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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mehrerer Laternen.
    „Max, wo bist du?“ rief Sandau.
    „Hier, hier.“
    „Kämpft ihr vielleicht?“
    „Ja. Greif zu. Aber stürz um Gottes willen nicht hinab.“
    Der Silberbauer brüllte wie ein Stier, welchem in der Arena die Spitzen der Lanzen in das Fleisch gedrungen sind.
    „Sie kommen; sie kommen! Hinab in die Hölle mit ihnen! Hinab!“
    Er zog seinen Leib zusammen und schnellte ihn wieder aus. Es war eine fürchterliche Kraftanstrengung; aber er vermochte doch nicht den Lehrer von sich abzuschütteln. Doch diese Bewegung hatte beide noch näher an den Abgrund gebracht.
    „Rudolf, schnell! Um Gottes willen!“ rief Walther, der sich nicht loszumachen vermochte.
    „Da bin ich!“
    Beid diesen Worten warf Sandau sich nieder, ergriff den Silberbauer beim Haar und zog ihn und mit ihm den auf ihm liegenden Lehrer von der gefährlichen Stelle fort.
    Und nun war auch der Eschenbauer mit seinem Knecht da. Beide hatten Laternen. Sie sahen die drei Ringenden, setzten die Laternen zu Boden und warfen sich auf den Bauer, welcher vor Wut schäumte und trotz seines kranken Zustands einem auf das Schiffsdeck gezogenen Haifisch glich, welchem die Kraft genommen ist, der aber doch mit einem Biß seines Rachens oder einem Schlag seines Schwanzes noch zu verletzen oder gar zu töten vermag.
    „Stricke, nehmt Stricke!“ rief Walther.
    Der Knecht hatte mehrere derselben mitgebracht, sie aber zu Boden geworfen, als er den Bauer faßte. Er holte sie herbei, und nun banden die drei dem sich wütend Wehrenden zunächst die Füße zusammen, damit er mit ihnen nicht gefährlich zu verletzen vermochte. Unter bedeutender Anstrengung wurde ihm dann auch der Arm an den Leib gefesselt. Er lag nun bewegungslos da. Der Schaum stand ihm vor dem Mund, und seine Brust atmete unter keuchendem Röcheln.
    „Ihr Hunde!“ stieß er dazwischen hervor. „Ihr Mörder! Was wollt ihr von mir? Wißt ihr, wer ich bin? Meint ihr etwa, ich sei der Silberbauer? Der bin ich nicht. Ich bin der Baron von Gulijan. Versteht ihr mich! Ihr wollt mich nur fesseln, daß mein Weib verbrennen soll, daß ich sie nicht aus dem Feuer holen kann. Bringt den Silberbauer herbei und den Talmüllern, und werft sie hinein! Die haben das Schloß verbrannt. Ich aber bin unschuldig!“
    „Herrgott! Er ist verrückt geworden!“ sagte der Eschenbauer.
    „O nein“, antwortete der Lehrer. „Er fiebert und sagt dabei Dinge, welche in Wirklichkeit passiert sind.“
    „Aber Max, wie siehst du aus!“ sagte Sandau.
    Beim Schein der Laternen bemerkte Walther, daß fast sein ganzer Anzug zerfetzt war.
    „Das ist noch zu tragen“, meinte er. „Aber wenn ihr einige Minuten später gekommen wärt, so hättet ihr mich höchstwahrscheinlich nicht mehr hier gefunden. Ich wäre mit ihm in den Abgrund gestürzt.“
    „Wie ist denn das gekommen? Erzähl doch!“
    „Später. Jetzt fehlt es mir an Atem. Wollen ihn nach dem Wagen schaffen, damit er unter Obdach kommt. Man muß alles tun, um ihn am Leben zu erhalten. Wäre das nicht, so hätte ich mich nicht in so große Gefahr zu begeben brauchen. Ich hätte ihn einfach erwürgt. Aber seine Geständnisse sind von großem Wert.“
    Der Wagen hielt auf der Waldstraße. Der Bauer wurde nach demselben getragen und in das Heu gelegt, welches fürsorglicherweise mitgebracht worden war. Dann wurde er extra noch angebunden. Bei einem solchen Menschen mußte man alle möglichen Vorsichtsmaßregeln in Anwendung bringen.
    Jetzt nun, als der Wagen sich heimwärts in Bewegung setzte, erzählte Walther, wie er in den Kampf mit dem Fiebernden gekommen war. Dabei sprach er natürlich nicht laut, und auch die daran sich knüpfenden Bemerkungen wurden so leise ausgesprochen, daß der Silberbauer sie nicht zu hören vermochte.
    Er befand sich jetzt ruhig, wie es schien, in einem Zustand der Erschöpfung nach der vorangegangenen körperlichen Anstrengung. Nur leise, jammernde Laute stieß er zuweilen aus.
    Wie Walther jetzt erfuhr, hatte der Eschenbauer dafür gesorgt, daß niemand von dem Zweck dieser nächtlichen Fuhre etwas erfahren hatte. Selbst seiner Frau hatte er es verschwiegen und dem Knecht es erst unterwegs gesagt, wohin er fahren solle.
    Dennoch blieb es nicht verschwiegen, denn als sie jetzt das Dorf erreichten und grad am Gasthof vorüber wollten, bekam der Silberbauer einen neuen Fieberanfall. Der Umstand, daß er mit Gewalt verhindert wurde, seine Glieder zu bewegen, vergrößerte die Wut, welche sich seiner bemächtigte. Er schrie

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