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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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so ergriffen, daß er es vorzog, noch für kurze Zeit im Freien zu bleiben. Er trat also wieder zur Tür heraus.
    Da sah er den Finken-Heiner, dessen ganze Persönlichkeit ihm bereits vorher höchst interessant vorgekommen war. Die Haltung des Alten war in diesem Augenblick eine solche, daß sie Ludewigs Aufmerksamkeit fesselte. Der Heiner stand gesenkten Hauptes da, gestikulierte mit seinem einen Arm in der Luft herum und stieg dann in einer Weise den Damm empor, als ob er irgend etwas sehr Geheimnisvolles vorhabe. Ludewig folgte ihm langsam über den Damm hin bis zum Weg, der in den Wald führte.
    Was wollte der Heiner jetzt, bei dieser Dunkelheit, im Forst? Jedenfalls war es kein gewöhnlicher Grund, welcher ihn veranlaßte, diesen Weg einzuschlagen. Ludewig folgte ihm also. Der Weg was so weich, daß man die Schritte nicht leicht hören konnte; er konnte sich also ganz nahe hinter dem Heiner halten.
    Dieser bog dann links vom Weg ab und in den Wald hinein. Auch jetzt folgte ihm Ludewig. Es war hier freilich schwieriger, fortzukommen, und so kam es, daß er ihn bald verlor. Doch ging er trotzdem noch eine Strecke in gerader Richtung weiter und kam infolgedessen auf die Blöße. Da hörte er die ersten Worte, welche zwischen Heiner und Anna gewechselt wurden. Er ging näher, neugierig, was da für ein Gespräch geführt werde. Es konnten Wilddiebe, Schmuggler oder sonst Leute sein, welche Ursache hatten, ihr Wesen im Dunkeln zu treiben. Als er unbemerkt so nahe gekommen war, daß er jedes Wort deutlich verstehen konnte, ließ er sich hinter ihnen in das Moos nieder und horchte. Auf diese Weise wurde er Zeuge der ganzen ergreifenden Unterredung und lernte einen Blick in die Verhältnisse des armen Löffelmachers tun. Zugleich aber fiel dabei ein düsteres Streiflicht auf den Silberbauern, mit dem er heute gefahren war und der auf ihn bereits einen sehr abstoßenden Eindruck gemacht hatte.
    Als dann der Heiner den Kienspan anbrannte, konnte Ludewig die Züge der Frau ganz deutlich erkennen. Sie mußte früher allerdings schön gewesen sein, ja, die einstige Schönheit war noch nicht verschwunden. Die Frau mochte nicht viel über vierzig Jahre alt sein, und wenn die Folgen der bisherigen Leiden und Entbehrungen überstanden sein würden, so war zu erwarten, daß sie einen höchst stattlichen Eindruck machen werde. Der Heiner sah dagegen viel älter aus, als er war. Er hatte weit mehr noch als sie unter den Folgen ihres Fehltritts gelitten.
    Als die beiden dann aufbrachen, folgte ihnen Ludewig nicht. Er kehrte, erst langsam und vorsichtig zwischen den Bäumen hindurch und dann den bereits beschriebenen Waldweg entlang, ins freie Feld und nach der Mühle zurück.
    Der Heiner war mit seiner Anna kaum aus dem Wald herausgetreten, so hörten sie, daß ihnen jemand entgegenkam.
    „Wer mag das sein?“ fragte er. „Komm zur Seite.“
    Sie wichen einige Schritte seitwärts. Ein Mann wollte an ihnen vorüber. Der Heiner erkannte ihn.
    „Sepp! Wurzelsepp!“
    „Was? Wer ist da?“ fragte der Angeredete, indem er stehenblieb.
    „Kennst mich denn nicht gleich an dera Stimmen?“
    „Ja, nun freilich. Der Heiner! Dich such ich.“
    „Hier?“
    „Ja, wo sollst sein, wannst nicht daheim bist und nicht in dera Mühlen. Dich kennt man schon. Du schläfst sogar, wann's dir einfällt, draußen im Wald auf deiner Blößen.“
    „Ich war auch eben dort.“
    „Hab mir's denkt. Aber, Sappermenten! Bist ja nicht allein! Hör mal, ich glaub gar, du hast ein Rotkaterl fangt und schaffst's jetzunder heim, damit's deine Mehlwurmern fressen soll!“
    „Hast's derraten. Fangt hab ich's und heimschaffen tu ich's. Ich laß es gar nimmer wiedern fort.“
    „So mag's nur gut singen und pfeifen!“
    „Das wird's gar gern tun.“
    „Glaub's aber nicht.“
    „Warum?“
    „Den Vogel, den kennt man schon. Der hat keine rechte Stimmen. Da ist's gefehlt.“
    „Da bist auf dem falschen Weg. Diesen Vogel, den kennst halt freilich nicht.“
    „Oho!“
    „Ja. Kennen tust ihn wohl, aber sehen hast ihn noch nicht, noch gar niemals nicht.“
    „Da willst mich narren. Wer soll's sein, als die Feuerbalzern, die bei dir wohnt.“
    „Die! Denkst also das?“
    „Ja, denn eine andere wirst nicht heimführen.“
    „Na, eine andere ist's aber doch. Und was für eine!“
    „Wohl eine gar schöne oder junge?“
    „Die willkommenste, die's nur sein kann.“
    „Himmelsapperloten! Da bin ich freilich neugierig, wer's ist. Darf ich sie mir mal

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