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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bewußtlos im Bett, vollständig betäubt. Der Arm ist ihm ausgerissen worden. Urteilen Sie selbst, ob er imstande sein kann, sich dem strafenden Arm der Gerechtigkeit zu entziehen.“
    „Wenn es so ist, dann haben wir ihn freilich sicher. Dennoch werde ich ihm von heute an einen Wächter geben, der ihn keinen Augenblick verlassen darf.“
    Aber selbst der erfahrenste und klügste Mensch und Arzt kann sich täuschen. Der Silberbauer war allerdings noch nicht aus seiner Betäubung erwacht, aber am Nachmittag bemerkte sein Sohn, daß das Gesicht des Vaters wieder Farbe bekommen habe. Der Kranke atmete ruhig und regelmäßig, und es schien, als ob der Zustand der Betäubung in einen natürlichen Schlummer übergegangen sei.
    Von da an machte sich der Silberfritz in der Stube, in welcher sein Vater lag, möglichst viel zu schaffen, sagte aber niemandem etwas davon. Er wollte zugegen sein, wenn der Verunglückte erwachte. Es ließ sich ja mit Gewißheit erwarten, daß dann Worte fallen würden, welche kein Fremder hören dürfte.
    Als die Dämmerung hereinbrach, brannte der Silberfritz ein Licht an, und als er es auf den Tisch setzte, war es ihm, als ob der Vater sich bewegt habe. Vielleicht war der Schein des Lichtes dem Schlafenden zwischen den gesenkten Wimpern hindurch in das Auge gedrungen und hatte zur Beschleunigung des Erwachens beigetragen.
    „Vater!“ sagte Fritz, indem er zum Bett trat.
    Der Schlafende bewegte die Lippen leise, und die Augenlider begannen zu zucken.
    „Vater, schläfst noch oder kannst mich hören?“
    Da schlug der Bauer die Augen auf, hielt sie starr auf den Sohn gerichtet, schloß sie wieder und antwortete:
    „Ich bin müd.“
    „Müd bist? Und hast doch mehrere Tage lang fest geschlafen!“
    „Ich? So lang?“
    „Ja, seit du in das Mühlenrad fallen bist.“
    Da riß der Kranke die Augen förmlich unnatürlich auf. Er starrte den Sohn an und fragte:
    „Ich, ins Mühlrad fallen?“
    „Ja. Weißt's wohl gar nicht?“
    Der Silberbauer zog den gesunden Arm unter der Bettdecke hervor. Jedenfalls hatte er auch den anderen hervorziehen wollen, denn es ging wie ein gewaltiger Schreck über sein Gesicht.
    „Alle Teufeln! Was ist das? Hat mich etwa der Schlag troffen? Ich kann den linken Arm nicht bewegen!“
    „Das glaub ich gar wohl! Du hast den Arm ja gar nimmer mehr.“
    „Was? Ich hätt den Arm nicht mehr? Bist etwa toll? Wo sollt er hin sein!“
    „Greif doch mal hin!“
    Der Bauer fühlte mit der rechten Hand nach der linken Seite. Dann stieß er einen halblauten Wehruf aus.
    „Alle Teufeln! Er ist fort, wirklich fort! Und der Kopf brummt mir wie eine Baßgeigen. Jetzt weiß ich freilich, was geschehen ist. Ich war im Wehr, und nachher –“
    Er unterbrach sich. Von dem Wehr durfte doch kein Mensch etwas wissen.
    „Sprich doch weiter!“ sagte der Sohn.
    „Nix ist zu sprechen. Ich besinn mich, daß ich ausglitten bin und in das Rad hinabstürzt. Dann war es aus mit meiner Besinnung. Es ist eine ganz verdammte Geschichten. Also das Rad hat mir den Arm weggenommen!“
    „Ja, grad wie damals dem Finken-Heiner.“
    „Schweig! Den darfst mir nicht nennen! Aber wie kommt es, daß ich gar keinen Schmerz dran hab?“
    „Der Doktor hat sagt, daß dies zuweilen vorkommen ist. Wann einem ein Glied ausdreht wird, so ist's nicht so schlimm, als wann's ihm abschnitten wird. Das Blut kann nicht heraus bei dir.“
    Der Alte lag eine Weile still und fragte dann:
    „Ist indessen was passiert bei uns?“
    „Ja. Die Martha ist fort, ganz und gar verschwunden.“
    „Laß sie! Ich mein andere Sachen. Ist niemand kommen, um mich zu sehen?“
    „Ja, oft.“
    „Wer?“
    „Die Bauern hier, die ich aber nicht hereinlassen hab. Dann kamen zwei. Der eine sah gar vornehm aus, fast wie einer vom Gericht oder von der Regierung.“
    „Donnerwetter! Weiß man, wie es kommen ist, daß ich in das Rad fallen bin?“
    „Nein.“
    „Und – und weißt nicht, ob eine Frauen hier im Dorf ist, eine fremde Frauen?“
    „Ich weiß nix davon.“
    „Die etwa auf Besuch ist beim Finken-Heiner?“
    „Jetzund redest ja selber von ihm.“
    „Wann ich das tu, so ist's etwas ganz anderes, als wann einer unberufen von ihm beginnt.“
    „Was für einen Besuch soll dieser Hungerleider bekommen?“
    „Hm! Und doch – doch – ist sie da! Ich hab sie erkannt, ganz genau erkannt. Und zwei Männer dort am Wehr, die wohl alles sehen hatten.“
    Er hatte das mehr zu sich selbst gesagt.
    „Wen meinst?“ fragte

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