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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Eintrag tat. Ihre Freundin bemerkte es und antwortete mit einiger Reserve:
    „Nun, von einem förmlichen oder wohl gar innigen Anschließen habe ich doch nicht gesprochen. Es ist sozusagen eine Art Höflichkeitsverkehr, und die Ansprüche, welche man bei einem solchen macht, sind ja nicht unschwer zu befriedigen.“
    „Ja, du bist freilich immer leicht zu befriedigen gewesen. Das ist wahr!“
    Milda sah über diese Bemerkung, welche einen Vorwurf enthielt, hinweg und antwortete:
    „Du kannst dir ja denken, daß ich zu einem wirklich geselligen Verkehr ja gar keine Zeit habe. Die umfangreiche Einrichtung eines Schlosses zu beaufsichtigen, das ist eine Anstrengung, welche einem wenig Ruhe und Muße läßt. Darum freue ich mich deiner Ankunft. Du wirst mich unterstützen, und dein bekannter, vorzüglicher Geschmack wird alle Lücken ergänzen, welche ich an mir so zu beklagen habe.“
    „Ja, dazu bin ich sehr gern bereit. Freilich, der Wirtschaft werden wir uns nicht ausschließlich widmen können. Es gibt noch anderes, das unser volles Interesse in Anspruch nehmen wird.“
    „Anderes?“
    „Ja, und zwar höchst Interessantes.“
    „Was könnte das sein?“
    „Etwas, das du niemals erraten würdest.“
    „So will ich lieber gar nicht raten und dich also bitten, es mir gleich mitzuteilen.“
    „Ja, ich brenne vor Begierde, es dir zu sagen. Ich werde nicht der einzige Besuch sein, welchen du auf Schloß Steinegg empfängst.“
    Milda machte nicht ein Gesicht, als ob sie sich über diese Mitteilung erfreut fühlte.
    „Noch anderen Besuch?“ fragte sie.
    „Ja. Du scheinst nicht davon erbaut zu sein?“
    „Ich weiß ja nicht, wen du meinst.“
    „Nun, ich habe dir ja gesagt, daß es sich um etwas sehr Interessantes handelt. Ah!“
    Der letztere Ausruf war mit ganz eigenartiger Betonung ausgesprochen, etwa so, wie einer, dem etwas Unangenehmes widerfährt, „Nanu!“ sagen würde. Er galt einer Person, welche soeben eingetreten war, sich im Zimmer umgesehen hatte und nun langsam auf den Tisch, an welchem die beiden Mädchen saßen, zugeschritten kam.
    „Ich glaube gar, dieser Mensch will sich hierher zu uns setzen!“
    „Er hätte ein Recht dazu. Dieses Lokal ist ja ein öffentliches“, meinte Milda in versöhnlichem Ton.
    „Was nennst du öffentlich? Es muß selbst in größter Öffentlichkeit, und da gerade erst recht, darauf gesehen werden, daß ein jeder die Würde seines Standes zu wahren vermag. Ah, wirklich, der Mensch wagt es, der Strolch!“
    Der, von welchem sie sprach, trug kurze Hosen, so daß seine Knie nackt hervorblickten, Wadenstrümpfe und derbe rindslederne Bergschuhe. In seinem breiten wollenen Gürtel steckte eine kurze Tabakspfeife. Aus der Tasche seiner Weste hing eine dünne messingene Uhrkette. Sein Halstuch war von Baumwolle und sehr leger gebunden. Der breite Kragen des groben Hemdes war weder gestärkt noch geplättet. Sein Hut war alt und zerknüllt, und der Stock, welchen er in der Hand hatte, schien einfach im Wald abgeschnitten worden zu sein. Sein Gesicht war – schön, männlich schön, scharf und kühn gezeichnet, und gewisse Partien desselben ließen vermuten, daß es noch vor kurzer Zeit sehr wetterbraun gewesen sei.
    Dieser junge Mann war kein anderer als – der Krickel-Anton. Er trug seine alte, ärmliche Gebirgstracht.
    „Grüß Gott!“ sagte er. „Mit Verlaubnissen, meine Damen!“
    Milda nickte leise; Asta aber tat, als ob sie ihn weder gesehen noch seinen Gruß gehört habe.
    „Gebens mal ein Bierl her!“ sagte er zu dem Kellner, welcher soeben vorüberging.
    Der dienstbare Geist brachte das Verlangte, und der Krickel-Anton zog ein kleines, altes Beutelchen aus der Tasche und suchte die nötige Anzahl einzelner Kupferkreuzer aus demselben hervor.
    „Kellner“, sagte Asta, „nicht wahr, hier ist der Wartesalon erster Klasse?“
    „Ja, meine Dame.“
    „Dürfen Passagiere anderer Klassen hier verkehren?“
    „Verkehren? Ja.“
    „Ich denke, das ist untersagt!“
    „Nein, nämlich der notwendige Verkehr. Es kann doch vorkommen, daß ein Passagier niederer Klasse mit einem höherer Klasse zu sprechen hat.“
    „Davon spreche ich nicht. Ich frage, ob ein Passagier niederer Klasse hier Platz nehmen und sein Bier verzehren darf grad wie einer, welcher für erste Klasse bezahlt.“
    „Nein.“
    „Nun, dann sorgen Sie schleunigst dafür, daß dieser Mann hier sich dahin plaziert, wohin er gehört.“
    Der Anton tat, als ob ihm dies gar nicht gelte. Er

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