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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Max!“
    Sandau verschwand im Dunkel der Nacht. Walther setzte sich ganz in der Nähe des Felsenloches nieder. Welch ein Unterschied! Gestern hatte Rudolf mit Milda in der Höhlung Schutz gegen das Unwetter gefunden. Wie selig hatte da sein Herz geschlagen! Wie reizend war ihm da das Loch vorgekommen! Und jetzt! In finsterer Nacht neben einem verfemten Verbrecher, der in wilden Phantasien lag! Hoffentlich blieb er still in dem Versteck liegen.
    Der Bauer schien jetzt ganz bewegungslos zu sein. Er ächzte und stöhnte halblaut vor sich hin, und während der Pausen war das Klappern der Zähne zu hören. Dann schrie er plötzlich laut auf:
    „Fort mit dir! Wer bist denn eigentlich? Was grinst mich an und fletschst mir die Zähne! Was, mein Weib willst sein? Was soll ich haben? Dich zu Tod geärgert? Wannst das mir nochmals sagst, so hau ich dir den Stock ins Gesicht, viel mehr und viel stärkern als damals, wo du noch lebtest! Sei froh, daßt tot bist! Du siehst halt nicht, daß sie deinen Mann im Wald suchen, um ihn zu fangen.“
    Dann begann das Wimmern wieder.
    Es war entsetzlich unheimlich in der Nähe dieses Mannes. So wie bisher phantasierte er fort. Bald verteidigte er sich laut und zornig gegen unhörbare Anklagen; dann stöhnte er zum Erbarmen. Das Fieber schien ihn förmlich emporzuwerfen.
    So verging eine Viertelstunde und noch eine. Walther hörte die Hohenwalder Turmuhr schlagen, wie wenn man mit einem Hammer auf einen alten, zerbrochenen Kessel schlägt. Diese Töne paßten ganz zu der Unheimlichkeit der gegenwärtigen Situation.
    Bereits begann er, in Gedanken die Minuten zu zählen. Bald mußte Sandau zurückkehren. Da stieß der Müller abermals einen Schrei aus.
    „Hilfe, Hilfe! Seht ihr sie nicht? Das ist die Anna, die mich ins Mühlrad werfen will! Der Arm soll weg, grad wie beim Heiner!“
    Der Hilferuf wurde leiser und leiser, bis er endlich aufhörte. Dann begann der Phantasierende von neuem in trotzigem Ton:
    „Wer kommt da? Wer lauft da hinter mir her? Dera Schullehrern, der Fratz! Was hat der zu lauschen und zu horchen? Was will er derfahren? Etwa von mir was? Nix, gar nix soll er derfahren. Liebern geh ich fort. Ich bleib nimmer hier, wo der Kerlen ist!“
    Es raschelte in dem Loch. Der Silberbauer kam herausgekrochen. Er richtete sich mit seinem einen Arm mühsam am Felsen auf. Er taumelte dabei hin und her, und die Kinnbacken schlugen ihm gegeneinander.
    „Brr! Wie kalt!“ stöhnte er. „Wo steckt er denn, dera Lehrern? Ich seh ihn doch gar nimmer! Vielleicht ist bessern, ich leg mich wiedern zu Bett. Aber dann, wann er kommt, dann hat er mich auch gleich fest. Nein, ich werd hier auf ihn warten.“
    Er stand da, krumm, ungefähr wie ein Orang-Utan steht, wenn er sich aufgerichtet hat. Walther saß keine vier Schritte entfernt von ihm und konnte ihn trotz der Dunkelheit ziemlich deutlich sehen, da es hier keine Baumwipfeln gab, durch welche der Sternenhimmel verhüllt werden konnte.
    „Jetzund fangen 's wieder an!“ zürnte der Bauer. „Seid dera neue Lehrern da ist, singen 's in dera Schulen lauter dumme Liedern, an die kein Mensch glauben tut. Horch, was singen 's jetzt? Ich hör's schon, ich hör's ganz gut. Auch die Melodien kann ich auswendig. Sie klingt so!“
    Trotz seines Zähneklapperns sang er halblaut.
    „Üb immer Treu und Redlichkeit
Bis an dein kühles Grab
Und weiche keinen Finger breit
Von Gottes Wegen ab!“
    Es schnitt dem Lauscher in die Seele, diese Worte in solcher Weise aus diesem Mund zu hören. Es war wirklich eine Selbstqual, die sich des Silberbauers bemächtigt hatte.
    „Oh, die Redseligkeiten!“ lachte er höhnisch auf. „Wer ist redlich, wer?“
    Er horchte auf und fragt dann mit lauter, weithin schallender Stimme:
    „Wer hat da sprochen? Wer hat da fragt? Antwortet keiner? Ah, es ist niemand da, und ich hab doch glaubt, daß jemand mich fragt hat. Nein, es hat kein Mensch gesprochen. Ich bin allein, ganz allein. Und es ist still hier in dera Stuben. Aber macht nur das Fenstern zu, damit ich das Gesing nimmer hör! Das halt ich nicht aus. Da muß ich allemal mitsingen.“ Und er krächzte mit zitternder Stimme:
    „Des Nachbars Kunz war bis ans Grab
Ein rechter Höllenbrand.
Er pflügte seinem Nachbar ab
Und stahl ihm vieles Land.
Nun pflügt er als ein Feuermann
Auf seines Nachbars Flur –
    Nix ist wahr, nix! Wer's Land stohlen hat, der hat's Land, und niemand kann's ihm nehmen. Und wer's Geld stohlen hat, der – so, wer wollt mir's nehmen,

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