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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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seine Hand ergriffen. Sie hielt sie so fest, daß er sie ihr nicht entziehen konnte, und bedeckte sie mit Küssen.
    „Heiner, Heiner!“ schluchzte sie. „Ich bin nimmer wert, daß die lieben Sterne vom Himmel auf mich niederscheinen. Und grad weilst nicht zürnst, weilst so gut bist und so barmherzig, darum steht meine Schuld viel größern als bisher vor mir. Jetzt, wann ich ungeschehen machen könnt, was ich dir tan hab, ich gab mein Leben hin, ja, mit tausend Freuden gab ich's hin, hier auf dera Stellen!“
    „Ungeschehen kannst's nicht mehr machen, Anna. Also kannst nix weitern tun, als es vergessen.“
    „Vergessen? Das ist unmöglich!“
    „Warum? Schau, ich hab's auch vergessen!“
    „Vergeben hast's, du Großmütiger, aber vergessen kannst's nicht. Daß einer um sein ganzes Lebensglück, um sein Vermögen und um seine Gesundheiten bracht worden ist, das kann bei ihm nicht in Vergessenheit geraten.“
    „Wannst's so meinst, so hast freilich recht. Aber man braucht doch nicht mehr mit Zorn daran zu denken. Schau, ich hab viel gelitten, aber du hast noch mehr erduldet. Du hast einen Wurm in dir getragen, welcher immer nagt und fressen hat, und ein Feuern, das nie verlöscht ist. Ich hab nachher doch noch Freuden habt an denen Kindern. Du aber hast keine Freud finden können niemals nicht.“
    „O Gott, da hast du recht. Ich bin oft, sehr oft nahe dran gewest, mir das Leben zu nehmen. Aber da ist mir der Gedank an den lieben Gott kommen und an dich und die Kindern. Euch hab ich noch mal sehen wollt, und nachher wird dera Herrgott ein Einsehen haben und mich sterben lassen, ohne, daß ich mich an mir selber vergreifen muß.“
    „Das ist schrecklich! Nein, so darfst nicht denken. Schau, jetzund denk ich nimmer an das Herzeleid, sondern daran, wie lieb ich dich habt hab und wie groß das Glück gewest ist, bevor der Klaus kommen ist. Ich bin ein Krüppeln, doch glaub ich an den lieben Herrgott, der für den Sperlingen sorgt und für die Blum auf dem Feld. Der wird mich nicht verderben lassen und uns erlauben, das Vergangene zu vergessen und ein neues Leben zu beginnen.“
    „Ein neues Leben? Unmöglich!“
    „Nix ist unmöglich, wann's der liebe Gott will.“
    „Aber das ist – ich weiß ja auch gar nicht, was da hast sagen wollen.“
    „Ich hab meint, daßt nicht die Frauen von dem Silberbauern worden bist damals.“
    „Das freilich.“
    „Nun, so bist ja noch die meinige.“
    „Heiner!“ rief sie auf.
    „Odern meinst halt nicht?“
    „Wir sind geschieden!“
    „Das tut nix. Man kann sich wiedern nehmen.“
    „Wie? Was? Ich hör da wohl nicht richtig?“
    „Wirst schon richtig hört haben. Willst's wohl nicht glauben, daß ich dir so gut gewest bin?“
    „Das glaube ich.“
    „Oder willst's nicht glauben, daßt deine Fehlern längst bereut hast?“
    „Gott ist mein Zeuge, wie sehr ich sie bereue und wie sehr ich um ihretwillen gelitten hab!“
    „Nun, warum soll's da nicht grad so werden können, wie's früher mal gewest ist?“
    Sie schwieg. Sie starrte im Finstern zu ihm herüber, so daß er ihre Augen förmlich leuchten sah.
    „Heiner“, sagte sie, „ich denk, du hast mir vergeben!“
    „Ja, freilich!“
    „Warum sinnst dann auf eine solche Rach?“
    „Auf eine Rach? Das fallt mir nicht ein!“
    „O doch! Denn nur eine Rach kann's sein, wegen der du so zu mir redest.“
    „Das begreif ich nicht. Willst's mir erklären?“
    „Du willst so tun, als ob ich noch das größte Glück haben könnt, ein Glück, das so groß ist, daß ich nicht im Traum und nicht im Wahnsinn daran denken könnt, und nachher, wann ich's glaub, dann willst mich auslachen und verspotten.“
    „Ich dich auslachen und verspotten? Herrgottsakra! Wann's mir ein andrer sagen tät, dem wollt ich's wohl zeigen! Ich schlüg ihn in Grund und Boden! Nein, was ich sag, das ist mein heiliger Ernsten.“
    „Nein, nein, unmöglich!“
    „So! Willst beim Seiltänzern bleiben?“
    Sie schwieg.
    „Bist etwa seine Frauen?“
    „Nein, Gott bewahre!“
    „Oder lebst mit ihm, als obst sie wärst?“
    „Heiner, ich habe ein einzig Mal nicht an meine Ehr gedacht; seit jener Zeit aber hat's keinen gegeben, der mich hat anrühren dürfen. Ich bin beim Seiltänzer, weil er mir helfen soll, mich an dem Silberbauern zu rächen. Daß er das kann, davon werd ich dir noch verzählen. Er will mich zwar zu seiner Frau haben, aber er wird sich das aus dem Kopf schlagen müssen.“
    „So! Also bei ihm willst nicht bleiben. Was

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