68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
anschaun?“
„Wann sie's leiden will, ja.“
„Warum soll sie's nicht leiden! Der Wurzelsepp ist noch ein ganz hübscher Bub, so daß ein Dirndl nur ihre Freuden haben kann, wann er's anschaut.“
Er brachte sein Gesicht nahe an das ihrige.
„Nun, hast's schon kannt?“
„Nein, das ist freilich eine Fremde. Du, Heiner, läufst doch nicht etwa gar auf Freiersfüßen?“
„Grad das ist's, worauf ich lauf.“
„So will ich dich vergratulieren. Nimmst mich doch zum Brautführern?“
„Ja, dich am liebsten.“
„Topp?“
„Topp!“
Sie schlugen ein. Der Sepp machte Spaß, dem Heiner aber war es ernst. Der letztere fuhr fort:
„Jetzt nun brauchst nicht in den Wald, Gehst liebern mit mir?“
„Nein. Ich geh zur Mühlen, wo ich schlafen will. Ich wollt dich nur aufsuchen, um dir zu sagen, wie es mit dem Silberbauern steht. Ich war bereits fort, bin aber nachher nochmals hin, um zu derfahren, was er zu hoffen hat.“
„Ist der Arzt kommen?“
„Ja. Er hat den Kopf schüttelt.“
„So steht's schlimm?“
„Ja. Von wegen dem Arm, das hätt keine sehr große Sorg gemacht. Es ist sein Blutverlust gewest, und so seltsam der Fall ist, so tät er doch bald heilen. Aber der Bauern hat auch noch ein Bein an zwei Stellen brochen und eine Rippe dazu. Das macht die Sach schlimm.“
„So kommt er nicht davon, obgleich die Silbermartha ihn wohl gut pflegen wird.“
„Die? Die ist nicht daheim. Es heißt, sie ist vom Vatern fortgangen, doch ist's wohl nicht zu glauben. Wer weiß, wo's steckt. Morgen komm ich zu dir hinaus in den Wald, da können wir weitern drüber sprechen. Gute Nacht!“
Er ging, und die beiden setzten ihren Weg fort. Sie gingen, um nicht Neugierigen zu begegnen, nicht durch das Dorf, sondern hinter demselben weg. Da begegnete ihnen der Müller, welcher sich still wunderte, daß sein Schwiegervater mit einer fremden Frau ging. Er berichtete, daß er soeben Lisbeth nach Hause begleitet habe.
Als sie die Flachsdörre erreichten, sahen sie, daß droben in der Wohnung des Heiner noch Licht brannte. Die Stube wurde nicht von einem Kienspane erleuchtet, sondern ganz wie zu Lisbeths Geburtstag, von der Lampe. Die alte, gute Barbara hatte dafür gesorgt, daß ihre spätere junge Herrin Petroleum im Hause habe.
„Da droben wohnen wir“, sagte er.
„Mein Gott! In dera Flachsbrechen!“
Damals, als sie sich noch in der Gegend befanden, war das Gebäude noch nicht zum Bewohnen eingerichtet.
„Brauchst keine Sorg zu haben. Es ist nicht gar schlimm da droben. Die Lisbetherl sorgt halt dafür, daß alles recht hübsch fein und saubern ist. Komm nur gern mit!“
„Ich weiß gar nicht, wie mir's ist. Es treibt mir eine gar große Ängsten aus.“
„Das ist die Freud.“
„Die Freud? Vielleicht ist's auch was andres. Die Kindern können sehr leicht meine Richtern sein, die mich verdammen werden.“
„Wo denkst hin! Ich sag dir, daß sie gar nicht wissen, daß die Muttern noch lebt.“
„Wer willst nun sagen, daß ich bin?“
„Das weiß ich selbern noch nicht. Gib mir da einen guten Rat. Wer willst sein?“
„Ja, das mußt bessern wissen, als ich.“
„Eine Verwandte von jenseits der Grenz?“
„Das geht nicht.“
„Warum nicht?“
„Wann ich eine Verwandte bin, so muß ich doch auch bei euch bleiben als Gast.“
„Das sollst auch!“
„O nein gar! Das geht nicht.“
„Den Grund möcht ich kennen.“
„Nein, nein! Ich bleib im Gasthof.“
„Bei dem Seiltänzern? Ist der dir liebern als ich und die beiden Kindern?“
„Das fragst auch nicht aus dem Herzen heraus. Du mußt ja einsehen, daß –“
„Nun ja“, unterbrach er sie munter. „Ich seh's schon ein. Also komm herauf. Das andere wird sich schon bald finden.“
Er ergriff ihre Hand, die er nicht wieder losließ, und führte sie ins Haus und die Treppe empor. Er öffnete die Tür, Hans saß zeichnend am Tisch, und das Lisbetherl stand im Begriff, den Ofen für morgen früh vorzurichten.
„Der Vatern!“ sagte sie, sich umdrehend. „Du warst ja schnell fort. Wo bist gewest?“
„Ich hab einen Gast holt, den ich euch hier mitbring. Da, schaut ihn euch an!“
Er schob Anna in die Stube. Ein einziger Blick der Frau zeigte ihr die Armut der Bewohner, aber auch die Wirtschaftlichkeit des jungen Mädchens. Hans konnte wegen seiner Schwäche nicht gut vom Stuhl empor; Lisbeth aber trat der Eintretenden entgegen, reichte ihr freundlich die Hand und sagte:
„Schau, das ist schön von dir, daßt uns
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