69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
sonst?“
„Du gehörst heraus ins Leben. So eine wie du kann verlangen, glücklich zu sein.“
„Das kann ich doch auch im Kloster werden!“
„Meinst du wirklich?“
„Ja“, antwortete sie, sich auf die Bank niedersetzend. „Oder denkst du vielleicht, daß es da kein Glück geben kann?“
„Ja, davon versteh ich halt nix. Ich bin kein frommer Klausner oder Einsiedler. Ich kann mir aber gar nicht denken, daß es in der Klosterzellen so schön ist, daß man solche Sehnsucht haben darf, hinein zu kommen.“
„Und ich hingegen kann es mir denken. Darum sehne ich mich hinein.“
„Ist's dein Ernst?“
„Natürlich.“
„O jerum! Da ist's aber doch jammerschad!“
„Um was?“
„Um dich!“
„Warum?“
„Weil – weil – ja, das kann ich dir so gar nicht sagen.“
„Ich denke, daß du es mir recht gut sagen könntest, wenn du nur wolltest.“
„Das ist weit gefehlt.“
„Ist's so schwer zu sagen?“
„Ja, weil man kein Herz dazu hat.“
„Du bist doch sonst nicht so furchtsam!“
„Da hast freilich recht. Ich fürcht mich vor dem Teuxel nicht, und nun möcht ich mich vor – vor – vor einem Engel fürchten.“
„Wer ist dieser Engel? Wo ist er?“
„Der ist – hm, ich denk, er wird halt nicht gar weit von hier sein.“
„Ich sehe ihn nicht. Du sprichst in Rätseln. Komm, setz dich mit her zu mir und rede so, daß ich dich verstehen kann.“
Es überlief ihn glühend heiß. Jetzt, im Abenddunkel, sollte er sich neben sie setzen. Er zögerte, es zu tun.
„Nun“, sagte sie, „du magst wohl nicht gern neben mir sein?“
Jetzt ließ er sich an ihrer Seite nieder und antwortete:
„Da kannst mich mit dieser Frage grad ganz aus dem Häusle bringen. Ich möchte wohl wissen, wer sich nicht gern zu dir setzen tät. Es gab im Gegenteil gar manchen, der da neben dir sitzen möcht all sein Leben lang.“
„Kennst du vielleicht einen solchen?“
„Ja.“
„Wer ist es?“
„Der Osec.“
„Schweig von diesem! Ich mag von ihm nichts wissen.“
„Das ist sehr schön und gut, daßt von ihm nix wissen magst; aber mußt denn derhalben nun gleich partoutemang ins Kloster gehen?“
„Ja. Es gibt kein anderes Mittel, von ihm loszukommen.“
„Das denkst bloß nur. Es gibt noch andere Mittel und Weg. Brauchst dich nicht gleich fürs ganze Leben eingraben zu lassen.“
„So sei so gut und nenne mir einen solchen Weg!“
„Das kann ich schon. Du brauchst doch nur deinem Vatern zu sagen, daßt den Osec nicht magst.“
„Das habe ich auch getan, aber es hat mir nichts geholfen. Der Vater will mich zwingen.“
„Da hat er weit gefehlt. Das kann er nicht. Er kann dich doch nicht mit aller Gewalt hin an den Altar schleppen.“
„Das kann er nicht. Aber er kann mich durch sein Verhalten so weit bringen, daß ich auf die Heirat eingehe, um nur Ruhe und Frieden zu haben.“
„Ja, wannst so gar weich bist, daßt dich auf diese Weise zwingen läßt, so ist's allerdings gefehlt von mir. Aber ich hab mir immer denkt, daßt auch auftreten kannst, wannst nur erst einmal willst.“
„So? Das hast du dir gedacht? Da magst du recht haben. Was ich mir einmal eingebildet habe, das muß geschehen. Jetzt nun bin ich fest entschlossen, in das Kloster zu gehen, und ich werde mich auch nicht davon abbringen lassen. Du freilich meinst, daß es schade um mich sei; aber warum es schade ist, das hast du mir noch nicht gesagt.“
„Weilst so ein gar schönes und feins Dirndl bist.“
„Das denkst du nur.“
„O nein! Du bist halt ein bildsauberes Dirndl und ein gar gutes dazu. Ich hab mir immer denkt, daß – daß –“
„Sprich weiter! Was hast du dir gedacht?“
„Ich hat mir denkt, daß derjenige, der dich einmal zur Frau bekommt, ganz gewiß mit keinem andern tauschen tät.“
„Vielleicht grad ganz gern.“
„O nein, o nein, mit keinem Millionär, mit keinem König und keinem Kaiser!“
Er hatte im Eifer seine Stimme erhoben.
„Nicht so laut!“ warnte sie. „Es braucht's niemand zu hören, daß wir hier sitzen, und daß du mir solche Schmeichelhaftigkeiten sagst.“
„Das sind keine Schmeicheleien, sondern die reinen Wahrheiten! Ich hab nie ein Dirndl kennt, welches sich hätt mit dir messen können.“
„Ludwig jetzt flunkerst du!“
„Das fallt mir gar nicht ein. Ich kann's gleich beschwören, daß ich die Wahrheit sag. Du bist die Allerschönste in der ganzen Gegend.“
„Aber in München, wo du so lange Zeit als Soldat gewesen bist, da gibt es
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