Dann
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