68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
geheimen Ergötzen, Asta aber zu ihrem größten Ärger.
„Ihr Diener!“ grüßte er höflich und setzte sich nieder.
Milda nickte ihm zu, Asta aber zuckte verächtlich die Achsel und wendete sich ab. Auf der nächsten Station bat sie den Schaffner um ein anderes Coupé, mußte aber zu ihrem Grimm vernehmen, daß alle anderen Plätze dieser Klasse bereits besetzt seien. Sie mußte sich drein ergeben, mit diesem entsetzlichen Menschen bis Steinegg fahren zu müssen.
Dort wartete ihrer eine Equipage, welche sie nach dem Schloß brachte. Der erste, welcher ihnen entgegentrat, war – Professor Weinhold, welcher mit dem vorigen Zug angekommen war und sich durch einen Brief des Barons von Alberg legitimierte, welchen er der Tochter überreichte.
Der Vater schrieb Milda ganz dasselbe, was sie bereits von Asta gehört hatte, und fügte allerlei wirtschaftliche und andere Bemerkungen hinzu, welche sich auf ihr Verhalten zum Professor und dessen Schüler bezogen. Nach diesem letzteren befragt, erklärte der Professor, daß derselbe nicht direkt von Wien hierher gefahren sei, sondern vorher einen kurzen Abstecher nach seiner Heimat gemacht habe, aber heute ganz gewiß noch ankommen werde. Es wurde sofort dafür gesorgt, daß er bei seiner Ankunft alle nötigen Bequemlichkeiten vorfinden werde.
Der Krickel-Anton hatte sich, nachdem er am Bahnhof aus dem Coupé gestiegen war, nach dem Gasthaus begeben, wohin er seine Effekten vorausgeschickt hatte. Dort ließ er sich ein Zimmer geben und befahl den Friseur zu sich. Als er später wieder in die Gaststube trat, starrte ihn der Wirt offenen Mundes an.
„Ah, Verzeihung!“ sagte er. „Ich weiß nicht – weiß nicht – aber sind Sie der Herr, welcher sich vorhin Nummer drei anweisen ließ?“
„Ja.“
„Dann begreife ich nicht –! Welch eine Veränderung ist da mit Ihnen vorgegangen! Fast hätte ich Sie für einen ganz andern gehalten.“
Anton begab sich nach dem Schloß. Er trug einen höchst eleganten Anzug, den Frack unter dem Überrock. Auch sein Gang, seine Haltung war eine ganz andere. Der Aufenthalt in Wien hatte zwar keineswegs lange gedauert, war aber doch von sehr günstigem Einfluß auf sein Äußeres gewesen. Auch des Hochdeutschen war er nun mächtig, so daß er nicht befürchten mußte, sich eine Blöße zu geben.
Im Schloß angekommen, fragte er den Diener nach dem Professor und wurde zu demselben geführt. Dieser ließ sogleich die Baronesse benachrichtigen, daß Herr Warschauer angekommen sei. Zugleich ließ er anfragen, wann es gestattet sei, denselben vorzustellen.
„Was meinst du?“ fragte Milda. „Es ist bereist Dämmerung, also Abend. Sollten wir nicht so rücksichtsvoll sein, ihn sich erst bis morgen von seiner Reise ausruhen zu lassen?“
„Ausruhen? Wozu?“
„Nun, er ist soeben erst angekommen; darum sollten wir – ah, da fällt mir ein, daß ja seit dem unserigen kein weiterer Zug gekommen ist!“
„Wirklich! Dann hat er sich bereits heute hier befunden, oder er ist mit einer anderen Gelegenheit hier angekommen. Auf keinen Fall aber ist er so ermüdet, daß wir ihn bis morgen schonen müßten. Wir wollen ihn sehen. Und wie heißt er? Warschauer? Hm! Mir ist's, als ob ich diesen Namen erst kürzlich gehört hätte.“
„Mir auch.“
„Aber wo?“
„Ich kann mich nicht besinnen.“
„Ich auch nicht.“
„Nun, so – aber, höre, da fällt's mir ein! Weißt du, wer Warschauer hieß? Anton Warschauer?“
„Nun, wer?“
„Der Passagier, welcher mit in unserem Coupé saß.“
„Ja, wahrhaftig. Du hast recht. Jetzt fällt auch mir es ein. Anton Warschauer nannte er sich, als der Polizist ihn nach seinem Namen fragte. Aber das ist auf alle Fälle nur ein Zufall. Du meinst doch nicht etwa, daß dieser Mensch und der Sänger eine Person seien?“
„Das möchte ich nicht glauben.“
„Es ist ganz unmöglich! Die hochinteressante Person, von welcher ich gehört habe, und dieser freche Kerl können gar nicht identisch sein. Also, wollen wir ihn jetzt kommen lassen?“
„Wenn du meinst?“
„Ja, ich meine es. Nun, was gibt's?“
Diese Frage war an den wieder eintretenden Diener gerichtet.
„Frau Bürgermeister Holberg ist da“, meldete er.
„Kann wieder gehen!“ befahl Asta ganz so, als ob sie die Herrin des Hauses sei.
„Verzeih“, fiel Milda ein, „ich möchte sie doch empfangen.“
„Aber du siehst doch ein, daß wir jetzt keine Zeit für sie übrig haben!“
„O doch!“ erklärte die Herrin
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