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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Freundin. „Nun, kommst du endlich?“ fragte diese in zürnendem Ton. „Das scheint doch beinahe, als ob du mich verleugnen wolltest, als ob du dich meiner schämtest.“
    „Was denkst du! Ich folgte nicht sofort, um den Affront nicht zu vergrößern.“
    „Affront? Wer hat ihn verursacht? Ich oder dieses Subjekt, welches uns in dieser Weise blamierte?“
    „Bitte, Asta, regen wir uns nicht weiter auf; freuen wir uns vielmehr, daß wir einander wiederhaben! Ich bitte dich!“
    Die schöne Blondine zog die Stirn in Falten, zuckte die vollen Schultern, was ihr ein äußerst indigniertes Aussehen gab, und antwortete:
    „Nun ja, du bist immer ein klein wenig plebejisch gesinnt gewesen. Nimm mir's nicht übel; aber ich gebe es auf, dich zu ändern. Vergessen wir also dieses so unangenehme Intermezzo, obgleich ich am allerliebsten wieder umkehren und nach Wien zurückfahren möchte. Ich denke aber an die höchst interessante Bekanntschaft, welche ich bei dir machen werde.“
    „Ich wüßte nicht, wen du meinen könntest!“
    „Nun, aus Schloß und Stadt Steinegg ist es allerdings niemand. Darauf kannst du dich verlassen. Ich glaube nicht, daß es dort eine Person gibt, welcher ich meine Beachtung schenken werde.“
    „Ich hoffe doch!“
    „Ich? Wem zum Beispiel?“
    „Da ist zum Beispiel eine mir sehr sympathische Dame: Frau Bürgermeister Holberg. Sie ist Witwe –“
    „Hm! Eine Bürgermeisterswitwe! Fi donc!“
    „Eine sehr gebildete Dame!“
    „Dame? Doch bürgerlich?“
    „Nun, meinst du, daß es keine bürgerliche Dame geben könne?“
    „Nein, die kann es freilich nicht geben. Eine Dame muß meiner Ansicht nach unbedingt von Adel sein. Also deine Freundin kann mir nicht imponieren.“
    „Das wird sie auf keinen Fall. Ihr ganzes Wesen ist gar nicht aufs Imponieren angelegt. Sie ist eine sehr liebe, stille, bescheidene Seele, welche ihren reichen Schatz an Kenntnissen und Erfahrungen kaum ahnen läßt, weißt du, so eine tiefe angelegte Natur, aus welcher man immer neue Schätze emporstöbert, sobald sie sich einem einmal geöffnet hat.“
    „Also eine Art Schacht?“ spottete Asta.
    „Ja“, antwortete Milda, über den Spott hinwegsehend, „wirklich ein reicher Schacht.“
    „Oder ein Stollen, eine Kohlengrube. Einmal von weitem werde ich sie mir wohl ansehen; aber nahe kommen werde ich ihr auf keinen Fall. Kohlengruben haben für mich stets etwas Beängstigendes. Ich lasse sie dir also über, ohne in die geringste Konkurrenz mit dir zu treten. Lieber werde ich mich mit der neuen Bekanntschaft sehr eingehend beschäftigen.“
    „So sage mir doch endlich, wen du meinst!“
    „Es wird dich außerordentlich überraschen, es zu vernehmen. Du liebst ja auch die Kunst.“
    „Also sprichst du von einem Künstler oder von einer Künstlerin?“
    „Von einem, nicht von einer natürlich.“
    „Und den willst du bei mir kennenlernen?“
    „Ja.“
    „Auf Schloß Steinegg?“
    „Freilich.“
    „Da dürftest du dich täuschen. Außer eben Frau Bürgermeister Holberg, welche eine angenehme Stimme hat, sehr reizend singt und mit mir zuweilen musiziert, gibt es auf und in Steinegg keine Person, welcher ich den Rang eines Künstlers zusprechen möchte.“
    „Schon wieder diese Frau Bürgermeisterin! Ich spreche aber ja von gar keiner sich in Steinegg befindenden Person, sondern von einem Herrn, welcher aus Wien kommen wird, sich dir vorzustellen.“
    „Aus Wien! Ein Künstler? Ich weiß wirklich nicht, welcher das sein könnte. Mit welcher Abteilung der Kunst beschäftigt er sich?“
    „Mit dem Gesang.“
    „Also ein Sänger? Ich wüßte keinen einzigen Sänger der Hauptstadt, welcher Veranlassung haben könnte, sich mir auf Schloß Steinegg vorzustellen.“
    „Das ist das eben Hochinteressante, daß du ihn gar nicht kennst!“
    „Ach! Also ein Herr deiner Bekanntschaft?“
    „Nein, auch nicht. Ich habe ihn weder gesehen noch gehört; aber ich brenne vor Begierde, ihn kennenzulernen.“
    „Aber, liebste Asta, so begreife ich nicht, aus welchem Grund er grad zu mir will!“
    „Aus dem sehr einfachen und sehr triftigen Grunde, daß dein Vater ihn zu dir schickt.“
    „Mein Vater?“ fragte Milda erstaunt. „Der? Der schickt mir einen Sänger?“
    „Ja, meine Liebe!“
    „Unglaublich! Mein Vater, welcher mich, zwar nicht meiner Ansicht nach, sondern zufolge des Urteils anderer, fast zu streng, beinahe klösterlich erzogen hat, mein Vater, welcher so unausgesetzt jede männliche Bekanntschaft

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