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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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damit bezweckte: einen Aufschub. Ich habe meine Absicht erreicht.“
    „Aber es wird dir doch nichts helfen. Der Vater wird dich doch noch zwingen.“
    „Warten wir das ruhig ab. Zeit gewonnen, viel gewonnen. Wer weiß, was in diesen vierzehn Tagen alles passieren kann. Auf keinen Fall werde ich die Frau dieses Menschen. Es muß sich ein Mittel finden, von ihm loszukommen. Hilf mir mit nachdenken.“
    Sie machte sich von der Mutter los und ging, aber nicht, um nach dem Gesinde zu sehen, wie sie gesagt hatte, sondern – nach dem Garten.
    In welcher Absicht sie ihre Schritte dorthin lenkte, das konnte sie sich selbst nicht sagen. Vielleicht wollte sie in der frischen Abendluft ihre aufgeregten Pulse beruhigen. Vielleicht auch dachte sie an Ludwig, welcher, wie zu erwarten stand, nun bald aus dem Gasthof zurückkehren mußte.
    Wenn sie diesen Gedanken gehabt hatte, so zeigte es sich sogleich, daß sie sich nicht geirrt hatte, denn sie war kaum in den Garten getreten, so hörte sie Schritte, welche sich von der Außenpforte her näherten. Ludwig kam mit seiner Mutter.
    Es war nicht hell, aber Gisela erkannte ihn bereits von weitem an seinem Schritt. Sie ging den beiden entgegen und sagte:
    „Recht, daß ihr kommt. Das Abendessen ist längst vorüber. Geht in die Stube. Dort steht euer Mahl.“
    „Danke“, antwortete der Knecht. „Wir haben im Gasthof gegessen.“
    „Wohl weil der Vater zu geizig ist, einem fremden Gast etwas zu geben?“
    „Vielleicht, ja. Aber auch aus diesem Grund, daß die Mutter jetzt gleich schlafen gehen kann. Sie ist müde. Wo sind die Osecs jetzt?“
    „Oben in der guten Stube.“
    „Hm! Da weiß man also, was geschehen ist. Darf man vielleicht gratulieren?“
    „Ja.“
    Diese Antwort hatte er nicht erwartet. Er deutete sie natürlich so, als ob die Verlobung stattgefunden habe, und erschrak darüber.
    „So hast du also doch ja gesagt?“ fragte er.
    „Nein.“
    „Nicht? So bist also gar nicht fragt worden? Das ist noch schlimmer!“
    „Oh, man hat mich allerdings gar nicht fragen wollen, aber ich habe es mir nicht gefallen lassen. Aus dem Verspruch ist nichts geworden.“
    „Was sagst du?“ fragte er schnell. „So bist also noch nicht die Braut?“
    „O nein. Und ich werde sie wohl auch niemals sein.“
    „Aber dennoch hast sagt, daß ich dir gratulieren könnt. Da hab ich mir dacht, daß der Verspruch gehalten worden sei.“
    „Eben daß nichts daraus geworden ist, dazu hast du mir gratulieren sollen.“
    Seine Mutter war nicht mit stehengeblieben. In ihrer bescheidenen, rücksichtsvollen Weise war sie langsam weitergegangen. Darum rief er ihr, einem augenblicklichen Impulse folgende, mit gedämpfter Stimme nach:
    „Geh hinauf in meine Kammer, Mutter, und leg dich nieder. Ich komm nachher auch noch auf eine Minut hinauf.“
    Sie folgte dieser Aufforderung und entfernte sich. Er stand bei Gisela, wollte zu ihr sprechen und doch fiel ihm kein Wort ein, mit welchem er beginnen solle. Sie begann vorwärts zu schreiten, und er hielt sich an ihrer Seite, bis sie die bereits beschriebene Bank erreichten. Dort blieb das Mädchen stehen und sagte:
    „Hier war es, wo du mir heute gegen ihn geholfen hast.“
    „Ist dir das lieb gewest?“
    „Sehr lieb, sehr. Ich habe dir recht herzlich zu danken, daß du auf dem Saal so gut für mich gesorgt hast.“
    „Brauchst nicht zu danken. Das wenige, was in meiner Macht stand, hab ich gern getan. Das meiste hat der Musikdirektor gemacht.“
    „War es denn verabredet, daß die Musik allemal aufhören mußte, sobald der Osec mit mir tanzen wollte?“
    „Ja. Das war das Allerbeste, was geschehen konnte. Alles andere wäre gefährlich gewest, denn ich hätt dich so viele Male vorengagieren müssen, daß dein Vater ganz gewiß zuletzt gar grimmig worden wäre.“
    „Das ist er auch so bereits. Einen schönen Dank kann ich dir freilich nicht geben. Wenn Hochzeit geworden wäre, so hättest du doch wenigstens einen guten Tag gehabt, nun aber wird leider nichts daraus.“
    „Sprich nicht von einem guten Tag. So einen Tag möcht ich gar nicht haben. Aber wie ist es denn kommen, daß dein Vatern von seinem Vorhaben abgewichen ist?“
    „Er hat müssen, denn ich geh in das Kloster.“
    „Himmelsakra!“
    Er fuhr bei diesem Ausruf gleich um einige Schritte zurück.
    „Das erschreckt dich wohl?“ fragte sie.
    „Beinahe sehr!“
    „Warum?“
    „Weil – weil – du bist doch keine, die ins Kloster gehört.“
    „Wohin denn

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