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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aufsuchst. Einen Gast hab ich halt gar zu gern; aber leidern kommt niemand zu uns.“
    Sie war vor Freude rot geworden. Auf dem Gesicht ihrer Mutter aber wechselte die Röte mit der Blässe. Die unglückliche und doch so glückliche Frau mußte alle ihre Kraft zusammennehmen, sich zu beherrschen.
    „Ja“, sagte der Heiner. „Du tust doch grad ganz so, als obst sie schon kennen tätst!“
    „Der Vatern wird sie schon kennen, und da ist's mir halt gar gern willkommen.“
    „So hast wohl den Vatern sehr lieb?“
    Diese Frage sprach Anna aus. Ihre Stimme zitterte, und über ihr Auge legte sich ein feuchter Schleier. Lisbeth horchte ganz eigentümlich auf, als sie diese Stimme hörte. Ihr Blick nahm einen forschenden Ausdruck an. Sie antwortete:
    „Ja freilich hab ich den Vatern lieb. Und das dort ist Hans, der Brudern. Er ist krank und kann nicht gut aufstehen. Wannst seine Händen haben willst zum Willkommen, so mußt zu ihm gehen.“
    Da ging Anna hin, streckte ihm die Hand entgegen und fragte:
    „Wirst auch du mich willkommen heißen?“
    Er hatte ihre Hand ergreifen wollen, zog aber die seinige wieder zurück, errötete, fuhr sich mit der Hand nach dem Herzen, ergriff dann aber hastig ihre Rechte und antwortete:
    „Freilich, bist herzlich willkommen, denn dich hab ich gern und sehr lieb.“
    Da war die Stimme des Blutes, welche Gottes Stimme ist. Dem Heiner traten rasch die Tränen aus den Augen.
    „Ja, habt sie lieb!“ sagte er. „Sie ist eine gute und liebe Base aus – aus – aus Steinegg über der Grenz herüber. Wir sind frühern gar sehr gut bekannt mitnandern gewest. Nicht war, Bas?“
    „Ja“, antwortete Anna.
    Sie mußte die Lippen mit Gewalt zusammenpressen, um nicht in lautes Weinen auszubrechen; aber die Tränen stürzten ihr über die Wangen.
    Da tat Lisbeth einen raschen Schritt auf sie zu, ergriff sie bei der Hand, sah ihr mit einem unbeschreiblichen Blick in das Gesicht und sagte:
    „Du weinst! Dera Vatern weint! Herr, mein liebern Gott, ich weiß, warum ihr weint! Ich weiß, werst bist. Muttern, meine Muttern, meine liebe, liebe, liebe Muttern! Bist wiedern kommen! O meine arme, gute, liebe Muttern du!“
    Sie schlang die Arme um sie. Die hing an ihrem Hals und weinte und lachte aus tränenden Augen. Der Sohn fuhr vom Stuhl auf.
    „Mutter!“ rief er. „Haben wir denn noch eine Mutter? Ist sie nicht tot?“
    „Nein“, rief Lisbeth. „Sie ist nicht tot. Der Wilhelm hat mir sagt, daß sie noch lebt. Und hier ist sie. Das ist sie. Ich kenne sie. Da drin, da drin im Herzen hat's ruft, daß es die Muttern ist, die Muttern, die Muttern!“
    Hans flog hinter dem Tisch hervor, als ob er völlig gesund sei, und auf sie zu.
    „Ist's wahr? Bist's? Bist unsere Muttern?“
    „Ja, ja, ihr guten, lieben, armen Kinder!“ schluchzte sie, indem sie vor Wonne und Schmerz in die Knie brach.
    Sogleich knieten die drei anderen neben ihr. Vater und Mutter, Bruder und Schwester, die vier hielten sich eng umschlungen und weinten, weinten, weinten.

ZWEITES KAPITEL
    Die Sirene
    Die Bahnhofsglocke war zum zweiten Mal geläutet worden. Von fernher ertönte ein schriller Pfiff der Lokomotive, zum Zeichen, daß der erwartete Zug nahte. Ein Ächzen, Stöhnen und schmerzendes Kreischen rollender Räder – der Zug fuhr im Perron ein.
    Der Zug hielt. Die Schaffner eilten an die Türen, um dieselben zu öffnen.
    „Station Lindenberg!“ ertönte ihr Ruf.
    Die Wagen entleerten sich, denn hier wurde auf die hier einmündende Sekundärbahn, welche westwärts in die Berge und an die österreichisch-bayrische Grenze führte, umgestiegen.
    Eine junge Dame stand auf dem Perron. Ihr Köpfchen, welches sich nach rechts und links wandte, um besorgt forschend die Aussteigenden zu betrachten, ließ vermuten, daß sie irgendeinen Passagier oder eine Reisende erwartete. Schon schienen alle Ankommenden die Coupés verlassen zu haben, da öffnete sich am hintersten Wagen die Tür, welche unachtsamerweise von außen wieder zugeworfen war, noch einmal, und es stieg eine in ein elegantes Reisegewand gekleidete Dame aus.
    Sie war blond, sehr üppig gebaut. Schon beim ersten Blick auf sie mußte man sich sagen, daß sie den besseren, vielleicht sogar den höheren Ständen angehöre. Sie blieb am Coupé stehen und blickte sich forschend um.
    Da fiel das Auge der ersterwähnten jungen Dame auf sie.
    „Ah, doch endlich!“ sagte die Wartende in erfreutem Ton zu sich selbst, und dann eilte sie auf die andere zu.
    Diese sah sie

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